Die Woche war ich wieder pumpen, klar. Zwei mal. Ich denke mit Anfang 30 muss man schon mal anfangen, dem natürlichen Verfall entgegenzuarbeiten. Ich fand mich auch wieder ganz cool, wie ich so im Freihantelbereich die Gewichte gestemmt hab. Mich hat diesmal sogar einer gefragt: „Kannsch mal halde?“ Geschätze 100 Kilo auf jeder Seite. Er hat’s locker allein gestemmt, aber sieht halt besser aus, wenn so ein kräftiger Kerl wie ich oben dran steht. Bis ich sie dann gesehen habe. Gleich zwei Personal Trainer mit grauen Haaren.
Kurz zur Erklärung: Ein Personal Trainer ist jemand, der jemandem, der nach Eigentumswohnung am Killesberg, Porsche, Ed Hardy-Shirt und Sylt-Urlaub immer noch Geld übrig hat, zeigt, wie man Sport macht. Natürlich gibt es in den von mir beschriebenen hippen Fitness-Studios auch festangestellte, fachlich fundierte Trainer, die man jederzeit fragen kann. Aber so ein Personal Trainer ist natürlich schon way cooler. Der nimmt sich dann richtig viel Zeit und schafft es, 12 Minuten für die Erklärung zu brauchen, wie man auf der Hantelbank eine Langhantel hochdrückt. 12 Minuten, ich hab gestoppt. In 35 Sekunden könnte man das Schaubild, das an die Hantelbank geklebt ist, lesen, in 1.30 Minuten könnte man es sich von einem anderen Besucher erklären lassen. Aber der Personal Trainer kann das natürlich besser, er kennt für jede Bewegung den richtigen Winkel und für jede Übung die kulturhistorische Herleitung.
Das Problem an einem Personal Trainer ist: Zum einen fühlt der Eigentumswohnungsbesitzer sich echt beschissen, weil er während seiner Übungen laufend von einem besserwisserischen Labersack begleitet wird, der jeden Millimeter Abweichung von der Übungs-Normbewegung mit einem schlauen Spruch kommentiert und ihn daran hindert, gemütlich die „Men’s Health“ zu lesen oder dem 20-jährigen Topmodel und Leichtathletik-Weltmeisterin am Nebengerät zuzuschauen. Zum anderen sieht aber natürlich jeder der Umstehenden, dass der Eigentumswohnungsbesitzer sich einen Personal Trainer leisten kann, denn der unterscheidet sich von den festangestellten Besserwissern darin, dass er nicht die hauseigene Besserwisseruniform tragen muss.
Aber zurück zum Thema: Da waren also diese zwei Personal Trainer mit grauen Haaren. So geschätzt um die 50 Jahre alt. Typ Mischung aus Sportlehrer und „seit ich 45 bin lass ich’s beim Marathon langsam angehen und mit ner Zeit unter 1.30 gut sein“. Eklig. Mit einer Figur wie ich sie mit 20 auch gern gehabt hätte und diesem dreckigen „Kerle komm erscht mal in mei Alder“ Grinsen. Wahrscheinlich ist das der neue Trend – die Eigentumswohnungsbesitzer lassen sich lieber von 50jährigen Besserwissern rumkommandieren als von so jungen Hüpfern direkt von der Uni. Da werden auf dem Golfplatz dann die Trümpfe gezückt. „Mein Personal Trainer hat fünf mal den New York Marathon unter den besten 500 gefinished.“ „Mein Personal Trainer ist den Iron Man auf Hawaii rückwärts gelaufen.“ „Mein Personal Trainer hat Christoph Metzelder schon mal das Schienbein verbunden.“
Als ich dann also mit deutlich gesunkener Euphorie meine lächerlichen Übungen mit lächerlich wenig Gewicht machte, habe ich etwas gesehen, was mich endgültig zu Boden gedrückt und den letzten Rest Ehrgeiz aus mir rausquetscht hat: Ein geschätzt 70jähriger Mann, der gerade damit beschäftigt war, auszuprobieren, ob er, wenn er bei einem Fast-Spagat zwischen seinen Beinen durchguckt, sehen kann, ob die Frisörin seinen Nacken sauber ausrasiert hat.
Ich hab dann mein Übungsprogramm spontan beendet und beim nächsten mal, also gestern, RAMs Rat befolgt und bin aufs Laufband gestiegen. Scheiße war das anstrengend, und zu allem Übel musste ich auch noch „Notruf Hafenkante“ im ZDF gucken, weil die Laufbänder haben keinen eigenen Fernseher. War aber okay, hat von der Zeit genau gepasst, und am Schluss hatte ich fast 10 km auf der Uhr. Und irgendwie hat dann auch der Spruch gepasst, den ein dynamischer End-30er mit Halbglatze neben mir zur Begrüßung ernsthaft bei seinen schwitzenden Freunden gebracht hat: „I’m deeply impressed“.
also ich bekomme ja ein übel schlechtes gewissen, wenn ich hier ständig diese pump-geschichten lese.
und noch schlimmer wirds, wenn da steht, dass man ab 30 mal dem verfall entgegenwirken muss.
zum glück, wie immer 1x pro jahr, im neuen prinz wieder mukki-buden-artikel. stehe kurz vor ner anmeldung, nur wo??
@ julia: geh bloß nicht zu Fitness Gallery… die versprechen dir ganz viele tolle sachen und kriechen dir mal so richtig in den arsch, quatschen dir noch haufenweise zeug auf, die kein otto-normal-fitnessmensch braucht, und am schluss hast nen vertrag, der sowas von wasserdicht ist, dass den noch deine enkel zahlen müssen, wenn du schon 20 Jahre tot bist. interessanterweise springen haufenweise „besserwisser in uniform“ rum, wenn dir das studio gezeigt wird, aber wenn du dann mal am trainieren bist und einen brauchst, findest die typen nur am tresen wie sie ihren fitness shake schlürfen oder den topmodels und leichtathletik weltmeisterinnen auf den hintern starren. Eigentlich ein geiler Job 🙂
solange du noch nicht unterschrieben hast, hast du dort mindestens einen besten freund, der dich auch gerne mehrmals die woche anruft. wenn sie dann mal dein geld haben, dann wars das mit der freunschaft. mit glück wirst du dann noch gegrüßt und vielleicht danach gefragt, ob du freunde hast, die dein ehemals bester freund mal anrufen kann und ihnen auch so ein tolles angebot machen kann, wie dir.
hui, das tat gut 🙂
mein tipp: fitness im freien ist gesünder und macht auch mehr spaß. aber vielleicht gibts ja auch studios die nicht so geldgeil sind, wie die fitness gallery…
ja draußen is klar besser, aber kann ich mich nicht motivieren, speziell im winter. im sommer gehts so, da schaff ich es ab und zu mit dem bike am neckar lang.
und außerdem, ich als frau will natürlich auch den 20jährigen männlichen topmodels und leichtathletik-weltmeistern beim pumpen und schwitzen zu gucken.
deshalb kommt auch nicht so ein reiner weiber-laden in frage 😉
aber danke schonmal für die info, fitness gallery is hiermit raus 🙂
Bei der Auswahl des Studios sollte man es genauso machen wie bei allen anderen Sachen: ausprobieren. Beim Fitness-Studio heißt das also ein Probetraining. So kann man sich problemlos selbst ein Bild machen.