Schreie an der Uni

Wie nennt man dieses Genre? Mystery-Thriller? Mystery-Krimi? Zugegeben, nicht ganz mein Gebiet, bin mir nicht ganz sicher ob ich mir „Schreie der Vergessenen“ heute Abend, 20:15 Uhr auf ProSieben antue, obwohl der Film an der Uni Stuttgart gedreht wurde, worauf uns Leserin Daniela hinwies. So ein Filmaka-Lubu-Ding, unter anderem mit Stunts von Ferdinand Fischer – wenn ich jetzt noch wüsste wo ich das gelesen habe – berühmt geworden dank seinem Riesensatz von so einem kleinen Hügel in Bayern. 

Klappentext und mehr Infos auf der nächsten Seite, Quelle Tittelbach.tv, „der Fernsehfilm-Beobachter“. Never heard before, keine Ahnung wie renommiert oder nicht die sind. Finden den Streifen scheinbar ganz gut.

„Schreie der Vergessenen“, ProSieben, 20:15 Uhr

Seltene Vorkommnisse an der Stuttgarter Uni. Massive Glasfronten bekommen tausende von Rissen, ein Hakenkreuz zeichnet sich im Zentrum ab. Dann zerspringen sämtliche Fenster, sie zersplittern in einem gigantischen Glasregen. Eine Augenzeugin steht unter Schock. Kommissar Bernau wird zurückgepfiffen. „Es gibt keinen Fall. Ansage von oben“, teilt ihm sein Chef mit und schickt den Jungbullen in den Urlaub.

Der ermittelt auf eigene Faust weiter und gerät dabei an das Forschungsprojekt einer Gruppe von Parapsychologen. Anfangs belächelt er die Untersuchung so genannter „Identitäten“ – bis er mittendrin steckt in seinem „Erstkontakt“ mit einer übernatürlichen Erscheinung. Ein kleines Mädchen gibt sich ihm zu erkennen. Es zeigt mit dem Finger auf Bernau, greift in ihn hinein und holt Verdrängtes aus seinem Unterbewussten, eine tragische Geschichte aus seiner Kindheit.

Auch Marion hat sich dem Parapsychologie-Professor Angerer angeschlossen, weil sie in Kontakt mit ihrer Mutter treten möchte, die einst Selbstmord begangen hat. Zu dritt enträtseln sie das Geheimnis um den „Anschlag“. Sie stoßen auf einen ähnlichen Fall von 1998, an derselben Medizinischen Fakultät. Der Schlüssel zu den seltsamen Ereignissen scheint eine ehemalige Ärztin zu sein, die offenbar beteiligt war an grausamen Zwillingsexperimenten im Dritten Reich.

Die Story ist krude, der Genre-Mix gewagt. Man muss sich einlassen wollen auf diesen bizarren Versuch, Mystery und Krimi mit Mengeles Zwillingsstudien thematisch aufzuladen. Das fällt umso leichter, je deutlicher sich drei positive Leitfiguren abzeichnen. Diese Reduktion der Charaktere, gepaart mit einer perfekten Besetzung, die Konzentration der Handlung auf EINE Frage macht aus der „verrückten“ Geschichte ein parapsychologisches Kammerspiel, das als deutsche TV-Produktion seines Gleichen sucht. Welcher Sender außer Pro Sieben würde so etwas zur Prime-Time wagen?!

Auch wenn Vinzenz Kiefer gelegentlich sehr auf „Twilight“ geschminkt ist – diesen „kleinen“ Film von Lars Henning Jung („Höhere Gewalt“) darf man nicht an dem messen, was man für das 50- bis 100fache Budget aus Hollywood kennt. „Schreie der Vergessenen“ ist ein TV-Experiment. Das Gute an diesem Film ist zunächst, dass nicht vornehmlich ein kommerzielles Kalkül dieses Projekt geboren hat, sondern das Konzept, „junge Leute“ der Filmakademie Ludwigsburg einfach mal machen zu lassen.

Das Ergebnis kann sich tricktechnisch sehen lassen. Da wurde mit viel Phantasie und filmsprachlichem Geschick gearbeitet. Und während einen die Figuren emotional mitnehmen auf die Reise in die Vergangenheit, gehen einen die mysteriösen „Action“-Szenen geradezu physisch an. Vorausgesetzt: man ist kein Mystery-Hardcore-Fan. (Text-Stand: 30.9.2011)

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13 Comments

  1. says: Mox

    der „verfickte“ RCDS 😀

    sollte ich beim nächsten mal auch sagen, wenn die Zeugen morgends um halb 10 einen flashmob an meiner Tür veranstalten…

  2. says: Ni Na

    Wie ich es halt hart nicht mitbekommen hab das in meinen Uni Räumen gefilmt wurde dabei sagt man uns Architekten doch nach das wir da eh schon wohnen..
    Ich überleg mir das nochmal mit der Nachtarbeitserlaubnis in Zukunft..

  3. says: giano

    ich hab ihn gesehen. war nicht spannend oder irgendwie fesselnd.
    die thematik mit den 3.reich medizinstudien an zwillingen, da noch reinzuholen, fand ich irgendwie unnnötig.

    ich würd mal behaupten man hat aber mehr von stuttgart gesehen als in jedem stuttgart-tatort. ist halt lustig den schauplatz so gut zu kennen, wenn man im k1 studiert hat.

  4. says: Anna

    Also ich fand ihn nicht so schlecht eigentlich, bin aber zugegebenermaßen auch durchaus als Genre-Fan zu bezeichnen… Technisch sehr schön erzeugte Geister, alles einigermaßen gut gespielt (speziell Babara Meier aka Heidis Topmodel anno keine Ahnung als taubstummes Medium war eine positive Überraschung!) und durchaus mit viel teureren Produktionen vergleichbar. Wie gesagt, ich hatte Spaß dran!

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