Stuttgart 21: Richtfest im Bonatzbau – Baustellen-Ende in Sicht?

Foto: Deutsche Bahn, Fabian Beck

Die Bahn hat Richtfest gefeiert. Wieder ein symbolischer Meilenstein auf dem langen Weg zum neuen Hauptbahnhof. Im historischen Bonatzbau, der seit Jahren eingerüstet und von Bauzäunen umstellt ist, steht der Rohbau. Der denkmalgeschützte Bau, entkernt, stabilisiert, neu aufgebaut, soll künftig der Eingang in den neuen Tiefbahnhof werden. Ein Stück Stadtgeschichte, das an die Zukunft andocken soll – oder zumindest an das, was davon noch übrig ist.

Der Bonatzbau gilt als Herzstück der Verbindung zwischen alter und neuer Bahninfrastruktur. Auf zwei Ebenen öffnet sich künftig eine große, helle Halle, ebenerdig und barrierefrei. Die Bahn verspricht mehr Komfort, kürzere Wege, weniger Hürden. Entstehen sollen 30 Flächen für Gastronomie und Einzelhandel, dazu ein Hotel mit rund 150 Zimmern. Der Vorplatz soll verkehrsberuhigt werden, der Zugang in die Stadt offener wirken. Große Worte für ein Projekt, das seit Jahrzehnten begleitet wird von Versprechen, Nachbesserungen und steigenden Zahlen.

Foto: Wozi

Laut Bahn liegt der Bonatzbau im Zeitplan. Ende 2026 sollen die ersten Reisenden durch das Gebäude in den neuen Bahnhof gelangen, Ende 2027 soll alles vollständig fertig sein. Der Innenausbau läuft, die Technik wird installiert, die Fassade gereinigt, geprüft, Stein für Stein. Über hundert Jahre alt, im Krieg beschädigt, mit unvollständigen Plänen wiederaufgebaut – kaum ein Gebäude in Stuttgart hat so viele Schichten, Umbauten und Widersprüche in sich.

Beim Richtfest war die Stimmung festlich. Bahn, Politik, Bauunternehmen – alle betonten den Fortschritt, den Mut zur Verbindung von Alt und Neu, die Rolle Stuttgarts als Verkehrsdrehkreuz. Doch jenseits der Reden bleibt der kritische Blick. Die Kosten für den Umbau des Bonatzbaus haben sich seit der ursprünglichen Planung mehr als verdoppelt, von 250 auf inzwischen 581 Millionen Euro. Ob das schon das Ende der Fahnenstange ist, ließ die Bahn offen.

Viele Stuttgarter:innen reagieren inzwischen mit einer Mischung aus Müdigkeit und stillem Pragmatismus. Nach all den Jahren, den Bauzäunen, Umleitungen, Sperrungen und geplatzten Zeitplänen geht es längst nicht mehr um Visionen. Die meisten hoffen einfach nur, dass das Projekt eines Tages abgeschlossen wird, dass Züge fahren, dass man wieder ohne Baustellen durch die Stadt kommt.

Der Bonatzbau steht dabei wie kaum ein anderer Ort für den Dauerzustand, in dem Stuttgart seit Jahren lebt – zwischen Fortschritt und Frustration, zwischen Architekturpreis und Augenrollen. Und irgendwo dazwischen, mitten im Staub, feiert man Richtfest.

Fakten: Bonatzbau-Richtfest 2025
Richtfest: 16. Oktober 2025
Kosten bisher: rund 581 Millionen Euro
Fertigstellung laut Bahn: Ende 2027
Eröffnung des neuen Hauptbahnhofs: geplant für Dezember 2026
Neuer Nutzungsmix: Gastronomie, Einzelhandel, Hotel, barrierefreie Wege, neue Halle

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