Stuttgart im Herbst 2019: Innerhalb weniger Wochen eröffnen vier neue Bars/Gastros. Vergangenes Wochenende ging in der Altstadt eine Speakeasy-Geschichte ins Flüsterrennen (mit Codewort, total geheim, aber Artikel in der Zeitung schon wichtig), wir wünschen viel Erfolg.
Kommendes Wochenende eröffnet Team Puf diagonal gegenüber das Rocco (Ex-Bier Bar), die Eröffnung der Detroit Bar über dem Bergamo ist für 8. November geplant und in der West-Szene schlägt das Abendlokal Blau auf, Eröffnung Montag, 28. Oktober. Team Metzgerei hat das im Mai 2018 geschlossene Urban (Ecke Schwab/Breitscheid, Pinten-Style, griechisches Essen, sehr beliebt) aufwendig saniert, renoviert und neu interieurt. Das Blau ist nun eben sehr blau. Aus verschiedenen (konzeptionellen) Gründen.
Im Gegensatz zu den bisherigen Gastro-Projekten wollte man an dieser Stelle etwas „ganz anderes“ machen, so lautete die Vorgabe des Betreibers Yilmaz Yogurtcu, und weg vom „trendig-hippen Szenelokal“.
Das Architekturbüro SOMAA nahm diesen Ansporn dankend an und erklärt die Intention des Raumkonzepts: „Ruhe und Gelassenheit sollte der Raum ausstrahlen. Wir wollten einen unwirklichen Ort schaffen, der, anders als die Vorgänger, auf nichts aus seinem Umfeld Bezug nimmt, sondern den Gast in eine „andere Welt“ einlädt – ein Ort zum Herunterfahren, Abschalten, ein in gewisser Weise diskreter Ort.“
Bedeutet zum Beispiel auch: Es gibt kein Lokalschild. Die „identitätsstiftende Innenraumgestaltung allein“ soll den Link zwischen Gast und Location generieren. Und noch mehr Theorie: Der Maler Caspar David Friedrich „mit seinen sich in unendlicher Ruhe verlierenden, zum Horizont verblauenden Gemälde“ sei Vorbild und Referenz gewesen. Oder um es anders zu sagen: In blau chillt es sich halt am strongsten.
Blau hin, Caspar her, in der Praxis denkt sich der Nicht-Architekt und Nicht-Innendesigner einfachhalber „schaut gut aus“ (falls das Blau natürlich die berühmte, individuell verschiedene Geschmacksache treffen soll) und lässt sich auf (meist) (eher) niedrige Ledersitzmöbel und Tischen nieder. Oder im Barbereich, hier dominiert glanzschwarz.
Tatsächlich stellt sich im Blau (schon bei der kurzen Besichtigung) schnell ein gewisser Gefühlsverlust für Raum und Zeit ein. Mit ein, zwei Cocktails und Drinks (hochwertig, ausgewählt) intus könnte sich dieses Gefühl rasant verstärken. Harter Realitätsaufschlag dann auf Schwabstraße, wenn man wieder raus kommt, nachts um wieviel Uhr auch immer. Am besten davor stärken mit den tapasartigen Gerichten, die von dem spanischen Koch Jorge ausgetüftelt und zubereitet werden und regelmässig wechseln sollen.
Das Blau hat ausschließlich abends geöffnet. Ob es entgegen der Pläne, nicht trendig-hip sein zu wollen, nicht doch sehr schnell trenden wird, ich weiß es nicht. Aber das wäre ja nicht schlimm.
Blau
Breitscheidstraße 133
Täglich ab 17 Uhr
Eröffnung am Montag, 28. Oktober