Money for nothing und Gmünd for free. Nach Kottan, Transit, Corso, Tonstudio, Speakeasy, WuF und Keller Klub und Dire Straits kommt Samstag. Um 12:00 Uhr wache ich endgültig auf, zum vierten oder fünften Mal, wenig und unruhig geschlafen. Computer an, Wetter Widget los, das sagt, heute ist es besser als morgen. Body Check. Ich fühl mich: okay.
Auch ansonsten nur gute Vorraussetzungen für eine große Schifffahrt: Heute Abend keine Verpflichtung. Heute früh vor der Heia schon die restliche 50-Jahre-Bundesliga-Pizza gefuttert. Grundlage ist da, auch wenn sie ziemlich fettig war. Lass uns also nach Gmünd fahren. Uns stimmt nicht. Bin alleine. Der weiße Blitz. Rennrad.TV courtesy of Regio.TV. Meine Freunde lackieren lieber ihr nächstes Singlespeed am Samstagmittag.
Gmünd. Noch nie da gewesen. Noch nie viel gehört vom Ostalbkreis. Eine Generation an DJs kommt da gerade aus der Gegend und besetzt die Corso Bar. Es gibt einen Schlachthof, wo viele Stuttgarter DJs schon aufgelegt haben. Außerdem: Home of Cro, zumindest hat er da mal eine Weile gelebt. Ob er dort geboren ist weiß ich nicht.
(Heilig´s Blechle, isch mei Rad dreckig)
Abends nach der Tour sitze ich ausgelaugt im Scholz zwischen einem André und einem Andreas. Wir überlegen, falls Cro noch ein ganz ganz Großer wird, ein internationaler Popstar, der größte Dichter unserer Zeit, ob Gmünd in 200 Jahren das Stadtmarketing ähnlich wie die Schiller-Stadt Marbach voll und ganz auf den Panda ausrichtet. Millionen von Touristen werden dann jährlich mit dem Rennrad nach Gmünd fahren.
Ortseingang, großes braunes Schild: Cro-Stadt Schwäbisch Gmünd (jetzt schon beantragen, dauert wohl ewig, bis man so ein braunes Schildchen bekommt).
Oder: Cros-Stadt Schwäbisch Gmünd! Cros-Stadt! Wir lachen.
Überall Wegweiser: Zum Geburtshaus von Cro. Zur Schule von Cro. Hier hat Cro geknutscht. Aus dem Marktplatz Venezia wird der Easy-Platz. Busse fahren stündlich.
Merchandise-Stores: Panda-Cupcakes, extra-skinny Jeans, ausgelatschte Stoffschühchen, Viovio-Haarbänder und gleichschenklige Modelleisenbahnen.
Wir werden es natürlich nie erfahren. Ich fahre trotzdem mal hin. Nach Gmünd im Ostalbkreis.
Schorndorf mach ich mittlerweile in 1:26h, liegt weniger an der Fitness, sondern eher, dass ich die Strecke schon gut kenne. Wie schon mal gesagt, ab Waiblingen wird es richtig gut, kann man Stoff geben.
Von Schorndorf geht es nach Urbach und dann nach Plüderhausen, remember Skylab. In Plüderhausen verfahre ich mich. Dann kommt irgendwann das Fahrradwegschild: Schwäbisch Gmünd, 19 KM. Das sah war auf Google Maps aber auch anders aus.
Kurze Zweifel, ob das machbar ist. Doch, ich mach das jetzt. Ich bring das. Nächster Stopp Lorch.
Transfer über Kopfsteinpflaster. Meine persönliche Flandern-Rundfahrt. Jedes Pflaster ein harter Schlag gegen die Hoden.
Jetzt noch acht Kilometer bis Gmünd. Weinberge werden durch Wälder ersetzt. Die Radwege breit, du schnell, Gmünd entwickelt magnetische Zugkraft. Nach 61 Kilometer und 2:23h Tränen vor Freude am Ortseingang und auch ein bisschen Stolz. Bis Downtown sind es nochmals drei bis vier.
Erster Eindruck: In Gmünd wird mehr gebaut als in Stuttgart, was eigentlich unmöglich ist. Einkaufszentren, Hotels und natürlich der Gmünder Einhorn Tunnel, der letzten Winter als Bud Spencer Tunnel durch die nationale Presse geisterte. Weil Bud Spencer im Rahmen seiner Schwimmerkarriere gegen 1823 mal wegen einem Wettkampf da war, kam einen paar finde Fans auf die Idee und gaben auf Facebook Gas. Fanden viele cool, nur die Stadtverwaltung mag Einhörner mehr und schenkte Bud Spencer zum Ausgleich dafür ein Freibad. Das muss Cro erst mal nach machen.
Später erfahre ich von Locke, in Gmünd wird so viel gebaut, weil die Landesgartenschau im Jahre 2014 ansteht. Jetzt ist 2012, ich hab absolut keinen grünen Daumen und mach den obligatorischen KTV Radtour Marktplatzcheck. Ja Obstsalat!
Diese Region-Städte sind alle so abartig am Prosperieren und „lässig“ wie Kloppo sagen würde. Wie in Schorndorf, Backnang oder Calw weht auch in Gmünd eine mediterrane Leichtigkeit durch die Gassen.
Marktplatz Venezia – der Name ist Programm.
Schick schick alles. Bin wieder begeistert. Ich seh‘ schon, ihr macht das, ihr Großen Kreisstädte. Will aber trotzdem zurück nach Stuttgart.
Für die Rückfahrt besorg ich mir noch eine Packung Superdepp.
Danach noch ein Stopp am Getränkemarkt am Stadtrand, Flaschen auffüllen, dann auf die Autobahn.
Die Rückfahrt läuft flüssig. In Lorch lass ich mir nochmals die Eier vom Pflaster massieren, danach nur Schuss. Plüderhausen, Urbach und Schorndorf fliegen an mir vorbei oder ich an ihnen. Den Lenker fest im Griff. Volle Konzentration. Dunkle Wolken über mir. Selbstgespräche. Heute verlierst du. Gleich fängt es an zu schütten. Tut es nicht.
Winterbach. Peter Hahn. Mode auf der Überholspur. Der Claim auf den LKWs.
Und ich in der Spur zum ersten Etappensieg. Thomas Sabo, Gerry Weber und Martin Elbert grüßen Peter Hahn.
Weinstadt, Waiblingen, Fellbach. Tanke. Nochmals kurz auffüllen, zwar nur noch gut eine halbe Stunde, aber Durst. Die Tanke in Waiblingen-Beinstein hatte schon zu.
Diese ewig lange Abfahrt in Cannstatt. Aufatmen am Leuze, endgültige Erleichterung im Schlosspark. Du warst in Gmünd und bist wieder daheim. Netto-Fahrzeit 5:15 (davon gut 20 Minuten durch Gmünd geschlichen), 130 KM.
Fazit: 100 gehen, 130 Kilometer tun definitiv weh. Zumindest taten sie mir wirklich weh. Konnte abends mitunter kaum stehen, war ziemlich erschöpft und kraftlos. Am Sonntag ging dann beim Laufen auch noch nur so eine halblebige gute Stunde, da war kein Saft mehr da.
Aber: Hammer-Erlebnis. Tolle Natur, tolle B29, tolles Remstal, tolle Ostalb, tolle Wälder, schöne Weinberge, tolle Strecke. Gute, breite und neue Radwege, perfekt gut ausgeschildert, alles flach, das ginge noch bisschen schneller. Ich komm wieder, spätestens zur Einweihung vom Einhorn-Tunnel im Dezember. Dann aber bitte mit Empfang vom Musikverein am Ortseingang und Blumenstrauß überreicht von Cro.
Sach emol, wenn du öfters die Waiblinger von Fellbach nach Cannstatt reindüst, kannst ja mal durch… äääh… klingeln oder mailen oder so. Und wenn du mal Tour nach Heilbronn machst kann ich dir voll korrekt Strecke liefern.
Bin auch immer noch neidisch weil ich keine Zeit hab zur Zeit für längere Strecken.
he, das skylab war doch in frickenhausen, ne?
heilbronn hab ich mir auch schon überlegt. einfachhalber kann man ja den neckar hochfahren…
stimmt lucida, hab ich im bikers high verwechselt 😉
danke
bikers high – OMG, klingt auch nicht besser 🙂
hehe 🙂
aber ey, rückfahrt war wie im rausch
im alter wird man halt langsam romantisch, was den blick für ansehnliche städtchen angeht. kann ich nur bestätigen.
mal wieder so so so so so gut, martin! ich lache immer noch!
achso: venezia war die eisdiele, die früher an den bushaltestellen war, thats why 😉
Stimmt, Neckar geht auch. Aber bis Besigheim geht’s kürzer über LB und Bi-Bi. Schlimm wird’s erst zwischen Lauffen und HN-Horkheim. Flache Rüttelstrecke oder hügelige Raserstrecke.