Die Röhre muss am 15. Januar schließen, obwohl die Bahn lediglich den Bereich vor dem Club als Baustellenfläche nutzen will. Nach Meinung der Betreiber müsste die Bahn lediglich auf ein paar Quadratmeter Fläche verzichten und man könnte noch bis Sommer weiter offen lassen. Im Hintergrund tobt weiter der Streit bezüglich der Kommunikation zwischen Club und Stadt. Jan Drusche wirft der Stadt vor gelogen zu haben. Gestern Abend wurde nochmals eine Pressemitteilung verbreitet.
Presseerklärung zu den Äusserungen der Stadt Stuttgart, vornehmlich durch den Pressesprecher Herrn Vogt zum Thema „Kündigung Musikklub Röhre Stuttgart“
Wir sehen uns leider gezwungen, diese Presseerklärung aufgrund der diffamierenden Äusserungen seitens der Stadt Stuttgart, besonders durch deren Pressesprecher Herrn Vogt, zu veröffentlichen. Uns hat sich bislang nicht erschlossen, mit welcher Motivation Herr Vogt diese zum Teil falschen und überwiegend unqualifizierten Aussagen tätigte.
Für uns steht seit Jahren fest, dass wir im Falle des Baubeginns von Stuttgart 21 weichen müssen. Das Einzige, was uns bei dieser Tatsache stört, ist die Art und Weise, wie das Ganze kommuniziert wurde und abgelaufen ist. Da wir uns zu keinem Zeitpunkt Unterstützung durch die Stadt Stuttgart erhofft haben, war unsererseits das Thema eigentlich erledigt. Nicht stehen lassen können wir allerdings die diversen unzutreffenden Behauptungen, die durch verschiedene Vertreter der Stadt Stuttgart verbreitet wurden.
Bereits vor Jahren sicherte uns Kulturbürgermeisterin Frau Dr. Eisenmann zu, sie werde alles tun, damit es für die Röhre keinen Leerstand gebe. Bei einem weiteren Treffen kurz vor den Wahlen im März 2011 bekräftigte sie im Beisein vom 1. Bürgermeister Herrn Föll und Liegenschaftsamtsleiter Herrn Zügel nochmals dieses Versprechen. Vereinbart wurde damals, dass wir mindestens bis zum 15. Januar 2012 in der Röhre bleiben könnten, weil vorher auf keinen Fall Baumaßnahmen beginnen würden.
Wann wir definitiv aus der Röhre müssten, würde Herr Wolf, Mitarbeiter im Referat Wirtschaft, Finanzen und Beteiligungen, im Sommer 2011 durch ein Gespräch mit der Bahn in Erfahrung bringen. Entgegen Äusserungen seitens der Stadt Stuttgart durch Herrn Vogt, wurde der 15. Januar 2012 niemals als definitives Ende vereinbart, sondern vielmehr als minimal verbleibende Dauer vereinbart. (Zitat Vogt StZ vom 20.12.: „Die Betreiber wussten, dass dieser Vertrag keine Verlängerung zulässt.“)
Genau hier setzt unsere Kritik an. Hätte die Stadt Stuttgart, wie vereinbart im Sommer 2011 das Gespräch mit der Deutschen Bahn gesucht, hätte man bei einem Ortstermin aller Beteiligten mit Sicherheit eine Lösung zum weiteren Betrieb der Röhre, mindestens bis zum Sommer 2012 erreichen können und damit eben diesen Leerstand über Monate oder vielleicht auch Jahre verhindern können.
Stattdessen wartete die Stadt tatenlos ab, bis die Deutsche Bahn ihr, wie wir inzwischen wissen, bereits Mitte Oktober mitteilte, dass ab dem 15. Januar 2012 diverse Orte in der Stadt zu Rohdung abzusperren sind. Entgegen Äusserungen seitens der Stadt Stuttgart durch Herrn Vogt, wurde uns diese Information nicht weiter geleitet. (Vogt in der StN vom 29.12.: „Wir haben den Betreibern spätestens Ende Oktober Bescheid gegeben.“) Falls diese Behauptung von Herrn Vogt aufrecht erhalten wird, würden wir gerne wissen, durch wen dies wann geschehen sein sollte.
Erst bei einem von uns gesuchten Gespräch am 7. November erfuhren wir erstmals von den Plänen der Bahn vor der Röhre Arbeiten durch zu führen. Genaueres zu den Plänen der Baumaßnahmen vor der Röhre teilte uns Herr Wolf Mitte November telefonisch mit.
Aufgrund dieses Gespräches, bei dem uns erstmals mitgeteilt wurde, dass die Bahn das komplette Gelände vor der Röhre beansprucht, versuchten wir die Stadt dazu zu bewegen der Bahn einen Kompromiss vorzuschlagen, in dem festgelegt werden sollte, dass wir einen drei bis fünf Meter breiten Streifen entlang der Tunnelwand bis zum Notausgang des Wagenburg Tunnels überlassen bekommen. Da der Notausgang des Strassentunnels definitiv frei bleiben muss, wäre eine Anbindung über den Zugang des Notausgangs eine minimale Flächennutzung des Vorplatzes.
Bei Betrachtung der Äusserungen seitens der Stadt Stuttgart, besonders durch Herrn Vogt, fällt auf, dass hier keinerlei Ortskenntnis vorliegt. Hätte sich jemals einer der Damen und Herren bemüht die Lage vor Ort anzusehen, wären solche Äusserungen niemals gefallen. ( „Aus sicherheits- und haftungsrechtlichen Gründen ist das nicht möglich. Die Baufläche der Bahn kann auch nicht beliebig für den Zugang hergerichtet werden.“ Zitat aus der StN vom 29.12.)
Uns würde auch interessieren, wie der Pressesprecher der Stadt Stuttgart, der gerade mal ein gutes Jahr im Amt ist, sich anmaßen kann uns zu unterstellen, wir hätten nicht intensiv nach Ausweichmöglichkeiten gesucht. Geradezu lächerlich ist die Aussage, die Stadt hätte sich intensiver als wir um Lokalitäten bemüht.
(Ausschnitt StN vom 29.12.: „Wir hatten nicht den Eindruck, dass die Verantwortlichen der Discothek bei der Suche nach alternativen Standorten mit gleicher Intensität unterwegs sind wie wir“, sagt Vogt. Neue Räume zu finden sei nicht leicht: „Der Markt für stillgelegte Tunnelröhren ist relativ überschaubar“. Bei anderen Räumen seien Größe, Sicherheit, Innenstadtnähe und Lärmschutz unter einen Hut zu bringen. „Wir haben die Betreiber aufgefordert, uns auch aus ihrer Sicht Möglichkeiten zu nennen“, sagt Vogt hierzu. „Es gab keine Rückmeldung.“)
Nicht, dass wir als unsubvensionierter Kulturbetrieb ernsthaft erwartet hätten, etwas angeboten zu bekommen, aber wir wollen doch mal die Bemühungen der Stadt als nicht vorhanden bezeichnen. Wir halten uns nach weit über 20 Jahren Erfahrung als Konzertveranstalter und rund 5.000 Bands auf unseren Bühnen durchaus für kompetent genug zu entscheiden, ob eine Immobilie als Veranstaltungsort geeignet ist oder nicht. Das wir dies im jeweiligen Fall der Stadt Stuttgart, bzw. Herrn Vogt melden sollten, war uns nicht bewusst.
Eines ist uns jedoch bei unserer – anscheinend wenig intensiven Suche – aufgefallen. Die Röhre ist in Stuttgart als Konzertlocation in keiner Weise zu ersetzen, was in Zukunft mit Sicherheit dafür sorgen wird, dass noch mehr Konzerte als bisher schon an der sechst größten Stadt Deutschlands vorbei ziehen werden und damit Baden-Württemberg noch mehr als schwarzer Fleck in der Kulturlandkarte erscheint.
Jan Drusche, Peter Reinhardt und Nanno Smeets
Sowas ist echt bitter! Sollen sie halt nen 3 Meter breiten Streifen freilassen, und die Röhre hat zumindest ein wenig Zeit ne einigermassen brauchbare Location zu finden.
Aber so oder so – es wird nicht mehr dasselbe sein… in der Größe wirds wohl auch nur ausserhalb der Innenstadt was geben.