Stuttgarts mystische Stadtteile: Fasanenhof Instawalk

Einem der mystischsten aller Stuttgarter Stadtteile – dem Fasanenhof – kann man gar nicht genug Aufmerksamkeit und Webspace widmen, meine Meinung. Wir hatten ja hier neulich schon mal ein Fassi Feature.

Was ein ktv-Leser namens Giano freundlicherweise mit den Worten „Opas erzählen vom Krieg“ kommentiert hat. Und weil dieser Krieg – zumindest im Fassi – noch nicht vorbei ist, und mich ein Radtrip auf dem Rückweg neulich dorthin geführt hat – hier noch mehr Fasanenhoffotos. Und eine Geschichte von früher exklusiv für Giano:

Der wahre Grund, warum ich einen nicht unwesentlichen Teil meiner Jugend im Fasanenhof verbracht habe, obwohl ich nebenan in Möhringen gewohnt habe, war gar nicht die Architektur. Es waren Rolf und Perry und Uwe und Step. Eine kleine Clique, die sich wie ein exklusiver Club angefühlt hat, dessen Aufnahmebedingung es war, kein Popper zu sein. Und zu rauchen. Und eigene Kippen zu haben.

Einer der vier ist heute bei der Polizei, einer beim NDR. Rolf und Perry, von denen schon damals alle nur die Vornamen kannten, sind – als wir anderen weiterzogen – einfach in ihren Parkas am Fasanenhof geblieben. Und aus unserem Sichtfeld verschwunden. Schade eigentlich.

Ich mochte die beiden. Und ich weiß noch, wie ich damals mit Erwachsenen zu einem Zelt-Nordsee-Urlaub musste und mir nichts lieber gewünscht habe, als mit Rolf und Perry und Uwe und Step auf dem Spielplatz im Fasanenhof zu sitzen – und zu rauchen.

Hintern auf der Lehne, Füße auf der Sitzfläche, zu alt für Spielplätze und zu jung zum Rauchen. Jeden Tag nach der Schule und vor den Hausaufgaben – oder besser anstelle von Hausaufgaben – haben wir uns dort getroffen und eigentlich nichts weiter gemacht, als halbstark rumzusitzen. Und zu rauchen.

Wenn uns das zu langweilig wurde, haben wir das „Kippenspiel“ gespielt. Die Regeln waren überschaubar: Einer zündete eine Camel Filter an, zog daran und gab sie weiter. Ziel war es, dass die Asche nicht runterfällt. Und bei wem sie es tat, der hatte verloren. Mehr nicht. Keine Strafe, keine Sieger. Könnte man heute mal bei Ravensburger oder Nintendo mit anklopfen und das groß als Brett- oder Videospiel rausbringen.

Für die umsitzenden Mütter mit ihren Kindern muss das auf dem Spielplatz natürlich aus heutiger Sicht ausgesehen haben, als ob wir kiffen. Und vielleicht war das ja der eigentliche Sinn des Spiels?

Das fand jedenfalls auch der Sozialarbeiter vom benachbarten Jugendhaus nicht so super. Und machte – ebenfalls aus heutiger Sicht betrachtet – einen ziemlich guten Sozialarbeiterjob: nachdem er damit gescheitert war, uns mit seinem regulären Unterhaltungsangebot in das Jugendhaus neben dem Spielplatz zu locken, weil wir das langweilig fanden, hat er uns einen eigenen Raum versprochen. Nur für uns. Dort könnten wir tun und lassen, was wir wollten.

Und wir wollten ja vor allem rauchen. Also hat Step seine komplette Zigarettenschachtelsammlung, die er mühsam aufgebaut hatte und um die wir anderen ihn ziemlich beneidet haben, gestiftet – und wir haben die 3 Wände des neuen Cliquenraumes mit den Schachteln dekoriert. Heute könnte man so in Berlin mindestens ein Wochenende lang Vernissage machen.

Irgendwann hat dann das Jugendhaus Möhringen aufgemacht. Und weil die eine Cola-Bar aus geflextem Stahlblech hatten, einen Tischkicker und eine Spiegelkugel, sind wir aus dem Räumchen aus- und ins Jugendhaus Möhringen eingezogen. Bis auf Rolf und Perry. Vielleicht mag mal jemand schauen, ob die noch im Fasanenhof sind und rauchen?

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7 Comments

  1. says: kuttl

    … letztes Bild Fasanenhofstraße 15 … da ging ich ein paar Jahre lang ein- und aus … und wie lange ist jetzt schon wieder dieser Samurai-Messer-Anschlag im Fassi her, der genau vor diesem Gebäude stattfand?

    Super Story – erinnert an „Autoreverse“ und schreit nach einer „extended Version“ 😉

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