Review: Stuttgart Burlesque Festival im Friedrichsbau Varieté

So schlecht war unser Platz nicht beim Stuttgart Burlesque Festival Anfang Oktober im Friedrichsbau Varieté. Mit am Tisch saßen ein sehr höflicher Reporter von der Stuttgarter Zeitung („Es ist doch sehr warm. Darf ich die Ärmel hochkrempeln? Das soll aber keinesfalls der Auftakt zu einem Faustkampf sein.“), der einen rührigen Bericht über seine Erlebnisse geschrieben hat.

Außerdem eine Freundin von Sascha Kommer, einem jungen Pianisten aus Stuttgart, von dem ich ein großer Fan bin und der im Foyer gespielt hat, und noch Carlos Coelho nebst Begleitung, der die ersten zwei Ausgaben des Festivals mit organisiert hat und erzählte, dass er zehn Jahre zuvor die erste Burlesque-Veranstaltung in Stuttgart im Keller Klub ausgerichtet hat – bei dieser geleisteten Pionierarbeit war ich sogar.

Am Nebentisch eine genauso laute, internationale und gestylte Truppe von Burlesque-Tänzerinnen und -Fans, wohl übrig geblieben von der Contest Night, die am Vorabend im Universum stattgefunden hatte.

Auf der Bühne als Liveband die Bigtown Bandits mit Frontmann Atila, ehemals Türsteher im Barcode, als Gastgeber des Abends mein Mann Elmar alias Herr Jäger nebst Gattin Fanny di Favola und Raunchy Rita und als Moderator der überaus lustige Bert Callenbach aus Leipzig.

Bei Burlesque geht es (bekanntlich) nicht um Striptease – dafür kann man ins Four Roses oder ins Tahiti gehen – sondern darum, dass Frauen (und manchmal auch Männer) sich zwar ausziehen, dabei aber Kostüme, Show, Performance und meist Humor wichtiger sind als nackte Haut. Das zeigt sich auch darin, das bei den Shows meist mehr weibliche als männliche Zuschauer da sind.

Was beim Burlesque Festival ebenfalls wieder sehr deutlich wurde: Es präsentiert sich jede Frau, egal mit welcher Figur und egal in welchem Alter – und jede Darbietung wird dabei gleichermaßen bejubelt. Unterschiede gibt es nicht, wie Fanny auch in diesem lesenswerten Interview drüben bei Stadtkind erklärt.

Die Show war wie erwartet international wie hochkarätig besetzt, deshalb lag das Niveau überwiegend deutlich höher war als bei kleineren, regionalen, aber dafür mitunter umso charmanteren Burlesque-Events.

Auch wenn meiner Meinung nach Burlesque fast noch besser in kleine und rauchige Clubs passt, wie man es in Stuttgart in der Corso Bar und im Keller Klub finden kann – wer diese Kunstgattung mal auf höchstem Niveau erleben möchte, der sollte sich Karten für das Festival im nächsten Jahr sichern, sobald sie erhältlich sind.

Alle Bilder Daggi Binder, maizucker.de

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