Schule, Ausbildung oder Studium und dann der Berufseinstieg im Unternehmen mit möglichst mit langfristiger Perspektive – so sah früher der klassische Lebenslauf aus. Heute entscheiden sich immer mehr junge Menschen gegen klassische Karrierewege und gehen stattdessen den Weg in die Selbstständigkeit. Besonders in kreativen und digitalen Berufen bieten sich inzwischen Möglichkeiten, die es vor wenigen Jahren noch nicht gab. Auch in Stuttgart nimmt die junge Gründerkultur Fahrt auf.

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Stuttgart: Zwischen Industrie und Innovation
Wer an Stuttgart denkt, denkt zuerst an große Namen wie Daimler, Porsche oder Bosch. Doch während die Industrie weiterhin das wirtschaftliche Rückgrat bildet, wächst in der Stadt zeitgleich eine neue Generation heran: Kreative, Techies, Solo-Selbstständige, Freelancer und Start-up-Gründer.
In den vielen Coworking-Spaces in Stuttgart-Mitte bis hin zum Wizemann Areal in Bad Cannstatt trifft man etablierte Laptop-Nomaden und ambitionierte Studis, die schon im Studium ihre ersten Kunden akquirieren.
Ein Trend, der sich durch Corona noch verstärkt hat: Homeoffice, Remote Work und die Digitalisierung ganzer Branchen haben gezeigt, dass Arbeit heute anders funktioniert und dass der Schritt in die Selbstständigkeit einfacher und erreichbarer ist als je zuvor.
Der neue Berufseinstieg: Digital, flexibel, eigenverantwortlich
Der erste Job nach dem Studium? Für viele ist das heute nicht mehr das klassische Trainee-Programm oder die Junior-Position in einem Konzern, sondern ein eigenes Business. Das muss nicht gleich das millionenschwere Start-up sein. Vielen reicht ein solides Ein-Personen-Unternehmen: Webdesign, Content Creation, IT-Dienstleistungen, Coaching, Fotografie, Beratung oder Online-Handel.
Was viele junge Gründer besonders schätzen:
- Unabhängigkeit: Eigene Projekte, eigene Entscheidungen, eigener Rhythmus.
- Flexibilität: Arbeiten, wann und wo man will. Ob im Coworking Space, im Café am Marienplatz oder von der WG aus.
- Sinnorientierung: Viele wollen mit dem, was sie tun, etwas bewegen und das geht oft besser mit eigenen Ideen als im Angestelltenverhältnis.
„Ich mache mein Ding“ – Aber bitte mit Plan!
So viel Freiheit klingt verlockend, aber sie hat auch ihren Preis. Selbstständigkeit bedeutet kreative Entfaltung, aber auch Eigenverantwortung für Finanzen, Versicherungen, Kundenakquise und Buchhaltung. Wer sich ohne Plan ins Gründungsabenteuer stürzt, riskiert schnell Frust.
Deshalb ist es wichtig, sich vorab mit den Basics zu beschäftigen:
- Welche Rechtsform passt zu mir?
- Wie schreibe ich eine ordnungsgemäße Rechnung?
- Welche Versicherungen brauche ich?
- Was muss ich über Steuern und Buchführung wissen?
Gerade Studenten oder Berufseinsteiger, die noch nie mit diesen Themen in Berührung gekommen sind, tun sich am Anfang oft schwer.
Hilfreich sind dabei Online-Plattformen wie Lexware – Gründen im Studium, die praxisnahes Wissen vermitteln und den Einstieg in die Selbstständigkeit verständlich und unkompliziert machen.
Hilfe gibt’s auch vor Ort
Die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart (WRS) bietet Beratungsangebote für Existenzgründer, und Einrichtungen wie die HdM Startup Garage, Startup Campus 0711 oder Acceleratoren wie CODE_n begleiten junge Selbstständige beim Aufbau ihres Business.
Zudem entstehen immer mehr Netzwerke von und für Freelancer. Ob in kreativen Bereichen, in der Tech-Szene oder bei Social Start-ups, überall werden Netzwerke geschaffen. Events wie die Creative Days, Gründermessen oder Meetups in Locations wie Super 7000 oder dem Wagenhallen-Umfeld bringen Gleichgesinnte zusammen und schaffen echte Synergien.
Der Mix macht’s: Arbeiten, lernen, wachsen
Der digitale Berufseinstieg muss nicht heißen, dass man sofort zu 100 Prozent auf eigene Rechnung lebt. Viele junge Selbstständige starten mit einer Art Hybridmodell: Sie arbeiten freiberuflich neben dem Studium oder in Teilzeit und testen aus, ob das selbstständige Arbeiten zu ihnen passt. So entsteht eine gesunde Lernkurve: Fachlich, unternehmerisch und persönlich.
Mit der Zeit kommen Routine, Prozesse und ein eigenes Netzwerk. Wer dranbleibt und nicht sofort aufgibt, hat gute Chancen, sich eine langfristige und erfüllende Karriere aufzubauen.
Der Wandel ist da
Der digitale Wandel verändert grundlegende Strukturen des Arbeitsmarkts. Arbeitsprozesse entwickeln sich weiter, gleichzeitig verschiebt sich auch der Zugang zum Berufsleben. Die Selbstständigkeit gilt zunehmend als gleichwertige Option zur Festanstellung. In Städten wie Stuttgart entsteht ein dynamisches Umfeld aus Industrie, kreativen Akteuren und technologieorientierten Unternehmen. Diese Konstellation schafft ein günstiges Klima für eigene Gründungsvorhaben und macht den Weg in die Selbstständigkeit besonders zugänglich.