Stuttgart hält am ÖPNV-Ausbau trotz Spardruck fest

Stuttgart hält am Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs fest, auch unter schwierigen finanziellen Bedingungen. Die Landeshauptstadt reagiert damit auf die stark gestiegenen Kosten im ÖPNV-Bereich, will aber gleichzeitig ihre verkehrs- und klimapolitischen Ziele nicht aus dem Blick verlieren. Die Stadtverwaltung und die SSB setzen auf ein angepasstes Ausbauprogramm, das wichtige Maßnahmen vorantreibt, andere aber zunächst zurückstellt.

Hintergrund sind die massiv steigenden Ausgaben bei den Stuttgarter Straßenbahnen (SSB). Höhere Personalkosten durch neue Tarifverträge, Investitionen in Infrastruktur und Fahrzeuge, die Umstellung auf klimaneutrale Antriebe sowie die Umsetzung des Deutschlandtickets belasten den Haushalt deutlich.

Die Stadt rechnet mittelfristig mit einem Defizit von über 200 Millionen Euro jährlich. Gleichzeitig hat die SSB kaum noch Einfluss auf ihre Einnahmen, da der Großteil der Ticketpreise inzwischen auf Bundes- und Landesebene festgelegt wird.

Trotzdem sollen zentrale Ausbauprojekte wie geplant umgesetzt werden. Dazu zählt die Umrüstung der stark frequentierten U1 auf 80-Meter-Züge, wodurch sich die Platzkapazität zwischen Fellbach und Heslach verdoppelt. Ebenfalls realisiert werden der Neubau eines Stadtbahnbetriebshofs in Weilimdorf, die Verlängerung der U13 bis Hausen sowie der Ausbau der Linie U19, die künftig ganztags fahren und in Richtung Mercedes-Werk verlängert wird.

Im Busverkehr sind gezielte Verbesserungen vorgesehen: etwa dichtere Takte auf der Linie 42 in der Hauptverkehrszeit und eine häufigere Anbindung des Flughafens durch die Linie 65.

Gleichzeitig schlägt die Verwaltung eine Reihe von Maßnahmen vor, die zunächst nicht umgesetzt werden sollen. Dazu zählen die neuen Stadtbahnlinien U17 (Dürrlewang–Flughafen) und U25 (Killesberg–Plieningen), eine verlängerte Betriebszeit der U8 sowie ein durchgängiger 10-Minuten-Takt am Abend.

Auch der geplante Nachtverkehr mit Stadtbahnen bleibt vorerst ausgesetzt. Im Busbereich sind drei neue Linien gestrichen, zudem könnten Expressverbindungen wie die X4 und X7 wegfallen.

Beim Nachtbusangebot steht eine Rückkehr zur alten Taktung im Raum, also nur noch in den Nächten auf Freitag, Samstag und Sonntag. Hier gibt es jedoch parteiübergreifend breite Zustimmung, das aktuelle Konzept mit täglichem Nachtverkehr beizubehalten.

Die kommenden Monate werden zeigen, wie die Stadtbezirke auf die Vorschläge reagieren und welche Prioritäten der Gemeinderat im neuen Nahverkehrsplan tatsächlich setzt. Klar ist: Stuttgart bleibt beim Thema ÖPNV auf Ausbaukurs, wenn auch mit mehr Zurückhaltung. In einer Zeit, in der viele Kommunen Rückschritte hinnehmen müssen, wird in Stuttgart weiter am Öffi-Netz gearbeitet.

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