Nazi-Verbrechen in Stuttgart: Zeichen der Erinnerung am Nordbahnhof

Stilles Erinnern am Stuttgarter Nordbahnhof

Zwischen Straßenbahnschienen, Atelierhäusern und Industriebauten liegt ein Ort, der leicht übersehen wird – und doch von großer Bedeutung ist: die Gedenkstätte „Zeichen der Erinnerung“ am Inneren Nordbahnhof in Stuttgart. In der Otto-Umfrid-Straße, unweit der Wagenhallen, erinnert sie an ein Verbrechen, das mitten aus der Stadt heraus geschah – und das vielen bis heute kaum bekannt ist.

Zwischen 1941 und 1945 wurden über 2000 jüdische Bürgerinnen und Bürger von Stuttgart aus in Konzentrationslager wie Auschwitz, Riga und Theresienstadt deportiert. Der Nordbahnhof war dafür der Ausgangspunkt. Die Gleise, die Rampe und die Prellböcke, über die diese Transporte liefen, sind bis heute erhalten. Seit 2006 macht die Gedenkstätte dieses Geschehen sichtbar – ohne Pathos, ohne laute Zeichen, aber mit großer Klarheit.

Ein Ort des Innehaltens

Die Gestaltung der Gedenkstätte ist zurückhaltend und eindringlich zugleich. Eine schlichte Betonwand mit den Namen der deportierten Menschen zieht sich entlang der alten Gleise. Der Informationsbereich erklärt die historischen Hintergründe. Nichts ist inszeniert, nichts auf Wirkung getrimmt. Stattdessen bietet der Ort Raum für stilles Nachdenken – mitten in der Stadt, und doch abseits vom Lärm des Alltags.

Engagement aus der Stadtgesellschaft

Initiator der Gedenkstätte ist der Verein Zeichen der Erinnerung e.V., gegründet 2004 mit dem Ziel, den Ort der Deportationen sichtbar zu machen und langfristig zu pflegen. Die Umsetzung wurde von der Stiftung Geißstraße 7 unterstützt. Das Projekt zeigt, was zivilgesellschaftliches Engagement bewirken kann: dass Geschichte nicht in Archiven verschwindet, sondern dort erinnert wird, wo sie geschah.

Ein wichtiger Ort – auch heute

Viele Stuttgarterinnen und Stuttgarter kennen die Gedenkstätte nicht. Dabei liegt sie offen da, nur wenige Gehminuten vom kulturellen Zentrum der Wagenhallen entfernt. Vielleicht ist es gerade ihre Zurückhaltung, die dazu führt, dass sie im Stadtbild kaum auffällt. Doch wer dort steht, spürt sofort, dass dieser Ort etwas zu sagen hat.

„Zeichen der Erinnerung“ ist keine große Geste. Es ist ein stilles Mahnmal – aber eines, das bleibt.

 

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