Stuttgart 21: Neue Wegführung in den Schlossgarten

Manchmal – oder seit der Baustelle immer – fühlt sich der Schlossgarten wie ein Outdoor-Fitnessstudio an, mit unfreiwilligem Labyrinth-Charme. Dank Stuttgart 21 ist aus der grünen Lunge der Stadt ein Erlebnispark geworden – mit Höhenmetern, Überraschungspfaden und Baustellenromantik.

Wo früher Leute gemütlich auf der Wiese lagen, stolpert man heute über Absperrungen, Baugruben, neue Brücken und neue Wege, die irgendwohin führen – oder auch nicht. Es gibt Schleifen, Treppen, Rampen, Umleitungen mit Panoramablick auf Bauzäune und schweres Gerät.

Der Spaziergang durch den Schlossgarten ist seit weit über zehn Jahren ein echter Hürdenlauf. Oder besser: eine organisch gewachsene Fernwanderroute mit wechselndem Schwierigkeitsgrad.

Wir machen das natürlich alles mit. Während die Tunnel gebohrt und die Lichtaugen des zukünftigen Bahnhofs installiert werden, entdecken wir täglich neue Routen zwischen Sonja Merz’ Biergarten und der nächsten gesperrten Querung. Mal geht’s runter ins Baugrubenreich, dann wieder hoch auf eine improvisierte Brücke – immer schön im Rhythmus der Gravitationskräfte und mit gut trainierten Waden.

Es hat was von einer Gravitrax-Kugelbahn – nur dass wir die Kugeln sind. Gesteuert von Muskelkraft, Umleitungsschildern und einer guten Portion Trotz.

Danke, Stuttgart 21, für diese Urban Hiking-Anlage. Für den hässlichen Teil des Schlossgartens, der regelmäßig eine neuen Walk of Life für uns bereit hält, auf dem Weg zur gestressten Selbstfindung. Kommen wir irgendwann an? Und wenn ja – wo?

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