Schrippe, Du Seggl!

Bild: Kessel.TV

Wolfgang Thierse, die alte Spaßkanone von der SPD hat wie sein Vorturner Peer Steinbrück erkannt, wie man uns Politverdrossene wieder ins Boot holt: Spässle machen. Wahlweise auch einfach mal ohne Kläranlage drauflos ratschen – Restalkohol geht auch. Sein neues Comedy-Programm schlug auch gleich ein wie Kehrwisch, Kutterschaufel und Intergrationskeule.

Als ob in Berlin gerade nix Dringlicheres anstünde, witzelt der Thierse kurz vor dem Ruhestand über Schwaben, Kehrwoche, Kleinstädte und die bahnbrechende Feststellung, Schwaben sollten in Berlin endlich lernen, dass das „Schrippen“ nicht „Wecken“ heißen würde.

Dabei würde kein aufrechter Schwabe je „Wecken“ sagen. „Lieber Herr Thierse, ‚Weggle‘, heißt das Sie Schofseggl. Allerhöchstens noch ‚Weckle‘, das war’s dann aber. Beziehungsweise: Schwaben die ‚Wecken‘ sagen, gehen uns hier selbst auf die Stulle, versprochen. Die schicken wir absichtlich nach Berlin.“

Wahrscheinlich schreibt der Thierse bald einen Bestseller, kann ja mal seinen Parteikollegen Sarrazin fragen.

Ich habe neulich in Thiel-und-Boerne-Land Münster zu einer Schuhverkäuferin gesagt: „Ich brauch‘ dringend ‚Schuhbändel'“, auch weil’s den Tatsachen entsprach. Die nette Dame schaute mich an und meinte nur „Schnürsenkel!“. Dann habe ich integrationswillig genickt und hätte ich mehr Zeit gehabt, wären wir noch echte Kombels for Life geworden oder mindestens BFF. Aber heutzutage hat man ja kaum noch Zeit für die wichtigen Dinge des Lebens.

In Münster war ich übrigens sehr vorsichtig. Seit „Tatort“ weiß ich, dass hier ständig Leute umgebracht werden. In einer Kleinstadt von münsteraner Ausmaßen ist das definitiv ein Grund zur Sorge. Prozentual gesehen müsste da bei  knapp 300 000 Einwohnern fast jeder ein bedenklicher Psychopath sein. Bis auf meine Schuhverkäuferin natürlich. Die war sehr nett. Trotzdem: Zweieurozehn, dann trennten sich unsere Wege wieder.

Und ich will da gar nicht erst von der SOKO Stuttgart anfangen. 600 000 Einwohner (minus Maza vom VfB), jede Woche mindestens eine Leiche, der „Tatort“ gibt sich auch nicht mit Ladendiebstahl zufrieden und noch wissen wir nicht so genau, wieviele Leichen eigentlich unter dem Bahnhof vergraben sind.

Wolfgang Thierse? Wollen Sie sich wirklich mit uns anlegen?

Join the Conversation

11 Comments

  1. says: MCBuhl

    Ha! Weggle vs. Wegga. Fieser infight angesagt… In einschlägiger Rechthaberliteratur wird „Weggle“ angezweifelt, weil doch die Einbuchstabenkennzeichenhaber an alles und jedes ein Diminuitiv hängen müssen.
    „Wie war’s Set-le an Silvester, Herr DJ?“
    „Trinken wir noch ein Tequilale?“

  2. says: TG

    man ersetze Schwaben mit Türken und Prenzlberg mit Kreuzberg – und Bäm – Thierse kann das Skript zum Buch von Sarrazin übernehmen. Berlin hats mit Integration nicht so wirklich, oder?

  3. says: ums1961

    Wir müssen auch das unsägliche „drinne“, „dranne“ und „jetze“ unserer ostgotischen Mitbürger in Stuttgart ertragen! Außerdem heißt es bei uns nicht „Pflaumendatschi“, sondern „Zwetschgakuacha“! Aus Pflaumen macht man niemals Kuchen, die ziehen viel zu viel Wasser. Selbst der alte Fritz war Hohenzoller und die kamen aus Reutlingen und Sigmaringen. Er sprach besser Französisch, als Deutsch. Vielleicht sollte man die „Brötchen-Wecken-Semmeln-Schrippen“ wieder auf Französisch bestellen?

  4. says: LKTRSNDY

    Also ich als Ossi, durfte mir von so nem Schwaben auch schon anhören, das das ja keine Lösung sei, wenn jetzt alle hier her kämen nur wegen der Arbeit. Dann bleibe ja für „unsere“ Leute nichts mehr. Und diejenige hats ernst gemeint.
    Also immer schön locker bleiben und nicht gleich rumheulen.

Leave a comment
Leave a comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert