Review: Mit Blinddarm-Entzündung im Krankenhaus

So, zurück im Leben bzw. wieder zu Hause. Erst mal vielen Dank für die zahlreichen Genesungswünsche, dank mobilem Internet ist man inzwischen auch im Krankenhaus nicht mehr ganz von der Außenwelt abgeschnitten und ich hab mich sehr gefreut.

Vorab muss ich zu dem Thema sagen: Ich lag in meinem Leben noch nie im Krankenhaus. Ich hatte auch noch nie was gebrochen oder so.

Meine längsten nicht-Besuch-Aufenthalte im Krankenhaus waren als kleines Kind, als mir von nem Fisch ne Gräte quer im Hals hängen blieb, die ich im Hospital dann aber weggeheult habe, und letztes Jahr nach einem Motorradunfall, als sie im Krankenhaus zum Glück nur ein paar geprellte Rippen und nen gestauchten Finger diagnostiziert und mich wieder nach Hause geschickt haben.

Und jetzt das. Sonntag Abend Bauchschmerzen, die auch von vielem Essen hätten kommen können. Montag Morgen immer noch Bauchschmerzen, auf der rechten Seite. Oha, sagt da meine Holde, das könnte der Blinddarm sein. Also zur Sicherheit ab zum Hausarzt, wird schon nix sein – ich bin bei solchen Sachen grundsätzlich optimistisch.

Als der dann aber meint, gut, das könnte schon der Blinddarm sein, gehen Sie da mal ins Krankenhaus, die können das da besser untersuchen – da hab ich schon den Braten gerochen.

Also ab in die Diakonie Klinik in der Rosenbergstraße, immer noch äußerst optimistisch das Auto in der Tiefgarage abgestellt und in der Chirurgischen Ambulanz angemeldet. Und dort habe ich dann mit meinem Versichertenkärtle meine Selbstbestimmung gleich mit abgegeben.

Das Besondere an einem Krankenhausaufenthalt, das weiß ich jetzt, ist ja, dass man im Prinzip nichts mehr denken oder entscheiden muss bzw. darf. So ähnlich stelle ich mir das beim Bund vor.

Wenn man einmal registriert und die Maschine angelaufen ist, dann weiß immer jeder Bescheid und man bekommt gesagt, was als nächstes passiert oder was man machen muss.

Auf die Eingangsuntersuchung möchte ich jetzt nicht genauer eingehen, aber ich konnte ein paar interessante Beobachtungen machen. Z.B. die Namensschilder der zahlreichen Mitarbeiter, die diverse Untersuchungen an mir vornahmen. „Zivildienstleistender“, „Arzthelferin“, „Pflegekraft“, „FSJ“ (Freiwilliges Soziales Jahr, wie ich schlau kombiniert habe) – was es da nicht alles gibt.

Teil der Untersuchung war ein Ultraschall – das kannte ich schon von der Schwangerschaft bei meiner Frau, wo mit so einem Handscanner der Bauch abgetastet wird. Und der untersuchende Arzt (so das Traum-Klischée eines Arztes – groß, graumeliert, Anfang 40, mit 100%iger Sicherheit Porsche-Fahrer) konnte sich natürlich den Witz nicht verkneifen, dass ich nicht schwanger wäre, haha.

Er hatte dann noch zwei weibliche Arzt-Newbies aus Tübingen dabei, die auch mal auf meinem Bauch rumdrücken durften („Das stört Sie doch nicht, oder?“), weil so einen Blinddarm-Verdacht kann man in der Assi-Zeit ja auch mal mitnehmen.

Auf jeden Fall war dann schnell klar, dass der Blinddarm entzündet sein könnte, auch wenn man das per Ultraschall wohl so gut wie nie sehen kann, und dass ich erst mal dabehalten werde. Und spätestens, wenn man dann seine normalen Klamotten gegen das hinten offene Krankenhaushemd tauscht, gibt man nach der Selbstbestimmung auch noch seine Würde an der Garderobe ab.

Cool fand ich dann aber, liegend auf dem Krankenbett über mehrere Flure und Stockwerke in mein Zimmer geschoben zu werden – das hatte was von so nem coolen „Scrubs“-Kameraeffekt.

Der Vorzeige-Arzt kam dann noch mal und hat auf meinem Bauch rumgedrückt, und dann war klar, er wird mich operieren – noch am gleichen Nachmittag. Ui, das geht aber schnell. Zu meinem Glück hatte ich seit Sonntag nix mehr gegessen, weil… wie auch immer.

Kurz noch zur OP an sich: Da wird ja nicht der Blinddarm entfernt, der das Zwischenstück zwischen Dick- und Dünndarm ist, sondern ein Wurmfortsatz, der relativ überflüssig ist. Und zwar wird das heutzutage nicht mehr mit einer 10cm-Metzgernarbe gemacht, sondern mit 3 kleinen Einstichpunkten, wo eine Kamera und zwei OP-Geräte eingeführt werden. Saubere Sache also.

Um das mal abzukürzen, und allzu viel weiß ich vom restlichen Tag sowieso nicht mehr: Ich hab ne schöne Beruhigungs-/Schlaftablette bekommen und weiß zwar noch, wie ich mit meinem Bett in den OP gefahren wurde, selber auf den OP-Tisch gekraxelt bin und so ne Sauerstoffmaske bekommen hab. Ab dann wird’s aber duster.

Kurze Erinnerungsfetzen hab ich dann noch aus dem Aufwachraum, zurück in meinem Zimmer als ich einen Mitbewohner bekommen habe und von der Nacht, als die nette Nachtschwester bei mir alle zwei Stunden Blutdruck und Fieber gemessen hat.

Am nächsten Morgen war ich dann sogar schon wieder relativ fit, ich konnte alleine aufstehen und das, ähm, leckere Frühstück genießen.

Es gibt ja viele Vorurteile gegenüber Krankenhausessen, und zumindest in Bezug auf die Schonkost, die ich bekommen habe, stimmt alles. Ich habe morgens, mittags und abends eine Suppe bekommen, die ich mich meist nicht mal getraut habe zu probieren, Apfelmus, das gerade noch genießbar war, Zwieback und Tee. Und mittags zwei Kartoffelpüree-Titten mit einer undefinierbaren Soße:

kh2

Ansonsten fand ich den Krankenhausaufenthalt jetzt gar nicht so übermäßig schlimm. Diese Krankenhausbetten mit verstellbarem Kopfteil sind überaus bequem, ich hatte nen eigenen kleinen Fernseher am Bett, viel Zeit zum lesen und zum Glück relativ wenig Schmerzen.

Insgesamt muss ich sagen, dass alle im „Diak“ wirklich sehr sehr nett waren, ich hab mich super betreut gefühlt – und trotzdem kann jeder froh sein, der seinen Blinddarm (fortsatz) noch hat und der sich ruhig verhält.

Join the Conversation

17 Comments

  1. says: Basti

    Wenn ich mal klugscheißen darf, dieser Wurmfortsatz hatte früher mal (als wir noch jäger und sammler waren) einen zweck. und zwar diente der zum verdauen von zellstoff (ballaststoffe) die wir heute quasi 1 zu 1 wieder ins porzelan jagen. somit konnten wir uns im harten winter von baumrinde und tannenzapfen ernären…
    soviel dazu 😉

  2. says: Annette

    Bestätigt mich in meiner Entscheidung einfach mal alles in meinem Körper zu behalten, was da von Geburt an vorgesehen war und zu hoffen, dass nichts unnötiges, ungesundes dazu kommt was raus müsste.

  3. says: Basti

    klar is es besser alles drin zu behalten, aber wenn das ding entzündet ist is es verdammt unangenehm und wenn er bricht hast du noch zwei stunden ohne op… mir fehlen bis jetzt nur die polypen. war zwar mal auf blinddarmverdacht im krankenhaus aber der hat sich dann als falsch erwiesen. die ham mich dann au gefragt ob ich ihn glei raus haben will wenn ich schonmal da bin. sowas find ich aber echt käse, ich leg mich doch nicht unters messer wenn es nicht unbedingt sein muss, hab au mein schlüsselbeinbruch ohne op ausheilen lassen obwohl se mir das empfohlen haben. wenns net zwingend notwendig is lass ich mich nicht aufschneiden..

Leave a comment
Leave a comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert