Liebreizend: Legendäre Party im Wikinger Bierstüble am Charlottenplatz

Vesna schmeißt ihre letzte Party in diesem Jahr und wer es damals im Sub Culture nicht gelesen hat, so war die Liebreiz im Puff, the real Version, right after the jump:

Sub Culture Intro Juni 2008

Ein leicht schwüler Samstag im Mai, 22.15 Uhr: Ich betrete einen Puff im Rotlichtviertel. Ein ambitioniertes Veranstalter-Duo schmeißt hier eine Party. Die Nutten sind auch da. Am Tresen hocken zwei alte Knacker.

22:17 Uhr: Ich kümmere mich um die Beschallungstechnik. Die Stimmung ist relativ zwielichtig. Die Nutten stöckeln wie eine Gänsefamilie immer wieder von Bar zur Toilette und wieder zurück. Komme mir vor wie Falschgeld.

22:19 Uhr: Der Raum ist ziemlich klein, die meiste Fläche nimmt ein massiver Tabledance-Tisch (deutsche Eiche?) ein, inklusive zwei Stangen. Das Interieur sehr „urig“. Ringsherum sind Sitzbänke. Das improvisierte DJ-Pult ist in ein Eck rein gezwängt und dockt an den Tabledance-Tisch an. Bin immer noch Falschgeld.

22:50 Uhr: Technik läuft, die Barmannschaft ist da, die zwielichtige Stimmung verflüchtigt sich. Gute Laune. Jetzt sind die Nutten Falschgeld. Im Raum hat es ungefähr 28 Grad.

23:32 Uhr: Laden füllt sich. Entspannte Atmo. Ich lege auf.

23:54 Uhr: Ich fange an zu schwitzen. Die Leute wippen leicht.

00:37 Uhr: Erste Stresssituation. Zwei Nutten stehen in ihrem Nuttenkostüm vor mir und labern was von „Müsse etz danze auf Disch! Nelly Furtado! Nelly Furtado!“. Ich: nix gibts. Gehen und kommen mit Verstärkung wieder (Puffmutter?): „Danze auf Disch!“ Ja guck, da tanzen schon andere Leute, stell dich halt auch hoch. „Kanns du dieze Zede spiele?“ Nee kann ich nicht.

01:15 Uhr: Mein T-Shirt hat seine Funktion aufgegeben. Sturzbachartig läuft mir der Schweiß übers Gesicht.

01:38 Uhr: Eine Bekannte findet einen Zettel mit dem Tarifregelwerk des Etablissements, in deutsch-osteuropäischer Übersetzung. Blasen 30 Euro, Ficken 50, etc. Auf der anderen Seite, ebenfalls mehrsprachig: Die Konversation bevor es nach oben auf die Zimmer. Wie heißt Du? Wie geht’s? Was machst Du? Willst du ficken?

01:45 Uhr – 03:15 Uhr: Party läuft. Viele Freunde da. Nasse Klamotten, glänzende Haut, ausgemerkelte Gesichter. Ein Kumpel beschreibt die Gesamtsituation treffend: Wie wenn du in Thailand aus dem Flieger steigst.

03:15 Uhr: Ein 100-Kilo-Koloss fliegt von dem Tabledance-Tisch auf den rechten Plattenspieler, haut die Nadel dabei runter, donnert mit dem Kopf auf die Sitzbank und bleibt regungslos auf dem Boden liegen. Musik aus. Schock. Das wars denk ich mir, jetzt gibt’s drei Möglichkeiten: Genickbruch, querschnittsgelähmt, Tod. Ich schreie ihn an: Geht’s? Geht’s? Geht’s? Nach 10 Sekunden steht er auf. Total hacke. Ich mache weiter.

03:27 Uhr: Wie die Lemminge fliegt nun einer nach dem anderen vom Tisch. Totales Chaos. Auch musikalisch.

04:31 Uhr: Die Veranstalterin kommt hektisch auf mich zu und meint: „Müssen nach dem Lied Schluss machen. Da sind irgendwelche Typen und machen Stress.“ Russen? „Kannst du dann sofort alles zusammenbauen und die Plattenspieler in Sicherheit bringen?“ Äh…

04:34 Uhr: Musik aus, Licht an. Leute gucken doof. „Alle raus!“ Sofort wird mit Putzen angefangen, ich packe in Windeseile zusammen. Mit zwei Plattenspielern, einem Mischpult und einem schweren Rucksack renne ich aus dem Laden als sitzen mir ukrainische Schlächter im Nacken. So schlecht aufgelegt?

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18 Comments

  1. says: Der Nachbar

    Liebe Kessel-Leser,
    besagtes Kleidungsstück befindet sich seit 2 Monaten in meinem Besitz und somit hin und wieder an meinem Körper. Mein apathischer Nachbar und Blogbetreiber stellte schon ca Mitte Oktober in seinem Hausflur fest: „Eeeeey, neue Jacke, COOOOOOOOOL“. Ich glaube meine damalige Reaktion war: „Martin, vielen herzlichen lieben Dank, mein geschätzter Nachbar und geliebter Kollege, wie aufmerksam von dir“ (ungefährer Wortlaut).
    Noch ne kurze (lange) Anekdote, um meinen Kumpel zu diffamieren. Ich hole aus: 15.11.2008. DJ Gig im Staatstheater zur Parzivalpremiere. DJ Emilio schafft’s wider Erwarten wieder mal eine Party mit anwesenden Gästen hinzukriegen. Kurz vor 3 h morgens. Schauspieler, Regisseur, Freunde der Beteiligten und Barpersonal unter sich. Auf jeden Fall schon lange niemand mehr an der Garderobe arbeitend. Ich zum seit 2 Stunden auf den Feierabend wartenden Barpersonal: „Liebes ehrwürdiges Barpersonal, die Garderobe ist von Arbeitskräften verlassen, habe ich Erlaubnis meine Jacke selber entgegen nehmen zu dürfen?“ (ungefährer Wortlaut). Einer der Angestellten: „Ja klar, nimm doch die Rote da hinten, hahahaha“. OK, lange Rede, wenig Sinn, zur Pointe: die „Rote“ war tatsächlich meine Jacke (Innenfutter ist rot), aber wegen dieser kleinen Geschichte weiss ich, das ich an jenem Abend die Jacke auch getragen habe. Ich danach zum RAM in die Corso, wo er auflegt. Ich zur DJ-Kanzel: „Martin, mein so sehr von mir vermisster Nachbar, wie ist dein Wohlbefinden? Wie ergeht es dir am hiesigen Abend?“ (ungefährer Wortlaut). RAM: „Emil, halt die Fresse, du Scheisswixxer“ (präziser Wortlaut:-)), „soll ich dir deine Jacke abnehmen?“. „Oh, Danke Martin für dein Wohlwollen, du Held der Serato-Decks“ (ungefährer Wortlaut, gäähn).
    Wenn mich nicht alles täuscht, könnten wir danach noch Döner essen
    gewesen sein, wir beide mit meiner Jacke. Wir drei, RAM, ich und Jacke sind auf jeden Fall gemeinsam morgens nach Hause gefahren.
    „Halts Maul, RAM“ hab ich mir übrigens beim gemeinsamen Fussball schauen angewöhnt:-).

  2. says: Der Nachbar

    An Alle: „”He Emil, alter Freund, fett, alles klar? Hasch ne neue Jacke?” “Ach halts Maul”“ war übrigens erst vor 3 oder 4 Tagen.

    Und an meinen Nachbarn: für Hip Hop 2.0 gibts bereits Spezialisten in Stgt, da lass ich lieber die Finger davon.

  3. says: martin

    ich konnt mich aber vor drei, vier tagen wirklich nicht mehr an die jacke erinnern, aber jetzt wo du das hier nochmals dokumentiert hast… ich bemühe mich in zukunft

  4. says: Der Nachbar

    …um bessere Jackenerinnerungsfähigkeit? Arbeite lieber am Fussballverständnis, das mit Comunio scheint ja wohl ne Halbtagsfliege gewesen zu sein.

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