Die sehr gute Nachricht gleich vorneweg: Adidas Sambas gehen in der neuen Spielzeit als Schuhwerk für die Tänzer auf der Bühne genau so klar, wie im Publikum. Und man muss sich für einen Opernbesuch keine lange Robe kaufen, außer du bist Maeckes, dann kannst du dir eine leihen.
Aber von vorn: Die Staatsoper Stuttgart hatte Sommerferien eröffnet mit der Konzertgala „Von allen guten Geistern…“ die neue Spielzeit. Mit dem großen Orchester auf der Bühne, allen Instrumenten, die man irgendwo auftreiben konnte, mit Gespenstern unter Leintüchern, einem Gartenzwerg und Weihnachtsgirlanden.
Durch den Abend führen Ensemble-Mitglied Stine Marie Fischer und Rapper Maeckes – der sich inzwischen offensichtlich im großen Haus so wohlfühlt, dass er sich nach und nach in sich selbst, also Markus Winter zurück verwandelt (oder weiter entwickelt?).
Das Moderations-Duo tritt in wunderschönen, ausladenden Kleidern auf. Maeckes findet offenbar am hauseigenen Kostümfundus großen Gefallen und trägt über den Abend hinweg noch einen weißen Smoking, einen riesigen Hut mit Federn und und und.
Dirigentin Lin Liao wirbelt vor dem Staatsorchester durch unterschiedlichste Stücke, die in der kommenden Spielzeit zu hören sein werden und zumindest den „Herbst“ von Antonio Vivaldi – passend zur Jahreszeit ausgesucht – sollte man doch schon mal gehört haben. Maeckes rappt, die Refrains singen die Opernsänger*innen, die auch solo auftreten.
„Radikalaffirmative Koloraturgirlanden“ gibt es da in einem Stück von Leonard Bernstein zu hören, so steht es zumindest im heute kostenfreien Programmheft. Musikalisch sind die alte, ernste E-Musik und die moderne U-Musik vielleicht hörbar voneinander weg, aber die Texte nicht mal so sehr. Es geht eben ums Leben, um die Liebe, um Geld und ums Wetter.
Und so findet im kommenden Sommer auch zusammen, was sich schon angekündigt hat: Maeckes hat mit „Der Rote Wal – Ein deutsches Herbstmärchen“ die Texte für eine Oper geschrieben!
„Der rote Wal ist nicht Märchen, um zu verniedlichen, sondern um mit einem Stuttgarter Stoff umzugehen, der wie ein Mythos aufgeladen ist. Um von Widerstand und vom Gewaltmonopol zu erzählen. Den Text schreibt Markus Winter, als Maeckes nicht nur einer der Orsons, sondern als Solotexter, -denker und -musiker ein weit über den Kesselrand hinaus bekannter Sohn der Mutterstadt. Die Partitur komponieren die Brüder Vivan und Ketan Bhatti, die mit dem Roten Wal eine Oper schreiben, die auch Rap ist.„
Die Uraufführung wird am 18. Juni 2025 sein, die Karten sind bereits im Verkauf. Man darf dann und die ganze Spielzeit über in Turnschuhen kommen!
P.S.: Was ist denn jetzt eigentlich mit der Renovierung? Aktuell beginnen bei den Wagenhallen (Nicht in oder an den Wagenhallen selber!) die Rückbauarbeiten, um Platz für die Interimsoper zu machen. Das heißt, die Container von Neue Schachtel und Containt und auch die NORDIY Skate-Bowl müssen jetzt ganz konkret weg – die beiden Letzteren haben eine neue Fläche in Cannstatt in Aussicht gestellt bekommen.
Geplant ist, dass die Oper ab 2029, also frühestens in 5 Jahren, vorübergehend den Eckensee verlässt und dann in dem Gebäude am Nordbahnhof spielt, das später als Teil einer „Maker City“ weitergenutzt werden wird. Alle Infos zur Sanierung gibt es hier.