Schocken, Alter

Kerzen raus, Geburtstagsfeier. Das Schocken feiert heute seinen neunten Geburtstag. Wieder so ein Anlass, der in erster Linie sagt: Leckmichamzipfel, der Kalender legt ein stattliches Tempo vor – auch wenn man selbst nicht draufschaut, Alter.

Aber: ein echter Allrounder, dieses Schocken. Unter der Woche kann man sich hier Bands angucken, die das nächste Mal in der Porsche Arena spielen (Gossip), sich bald auflösen (Arab Strap, Blood Brothers) oder die Spiegel-Online weggelobt wie sonst nur der Turner sich selbst vor dem Spiegel (Wolves In The Throne Room).

Da spielen Bands, die das Leben verbessern (The Twilight Sad, Dirtbombs), wissen wie geil Metal ist (Black Breath), schlichtweg fantastisch sind (The National, Biffy Cyro), überhaupt keinen Sänger haben (This Will Destroy You, Mono) und manchmal auch welche, die mir ein bisschen ganz egal sind (Lightspeed Champion) – Kaffee bei guter Musik geht auch immer.

(Foto: bockstarke Arab Strap Setlist vom Konzert im Schocken, Februar 2006. Handgemalt von Aidan Moffat, Unikat. Eines der wenigen Kunstwerke, das die Schweine in Rotterdam nicht gekriegt haben.)

Am Wochenende dreht sich die Wahrnehmung im Schocken manchmal. Dann kann man beispielsweise dabei zusehen, wie grotesk betrunkene Studenten sich gegenseitig mit ihren Zungen berühren oder umfallen, weil sie keine andere Zunge, dafür aber sehr viel Schnaps abbekommen haben. Manchmal tippen da auch Damen auf ihre Armbanduhren und fauchen den DJ an: „Sag mal, habe ich mir nicht vor zehn Minuten Deichkind gewünscht?“.

Ein gutes Schwätzle ist auch immer drin. Ich habe mich im Schocken mal mindestens eine Stunde mit zwei vollbärtigen Schotten unterhalten, die ich im Grunde kaum verstanden habe. Ich glaube, der eine sagte, ein Freund hätte ihnen das Schocken empfohlen, weil er mit seiner Band hier gespielt hätte. Sie sagten „Mate“ und „Lad“ und wir spendierten uns gegenseitig Strongbow Cider.  Manhugs am Schluss, „Aye!“ und das mitten in der Woche. Toll.

Und einmal wurde ein Freund von mir fast vom ulkig frisierten Gitarristen der Band Billy Talent über den Haufen gerannt. Wer möchte, kann vom Schocken aus auch durch die große Fensterfront zusehen, wie sich Samstagnacht ab 3 Uhr Stammgäste der benachbarten Clubs in Sportkleidung gegenseitig auf die Fresse hauen. Echter, Allrounder, dieses Schocken – sag‘ ich doch.

Heute Abend: Neun Jahre Schocken, DJs, Schnapps und Schnittchen, ab 20 Uhr, Hirschstr. 36, S-Mitte. Alles Gute, Ninette und Ralf. Das Kulturprogramm (DJs und Getränke) im Schocken-Ableger Junior startet heute auch.

Update, Erobique im Schocken.

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=c2iXxWdI1NY[/youtube]

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4 Comments

  1. says: se

    schocken war damals ausverkauft, was pech für mich war. glück im unglück war, dass die glasfassade des schockens so schlecht schallgedichtet ist. und von draußen wars sicher fast genauso super wie drin 😉

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