Buch von Jörg Schweigard: Stuttgart in den Roaring Twenties

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Was weiß man eigentlich über die 20er in Stuttgart, außer dass Emilio, Friction und 5ter Ton schon damals im Tranist voll abgeräumt haben? Der berühmte Bahnhof wurde gebaut, die ebenfalls berühmte Weißenhofsiedlung (großes Vorhaben dieses Jahr, zur Weissenhofsiedlung gehen und fotografieren, noch nie dort gewesen, Skandal!), das Kaufhaus Schocken, das Stadtbad Heslach und natürlich der Tagblattturm.

„Es gibt wohl kaum eine Stadt in Deutschland, deren bauliche Entwicklung […] so großzügig und fortschrittlich gestaltet wurde“, lobt 1928 das Fachblatt Moderne Bauformen, zitiert und schreibt Jörg Schweigard in seinem ZEIT-Artikel, auch schon wieder ein Monat alt, aber erst gestern gelesen, auf Print im Zeltformat und nicht aufm Pad.

Anlass für den kürzlich erschienenen Aufsatz ist das Buch des Autors: „Stuttgart in den Roaring Twenties“. Darin beschreibt  Schweigard das Stuttgarter Leben in den 20ern, Klappentext:

„Die Roaring Twenties waren in Stuttgart eine Zeit des Umbruchs und der Neuorientierung. Bezeichnend für diese Jahre waren die Lebensfreude und das Vergnügen.Der Sport und die leichte Unterhaltung zogen die Massen an. Über zwanzig Zeitungen, unzählige Kino-Tempel und der neue Rundfunk wetteiferten um die Gunst der Menschen. Lebendig und facettenreich schildert Jörg Schweigard die bewegten Jahre der Weimarer Republik in Stuttgart, in denen sich »eine neue Ästhetik des Lebens « (Sebastian Haffner) vorbereitete. Zahlreiche Bilder illustrieren diese faszinierende Zeit.“

Ob man das ganze Buch kaufen muss, weiß ich nicht, um einen Eindruck über das pulsierende Stadtleben dieser Zeit zu bekommen reicht wahrscheinlich zunächst der ZEIT-Artikel, allerdings sind knapp 100 Bilder wiederum ein gutes Argument für die Buch-Anschaffung. Und wieweit Stuttgart wirklich pulsierender war als andere deutsche Großstädte in diesem Jahrzehnt, von dem man schon im Schulsport lernt, dass es scheinbar ziemlich gülden war, weiß ich ebenso nicht.

Jörg Schweigard: Stuttgart in den Roaring Twenties. Politik, Gesellschaft, Kunst und Kultur 1919-1933
G. Braun Buchverlag, Karlsruhe, 280 Seiten, 99 Farb- und s/w-Abbildungen
14,8 x 21 cm, gebunden, € 24,95 
ISBN 978-3-7650-8609-0
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3 Comments

  1. says: Frau Doktor

    Liegt bei mir schon auf dem Schreibtisch. Als Schnellgericht lässt sich schon mal sagen: schöne Fotos, außerdem – wenn man die das Schnarchnasen-Stuttgart-Image des späten 20. Jhdts. im Kopf hat – war ich mal wieder extrem positiv überrascht, wie echt weit vorne dran Stuttgart in den 20er war. Das stellt Schweigard auch breit und anekdotenreich dar. Aber Schweigard lässt sich auch ein bisschen vom Enthusiasmus wegtragen, denn die doch recht massive konservativ-deutschnationale Bewegung, die es in Stuttgart auch gab, fällt ein bisschen unter den Tisch. Positiv: Man bekommt die Wahlergebnisse der Kommunalwahlen bis 1933 vorgestellt, im Vergleich zum Rest von Württemberg und da wiederum schneidet Stuttgart gut ab.
    Irgendwie seltsam ist die Gleiderung des Buches: Es werden einzelne Überbegriffe wie Kunst, Musik, Sport, Politk… etc. abgearbeitet, wodurch sich zumindest bei mir kein richtiges Gefühl für den Lauf der Dinge ergibt. eben noch hotten wir it Josephine Baker im Variete ab, gucken uns Avantgarde-Theater an und ziehen in unseren großartig modernen Loft auf dem Weißenhof ein und schwupps sind die Nazis am Ruder und wir fangen an, Stuttgarter auszugrenzen und ihnen das Leben zur Hölle zu machen nur weil sie den falschen Opa haben.

  2. says: Frau Doktor

    Genau, der Zeit-Artikel ist wirklich besser – das finde ich auch. Da hat er eine erzählerische Linie drin, die im Buch einfach fehlt. Und was der Verlag auch richtig verschenkt, ist die Anbindung an das gegenwärtige Stuttgart durch eine Karte oder sowas. Meiner Meinung nach noch immer das beste Stuttgarter Geschichtsbuch ist Stuttgart zu Fuß von Skrentny, Schwenker,Weitz und Weitz.

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