
Szenische Lesung nannte sich das, was da am Donnerstag und Samstag letzter Woche im Schauspiel Stuttgart geboten wurde: Nicholas Ofczarek – Schauspieler und Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters – war zusammen mit der Musicbanda Franui zu Gast mit dem Thomas Bernhard Stück „Holzfällen„, in dem ein Ich-Erzähler aus dem Ohrensessel heraus eine Abendgesellschaft beobachtet und bewertet. Mit Sätzen wie Rundumschläge.
Die sogenannte szenische Lesung hätte auch einfach „Übergroßes Kino“ heissen können. Oder maximale Schauspielleistung auf minimalem Raum. Ofczarek braucht für die Inszenierung nicht mal den Ohrensessel. Ein Pult, ein Stuhl und sein Riesentalent reichen, um die Zuschauer 2 Stunden 20 in die Geschichte zu ziehen und zu fesseln.
Seinem Timing und seinem Talent zusehen zu dürfen ist ein XXL-Vergnügen. Alles spielt: seine Stimme, seine Mimik, sein Körper. Und das zehnköpfiges Musikensemble aus dem Osttiroler Dorf Innervillgraten, das genau so klingt wie der Ort aus dem sie stammen, garniert das perfekt mit Streichern, Bläsern, Zither und Harfe.
Nicholas Ofczarek kennt man unter anderem als Gedeon Winter aus der Serie „Der Pass“, als Sicherheitsberater Julian Hessenthaler“ aus der „Ibiza Affäre“ oder Diskothekenbesitzer Richard Pfeisinger aus „Braunschlag“. Und ich bin bekennender Ofczarek Fanboy. Der Mann gehört neben Edward Norton, John Cusack und David Schuetter zu meinen absoluten Lieblingsschauspielern.
Uns beide verbindet eine dicke Männerfreundschaft lose Internet-Bekanntschaft. Ich habe ihm zweimal auf Insta geschrieben, wie grandios ich ihn und sein Schauspiel finde. Und er hat sich beides Mal bedankt und mit meinem neuen Waden-Tattoo gegrüßt: Alles Liebe NikiO
Die Frage, wer den besten Kartoffelsalat macht – an diesem Abend wurde sie auch noch ein für alle mal geklärt: NikiO macht den besten. Er sagt das Wort KARTOFFELSALAT mitten im Stück Holzfällen auf so eine gute österreichische Art, dass man nur Staunen konnte, wo er das jetzt schon wieder hergeholt hatte.
Beim letzten Theaterstück, das wir in der kessel.tv Bestbesetzung Hotte, Elbe, Geige im Schauspiel Stuttgart gesehen haben, wären wir beinahe in der Pause gegangen. Nicht, weil es nicht gut war. Es war sogar sehr gut. Aber wir dachten, es sei zu Ende. Kultur- und Überhaupt-Banausen. Bei Holzfällen wäre ich dagegen sau gerne noch ein bisschen sitzengeblieben und hätte Ofczarek zugesehen. Selbst beim Abbau.
Jetzt gehen er und Band mit dem Stück noch ein bisschen auf Tour. Bochum, Berlin…und man kann nur hoffen, dass sie auf dem Rückweg nochmal in Stuttgart vorbeikommen.
Zwischenfazit: Oper gut. Schauspiel geil. Ballett soll Setzer machen, wenn er wieder tanzen kann.

Danke für den schönen Artikel, ich kann Ihnen nur zustimmen. Nicholas Ofczarek ist auch mein Lieblingsschauspieler. Ich kannte ihn bis dato nicht und bin nur zufällig beim surfen im „Pass“ auf ihn gestoßen und war sofort fasziniert. Ich habe noch nie einen Schauspieler erlebt, der so in der Rolle, die er verkörpert hat, „drin“ war. Habe mir daraufhin noch einige andere Sachen von ihm angesehen; meine Begeisterung ist nicht kleiner geworden.
Ich Glückliche konnte noch eine Karte für seinen Auftritt in Berlin am kommenden Montag ergattern