Über das Laufen: Der lange Wald zu mir selbst*

Die Stuttgarter Bärenseen

*Sehr subjektive Glosse zum Thema Laufen, die Wohni Xinge aka Ingmar nie unterbringen konnte und nun doch noch ihre Veröffentlichung findet. Xinge hat übrigens den primären Anspruch auf den Titel Wohni, sonst ist er traurig.

Es gibt nichts, was noch nicht über das Laufen geschrieben wurde. Die prominenteste Schwarte stammt freilich vom Joschka („Mein langer Lauf zu mir selbst“). Joschka ist wiederum auch das prominenteste Beispiel dafür, was passieren kann, wenn man mit dem Laufen abrupt aufhört und von einem üppigen Staatsbankett zum Anderen jettet. In der Brigitte-Redaktion spricht man vom Jojo-Effekt.

In vielen literarischen Veröffentlichungen übers Laufen geht es meist über Dinge wie Ankommen, Ziele erreichen, eigene Grenzen überwinden, unendliche Glücksgefühle, den inneren Schweinehund überwinden und sonstigem Kram. Alles Bullshit. Irgendwo kommt man immer an, daheim ist es ganz sicher schöner als im Ziel, Grenzen überwinden ist gefährlich und eine hohle Phrase von Professor-Söhnen in Trekking-Sandalen, Glücksgefühle hab ich beim Sex und eine Kreuzung aus einem Schwein und einem Hund muss ein extrem hässliches Wesen sein.

Die einzige Metaphysik, die ich in Punkto Laufsport akzeptiere und auch für mich entdeckt habe, ist das Erlangen eines natürliches Gleichgewichts zwischen Körper und Geist. Man rennt und rennt und rennt und irgendwann vergisst man, dass man rennt, spürt keinen Widerstand mehr von Mutter Erde und fühlt sich wie ein Fisch im Wasser. Wenn ihr diesen Zustand erreicht, habt ihr es geschafft.

Lange Rede, kein Sinn: Das wichtigste Lauf-Buch aller Zeiten war der Film „Forrest Gump“. Entweder man läuft oder man läuft nicht. Aber im Zweifelsfall sollte ein Mann laufen. Eine Frau natürlich auch. Aber merkt euch: Lauft so wie ihr euch fühlt. Wenn es euch nicht gut geht, bleibt daheim. Und wenn ihr euch gut fühlt, versucht länger zu laufen. Lasst euch von keinem zu quarken. Schont euren iPod. Genießt die Ruhe. Laufen ist eure letzte Bastion. Nur ihr bestimmt den Rhythmus. That´s all about it.

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13 Comments

  1. says: Busyicer

    wow! deswegen bin ich früher immer im neuhäuser sauhag joggen.
    man hatte zeit zum nachdenken und einfach zu relaxen!
    aber irgendwie bekomme ich es nicht mehr so hin wie früher =/

    dennoch danke für die strecken tipps neulichst

  2. says: Der Nachbar

    Martin E….. mit einer wundervoll gefühlvollen Ode an den Ausdauerlaufsport, ich bin zutiefst berührt…einfach wunderschön. Schön und fett, geil, sympathisch, unterhaltend,cool war auch übrigens der Auftritt von Ugly Duckling. Die Entscheidung zum Konzert zu LAUFEN war eine richtige 🙂

  3. says: manci

    so schnell wie der wind. rechts der see. links ein zerbrochenes herz. mit blick nach unten, fällt der regen in den nacken, nach oben, blendet das licht. solange sich beine bewegen, bleiben gedanken stehen. keine fragen, keine worte, nur schritte.

  4. says: schwester

    also Martin, ich hab dir das Buch von Murakami sogar geschenkt. Den Rhythmus finden und dabei bleiben, beim Laufen, beim Arbeiten, im Leben, das beschreibt er wunderschön, würde dir bestimmt gefallen Bruderherz.

  5. says: chris

    is nur so ne idee aber wenn hier ein paar leute dabei sind, die beim stuttgart lauf mitmachen wollen, können wir uns doch zusammen tun und als „verein“ anmelden. zb: „kessel.eV“ 🙂

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