Genuss mit Ausblick: Restaurant Bellevue auf dem Killesberg

Freitagabend, Killesberg (Baby), weit weg von Heslach, aber auf dem Sprung in Richtung Stadtmitte. Wir waren die fast letzten der rund 40 Gäste, für die es im Bellevue Pop-up im epischen wie ehrfürchtigen Perkins Park-Gang (Stichwort „Schaulaufen“ zu Club-Zeiten) Platz gibt, als Bellevue-Küchenchef Timo Kadner meinte: „Es gibt noch eine Praline!“

Er kam mit einer Raffaello-großen Kugel zurück und erklärte, die wäre aus Resten der anderen Gänge gezaubert, man will so gut wie nichts wegwerfen (Stichwort „Zero Waste“), ich konnt’s mir einfach nicht merken, aus was das Bällchen bestand, aber die Praline war köstlich und nichts wegwerfen findet man sowieso immer super.

Das sind schon die wichtigsten Keywords, die den ganzen Abend und das Vier-Gänge-Menü (plus Süppchen-Grüßchen und Cracker & Brot) im Bellevue Pop-up klappentexten: super und köstlich. Fünf Punkte für alles (Food, Service, Ambiente) wie im LIFT. Grüße.

Von vorne: Bjoern Boltz, bekannt vom Perkins Park, eigener Weinmarke (Bjoerns Wine) und Cateringservice Bjoerns Kitchen, und Timo Kadner, der zuvor u.a. für das Schräglage Gastro-Universum gekocht hat, eröffnen Ende Oktober ihr vegetarisches und veganes Restaurant Bellevue gegenüber vom Perkins Park. Die Zeit bis zum Opening überbrückt man freitagabends mit dem Bellevue Popup, Tickets gibt’s hier.

Auf der besagten Fläche ist vor einigen Jahren das On Top abgebrannt und der Name Bellevue ist an diesem Spot schon seit 2018 im Game. Eigentlich wollte das ambitionierte Duo bereits April eröffnen – nur eines von den sehr vielen „eigentlichs“ im Jahr 2020 und nur einer von vielen zerschmetterten Plänen.

Das Duo sitzt also seit ein paar Monaten gut geplant in den Startlöchern und experimentiert permanent, wie man den Gästen ausgefallene vegetarische und vegane Gerichte unter den eigenen Ansprüchen regional, saisonal, frisch (natürlich) servieren kann, und, wie eingangs erwähnt, eine Verschwendung und Abfall so gut es geht vermeiden kann.

Saisonal bedeutet: Die Säule des aktuellen Dinners ist die Karotte und es ist für einen (mittelmässigen) Hobbykoch nahezu unglaublich, was man alles aus diesem Gemüse kreieren kann (außer vielleicht ne Suppe machen oder als Anschwitztool fürs „G’schmäckle“).

Bild: Bellevue

Das sorgt insbesondere beim Nachtisch, ein Arrangement aus Kuchen, Eis und Creme, für eine positive Verwirrung im Wechselspiel mit der berühmten Geschmacksexplosion im noch berühmteren Gaumen sorgt (Zitat Karte: „kühl und fruchtig: Karotte / Soja / Beeren / Crunch / Cake“). Ende September übernimmt der Kürbis Führungsrolle im Bellevue Popup-Dinner. Ich druck mir jetzt jedenfalls ein Shirt mit einer Karotte drauf.

Das Level zieht sich vom ersten Cracker (Karotte!) mit zwei verschiedenen Aufstrichen über die Salatkomposition und das Karotten-Pfifferling-Risotto bis zur Praline stabil durch. Bereits seit Montag stehe man in der Küche, so Bjoern, und dafür gehen die einzelnen Gänge leider viel zu schnell „nei“ (neu twitterisch für „DAS gönn ich mir JETZT“), genauso wie der Wein von Bjoern konsequent reinläuft.

Im Bellevue Pop-up speist man bereits auf dem zukünftigen Mobiliar und von dem zukünftigen Geschirr. Nach der Popup-Phase transportiert man das alles inklusive den perfekt geschulten, sehr aufmerksamen Service ins neu gestaltete Restaurant, an dem aktuell noch gearbeitet wird.

Neben einem wechselnden Menü gibt’s im final Bellevue eine Karte mit z.B. grundsoliden Maultaschen mit Kartoffelsalat, alles vegetarisch und vegan. Alles in allem ein Argument mehr für Heslach, um (mal wieder) zum Killesberg zu riden, vor oder nach dem Parkbesuch. U7 und 44er fährt. Bjoern und Timo brennen jedenfalls und sind definitiv schwer bereit, um eine dieser famous Lücken in der Stuttgarter Gastro-Welt zu schließen.

Bellevue Pop-up – bis Mitte Oktober jeden Freitag im Perkins Park
Restaurant Bellevue Opening Ende Oktober (gegenüber vom Perkins Park)
Tickets Bellevue Pop-up
www.bellevuestuttgart.de

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