Pure Liebe: Obi Baumarkt am Westbahnhof Stuttgart

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* ab einem Einkaufswert von 30 €.

Jetzt hat der kleine Mann in Stuttgart-West also endlich auch sein eigenes Milaneo: den neuen Obi Baumarkt am Westbahnhof. Die Stuttgarter Zeitung hatte nach einer Art Soft-Opening Tage vor der Eröffnung Bildworte in den Mund genommen wie „Wirbel“, „Widerstand“, „RĂŒcktritt“, „BiberkostĂŒm“, „umstritten“, und „pikant“.

Also musste ktv natĂŒrlich live zu dieser Skandalbaumarkt-Eröffnung. #obigate. Die Frage war nur, warum.

Denn die erste Überraschung: der Obi Baumarkt am Westbahnhof ist ein Obi Baumarkt geworden. Skandalös ist glaube ich nur das, was unter dem Grundstein liegt. Denn dem umstrittenen Obi Baumarkt musste der unumstrittene City Baumarkt weichen.

Dem historischen independent Craft-Baumarkt, der zuvor an gleicher Stelle war, wurden wohl erst lauter Sachen verboten, die dem Obi dann erlaubt wurden. Am schadesten finde ich es ja um den afrikanischen Imbisswagen vor dem alten Baumarkt.

(Zwischenfrage: wenn ein Baumarkt baut, fÀhrt dann jemand eigentlich in einen anderen Baumarkt und holt Material, oder wie macht man das?)

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(It’s the final countdown
lĂŒlĂŒlĂŒĂŒĂŒlĂŒlĂŒâ€Šâ€Š – oder wenn die Marketing-Abteilung bis zum D’Day denkt, aber nicht drĂŒber hinaus.)

Egal. Jacke wie Hose, Schraube wie Zwinge. GrundsĂ€tzlich ist ja mal nichts dagegen einzuwenden, wenn man zum DĂŒbeln nicht extra nach Wangen fahren muss.

Andererseits wĂ€re es vielleicht das bessere Konzept gewesen, man hĂ€tte den City Baumarkt City Baumarkt sein lassen und den Obi ins Gerber upstairs gebaut. Da hĂ€tte man dann mal richtig viele Menschen evakuieren können. Stichwort: LalĂŒlala, Metastichwort: Feueralarm. Metametastichwort: Konzept©. (Das C in Konzept steht fĂŒr Michaela.)

Denn fĂŒr die Stuttgarter war der Montag ein hoher Feiertag, den sich viele offensichtlich orange im Kalender angestrichen hatten: der Laden war bumsvoll.

Sinnigerweise hatte man deshalb mehrere gepiercte Langzeitstudenten bei Brodymodels gebucht, um ein Parkplatzchaos zu verhindern. Hat geklappt.

„Du Jonte, wollen wir nach der Vorlesung nicht schön n Erdloch smoken?“

„Sorry. Ich kann nicht. Ich muss bei Obi Autofahrern das Parken beibringen.“

Mehrwert durch Service generieren heißt sowas auf Marketing-Folie 82. Auch innen wurde man gleich mehrfach freundlich gefragt, was man denn suche. Die Antwort „die Young Fashion Abteilung“ ließen die Damen in den orangenen Latzhosen aber nicht gelten.

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(Wenn ich nicht am Obi GlĂŒckrad arbeite, spiele ich bei End of Green. Und umgekehrt. Double Income, no kids.)

Zur Orientierung half der Blick in die Einkaufswagen der anderen: was macht man denn so in einem neu-eröffneten Baumarkt? Antwort: Schmetterlingsorchideen fĂŒr 1,99 statt 7.99 kaufen. Jeder zweite hatte so ein Gebimsel in der Hand und der walking act Obi-Biber hat in der Kassenschlange mit einem ZerstĂ€uber die zarten PflĂ€nzchen vor dem Verdursten gerettet. Kein Witz. Keine Pointe.

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(Hurra, endlich ein Orchideen-Outlet in Stuttgart-West.)

Die Primel primula acaulis fĂŒr 39 Eurocent das StĂŒck ging ĂŒbrigens nicht so semmelwarm weg wie die Orchidee, die laufend nachbestĂŒckt werden musste. Was hat eine Orchidee eigentlich, was eine Primel nicht hat? Schafft euch dazu bitte weiterfĂŒhrend den fantastischen Spike Jonze/Charlie Kaufmann Film ‚Adaption – der Orchideendieb’ mit Nicolas Cage drauf.

Auch eine Erkenntnis: nirgendwo ist die ausgestanzte Pappfigur in LebensgrĂ¶ĂŸe-Dichte so hoch wie in einem Baumarkt. In jeder freien Ecke ein Pappkamerad mit Grillzange, Gießkanne oder Akkuschrauber. Hier ein schönes Beispiel:

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(Und jetzt ratet mal, was der Mann vom Fach im Fachmarkt mitgenommen hat? Richtig: Orchidee und Gratis-Eimer.)

Ansonsten wurde am Montag souverĂ€n das Paket „Neueröffnung Filiale, 1B Standort“ entpackt: Luftballons, GlĂŒcksrad, winkewinke ObibĂ€r. Dazu EröffnungshĂ€mmer wie: satte 42% Prozent Ersparnis auf Raumweiß. Die LED-Deckenleuchte ‚Hell wie 70 Watt“ fĂŒr 9.99 statt UVP 12.99. Der Nilfisk Hochdruckreiniger mit langlebiger Alupumpe fĂŒr sage und schreibe 99,99. Money for nothing und den Obi Eimer for free.

Die meisten Menschen standen deswegen etwas bedröppelt vor ganz normalen Alltagsprodukten. Ich weiß nicht, was die erwartet hatten – aber das nicht: ach, da schau her, alpinaweiß. Noch was Malerkrepp? Haben wir eigentlich noch genĂŒgend Schimmelentferner clorfrei daheim?

Das Highlight-Angebot war fĂŒr mich die Hollywood-Schaukel im Design ‚Belfast‘ fĂŒr 449 €. In der nĂ€chsten Version Fluxus bitte mal berĂŒcksichtigen: eine FlĂ€che voll mit Hollywood-Schaukeln, auf denen man Thorstens Torten unter so Bienenabwehrgitterkuppeln serviert bekommt. Das wĂ€re schön.

Und irgendwann nach dem letzten Selfie mit dem Breunibiber wurde ich dann sehr sehr traurig und sehr sehr einsam. WĂ€re nur der DJ Elbe dagewesen, so wie er es versprochen hatte. Dann hĂ€tten wir ihm ein schönes Klickparkett fĂŒr’s Zweifuffzichℱ ausgesucht. Oder Unfug in der Duschkabinenausstellung getrieben. Nackt!  Oder wir hĂ€tten uns bei einem Fachberater mal richtig informiert: was gibt’s eigentlich beim Thema Scheissen Neues?

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(Ernsthaft? In mehr als als 4,55 Milliarden Jahren Stuhlgang ist den Menschen nichts innovativeres eingefallen?)

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(Die kleine Leonie-Yasmine möchte bitte aus der Zuschnittabteilung abgeholt werden.)

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7 Comments

  1. says: Setzer

    Der City Baumarkt war mein Improvisationstheater. Ich hab immer verwirrt rumgefuchtelt und die Jungs vom Service haben versucht zu erraten, was ich eigentlich meine – beziehungsweise welcher Art mein Handwerksproblem gelagert ist. Das waren Giganten ihrer Profession. Nur Peter Lustig konnte besser erklĂ€ren.

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