Dass in der Altstadt/Leonhardsviertel etwas neues kommen wird, hört man schon seit letztem Spätsommer. Hat sich dann alles etwas verzögert, weil die Sanierungsarbeiten ziemlich aufwendig waren und man auch viel L.O.V.E in den Umbau reingesteckt hat.
Das Haus in der Weberstraße war ziemlich am Ärschchen, als die Eigentümerin auf Janusch (bislang (Mit)Betreiber vom Hans-im-Glück-Klassiker Bergamo/Transit, der Deep-House-Insel Romantica, dem Marienplatz-Hocker-Konsens Condesa) zugegangen ist und ihn gefragt hat, ob er sich hier was vorstellen könnte. Yes, he can. Und zwar eine Bar. Ohne DJ-Pult. Ohne Tanzdruck. Absolut gewollt. Weil sonst wird es wieder „so ein Wochenendschuppen“, so Janusch.
Paul & George waren die Vornamen der Architekten, die Ende des 19. Jahrhunderts das Gebäude errichteten, das zunächst als Wirtshaus für die umliegenden Handwerksbetriebe fungierte. Die ehemalige Kutscheneinfahrt wird jetzt der Raucherbereich, man kann noch den alten, inaktiven Lastenaufzug sehen, mit dem damals die Bierfässer hinunter in den Kühlraum befördert wurden.
Im Laufe der Jahrzehnte wurde das Haus nach und nach verschandelt. Die neue Crew befreite Boden, Decke und Wände von mehreren Schichten Fremdmaterial, bis das 100 Jahre alte Parkett und das ursprüngliche Backsteingemäuer hervorlugten. Das Ziel war, den „Urzustand“ wieder herzustellen, erahnen zu lassen. Über der Bar entstehen momentan sechs kleine Wohnungen. Deswegen trägt das „Paul & George“ auch den Untertitel „Bar – House“.
House als Musik kommt, wenn überhaupt, vom Tape, du wirst keinen DJ sehen („ein Discjockey verändert immer einen Raum“), eher atmosphärisch abgestimmte Soul-, Funk, Jazz-Mixe, da ist man offen, Hauptsache das Gespräch läuft weiter wie die Getränke.
Denn gastronomisch gilt im unteren Nassbereich mein „großer Bonmot“ (Zitat Geige): (Gute) Getränke sind wichtig (und es muss immer genügend Ensinger Sport im Keller stehen und das war kein sponsored Satz), egal ob bei verschiedenen Gin-, Rum-, Whisky-Sorten oder diversen Bieren und Weinen.
Weiterhin stehen immer nur fünf Cocktails auf der Karte, mehr gibt es nach Beratung mit dem kompetenten Team. Den Betrieb führt der gute Dawit, Profi-Barkeeper, in seiner Mannschaft zum größten Teil seine ehemalige Scholz-Crew. Bei denen bist du in besten Händen. Der Gast soll absichtlich nicht von einer riesigen Cocktailkarte erschlagen werden.
Kennt man von den einen oder anderen Cocktailbar, die natürlich super sind und Spitzenqualität abliefern, aber manchmal weißte in solchen Läden vor lauter Qual der Wahl einfach nicht, was du bestellen sollst, und fühlst dich dann aber auch wie der letzte Bauer, wenn du ein scheinbar ordinäres Bier ordern willst. Schlimme Bredouillen-Situation: In dieser bestelle ich dann meistens einen soliden Whisky Sour. Du hast einen gescheiten Drink und bekommst für deine Wahl evt. sogar noch Lob vom Barkeeper. Alles schon passiert.
Bier ist im Paul & George genauso wichtig, das aus einer topmodernen Zapfanlage im Keller vierspurig hoch an die Theke gepumpt oder als verschiedene Flaschenbiere angeboten wird, u.a. das belgische La Chouffe). Die Zapfhähne montierte man direkt in das Gemäuer. Sieht spektakulär aus. Und das ist nur ein Interieur-Detail, in einem ziemlich detailverliebten Laden.
In Frankreich wurden gut erhaltene Thonet-Stühle gefunden, die Holzvertäfelung der Bar ist von einer ehemaligen Schweizer Bank in Berlin, einstige Nachttische aus einem Hauptstadt-Hotel werden nun als Regale genutzt und es regieren dunkle Braun-Erd-Töne.
Es kommt How I met your Mother-Stammbar-Wohlfühl-Feeling auf, wie Andi Möller sagen würde. Zielgruppe sowieso von bis und dein Daddy auch. Oder wie Janusch auch sagt, die perfekte Bar vor oder nach dem Essen. Ich werde hart testtrinken.
Paul & George – Bar – House
Weberstraße 3
Opening Freitag, 13. März 2015
jeden Tag geöffnet ab 18 Uhr
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Ich warte lieber auf die 50-Mark-Getränkegutscheine!
im gerber? 😉
Schöne Atmosphäre und sehr gute Auswahl an der Bar. Preislich im oberen Bereich. Zur Lage kann man sagen; Nightlife Gentrifizierung; Hipster neben Huren.
Irgendwas mit Schorsch wird meine Kneipe im Osten heißen, die ich irgendwann eröffnen werde. Kurz bevor die Gentrifizierer kommen. Danke für die Idee.
Und Frohes-Wochenende-Grüße
Natalie