Sitzbank aus einer alten Litfaßsäule vor dem StadtPalais

Alle Bilder von Julia Ochs.

Viele Influencerinnen wissen, Dalai Lama (oder Buddha oder Einstein oder „unbekannt) hat schon einst gesagt: Hinsetzen ist wichtig. Hinsetzen und Instastories durchzappen.

Da man (aktuell) (ganz) gerne Einrichtungen, Institutionen, Einkaufszentren oder Retortenstadtviertel plant und baut und dabei den Faktor Mensch komplett ausschließt oder einfachhalber vergisst (außer natürlich als Umsatzgenerator), tut so eine neue, sehr lange Bank für alle vor einem öffentlichen Gebäude auch mal ganz gut.

Muss man nichts kaufen, darf man sich einfach hinsetzen, auf die Datenbank von Künstler Erik Sturm. Das circa zwölf Meter lange Brett wurde letztes Wochenende vor dem StadtPalais eingeweiht und steht zur Nutzung bereit. Mach damit, was du willst, aber mach sie bitte nicht kaputt.

Brett stimmt nicht auch, denn die Datenbank wurde aus einer ehemaligen Litfaßsäule generiert. Die war über 30 Jahre in Feuerbach im Display-Kampagnenbetrieb und Erik Sturm rettete den Werbekoloss vor dem Abriss. Unser Geige hatte übrigens einst das Glück, eine nackte Litfaßsäule zu sehen. Ist wie Bill Kaulitz nackt, nur besser.

Sturm zersägte die Säule aus Papierschichten und Betonkern in 40 einzelne Stücke und schuf so einen neuen Werkstoff. „Wie bei den Jahresringen eines Baumes erkennt man durch die einzelnen Plakatschichten das Wachstum der Säule zu einem Speicher von Informationen und Stadtgeschichte.“ Die etwa 1000 überklebten Papierschichten der Feuerbacher Litfaßsäule zeigen rund 8000 verschiedene Plakate, konnte Sturm bei seiner Arbeit herausfinden.

Und die zersägten Teile wurden zu einer wellenförmigen Bank neu zusammengefügt. Vor dem Zersägen hat Sturm circa 120 Plakate rekonstruiert, die in einer Ausstellung im Salon Sophie zu sehen sind.

„Datenbank“ – die Ausstellung zum Kunstwerk
bis 20.10.2019, Salon Sophie im StadtPalais
Di – So 10 bis 18 Uhr
Eintritt frei
Mehr Infos zum Künstler, Bank und Ausstellung unten.

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Vor dem StadtPalais wird eine zwölf Meter lange Sitzbank aus Werbebotschaften der vergangenen 31 Jahre angebracht. Entworfen und gebaut hat die „Datenbank“ der Künstler Erik Sturm – aus Stuttgarts ältester Litfaßsäule mit etwa 1000 überklebten Plakatschichten. Ab dem 22. September können Besucher*innen auf diesem ganz besonderen Stück Stadtgeschichte Platz nehmen.

Werbung im öffentlichen Raum wird auch Stadtmöblierung genannt. Aus einem Werbe-Klassiker, einer alten Litfaßsäule, hat nun der Stuttgarter Künstler Erik Sturm ein echtes Möbelstück – und Kunstwerk zugleich – geschaffen. Die „Datenbank“ lädt ab dem 22. September vor dem StadtPalais zum Platznehmen ein.

Sturm rettete 2010 Stuttgarts älteste Litfaßsäule, die an einer Verkehrskreuzung vor dem Bosch-Konzern im Stadtteil Feuerbach stand, vor dem Abriss. Das erste Plakat auf der Säule, eine Werbung für ein Ski-Event in Oberstdorf, stammt aus dem Jahr 1979. Die letzte Schicht von 2010 zeigt eine vier Meter große Bierflasche.

„Dass eine Litfaßsäule so lange beklebt wird, ist wirklich außergewöhnlich und gleicht einem archäologischen Fund“, sagt Erik Sturm über dieses einmalige Archiv an Werbebotschaften und Stadtgeschichte, das er mit der großzügigen Unterstützung des Freundeskreis StadtPalais Stuttgart und der Otto F. Scharr-Stiftung in ein Kunstwerk umwandeln konnte.

Sturm zersägte die Säule aus Papierschichten und Betonkern in 40 einzelne Stücke und schuf so einen neuen Werkstoff. „Wie bei den Jahresringen eines Baumes erkennt man durch die einzelnen Plakatschichten das Wachstum der Säule zu einem Speicher von Informationen und Stadtgeschichte.“ Die etwa 1000 überklebten Papierschichten der Feuerbacher Litfaßsäule zeigen rund 8000 verschiedene Plakate, konnte Sturm bei seiner Arbeit herausfinden.

Der diplomierte Künstler arrangierte die einzelnen Säulenstücke zu einer wellenförmigen, fast zwölf Meter langen Sitzbank und versiegelte sie. So kann dieses fest verschlossene städtische Archiv Wind und Wetter trotzen und zugleich wieder ein lebendiger und genutzter Teil der Stuttgarter Stadtgeschichte werden: Als Kunstwerk und Sitzbank direkt vor dem StadtPalais.

„Diese Sitzbank, auf der Stuttgarterinnen und Stuttgarter tatsächlich auf einem Stück Stadtgeschichte in Form übereinander geklebten Plakaten Platz nehmen, schlägt eine ungewöhnliche Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart und eben auch zwischen Stadtraum und StadtPalais“, so Dr. Torben Giese, Direktor des StadtPalais – Museum für Stuttgart.

Vor dem Zersägen der Litfaßsäule konnte Sturm mit Hilfe der Abteilung für Papierrestaurierung der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart etwa 120 Plakatseiten perfekt rekonstruieren. Sie bilden ein stadthistorisches Tagebuch aus den vergangenen 31Jahren und sind in der begleitenden Ausstellung zum Kunstwerk „Datenbank“ vom 22. September bis 20. Oktober 2019 im Salon Sophie im StadtPalais zu sehen. Am 22. September sowie am 20. Oktober um 14 Uhr führt Erik Sturm durch die Ausstellung, der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

In der Dauerausstellung „Stuttgarter Stadtgeschichten“ im StadtPalais ist Sturm ebenfalls mit einem Exponat vertreten: Für „Ein Kilo Feinstaub – eingemacht!“ sammelte er Staub am Neckartor, dem Feinstaubnabel Stuttgarts. Das Kilo im StadtPalais schabte er zwischen dem 15. und 22. November 2015 von Fensterbänken.

Erik Sturm wurde am 18. August 1982 geboren, er lebt und arbeitet in Stuttgart. Nach seinem Diplom in Visueller Kommunikation, das er nach fünfjährigem Studium an der Merz Akademie 2009 erhielt, entschied sich Sturm für eine weitere akademische Ausbildung.

Von 2009 bis 2013 studierte er Bildende Kunst (Bildhauerei) an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Sturm zeigte seine Werke in zahlreichen Ausstellungen, unter anderem in Berlin, Stuttgart und Wien und ist Preisträger des „Strabag internatioal Artaward“.

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