La Bruschetta und ein kleiner Spaziergang durchs Bohnenviertel

Das schwäbische Genua? Bohnenviertel backstage

Prinzipiell war’s heute schon im Büro. Abgesehen davon, dass ich heute früh entdeckt habe, dass mir ein Marder eine Kartoffel (!) in den Motorraum gelegt hat. Wofür ich ihm im Gegenzug gerne 10.000 Volt in unseren gemeinsamen toten Briefkasten legen würde. Drecksvieh! Aber sonst war’s ein schöner Tag im Büro. Wie immer.

Dazu fallen mir zwei Anekdötchen ein, die ich loswerden muss: 1. Die Papier- und Bürobranche nennt sowas, wie uns, die wir in kleineren Büros oder gar Zuhause arbeiten „SOHO“. Das ist die Kurzform für Small Office, Home Office und marketingsprech für „alle, die nicht in einem XXL-Rudi-Häusler-Loft arbeiten.“  Also: schön war’s heute im Soho.

Zweiter Hirnfurz dazu: Beim VfB und in anderen Bundesliagvereinen gibt’s wohl kleine Splittergruppen unter den Fans, die sich gegen das Verbot von Pyrotechnik im Stadion mit der Kampfansage „Bürotechnik ist kein Verbrechen“ wehren. Und sie versuchen, Tacker, Locher und Aktenordner ins Stadion zu schmuggeln.

Sagte ich schon, dass es heute schön im Büro war? Auch ohne entsprechende Technik! Vor allem deshalb, weil ich es nach draussen verlegt habe. Manchmal wäre ich schon gern im Aussendienst. Audi A4 Avant. Hugo Boss. Bleifuss oder Lackschuh. Zuhause, wo andere Rast machen. Touchfist mit den Truckern. Die goldene Sanifair-Flatrate. Schiffen bis der Arzt kommt. Oder wenigstens dieses Granulat, dass sie über dem Urinal immer bewerben. Ein Leben zwischen Bifi-Roll und Red Bull. Mit dem Papstmobil über die Dörfer tuckern und Vorwerk an den Mann bringen. Herrlich.

Wollte mich ja eigentlich heute mit RAM treffen. Doch der wollte oder konnte nicht mit mir mittag essen gehen. Ich hätt sogar gezahlt. Also war ich alleine – einsamer Wolf der Überholspur, CB-Funk-Name „Lonesome-Sixty-Nine“ – im Bohnenviertel. Im Kleinod „La Bruschetta“. RAM hat mir verboten, darüber zu bloggen, weil ihm jemand verboten hat, darüber zu schreiben, weil sonst noch mehr hin gingen und es noch länger dauere und so.

Nein, das ist nicht aus dem Jamie Oliver Buch, das ist La Bruschetta. Alles frisch.

Zügig geht’s in der Tat nicht in der winzigen Stube, ist aber ja auch kein Schnell-Imbiss, sondern der beste Steh-Italiener der Stadt. Nicht ganz billig, dafür ganz frisch. Wenn die 4 Plätze am Stehtisch im La Kabuff besetzt sind, darf man mit seinem Essen in die, mit alten schönen Holzdielen ausgelegte, Galerie der benachbarten Schreinerei Zwinz nebenan. Da macht man dann mit einem sauleckeren Pasta- oder Pizzagericht aus deren Holztafel einen Mittagstisch de Luxe.

Pizza Vegetale formidable. Der Trend geht zum marktfrischen Gemüse.

Die Zeit, die frisch zubereiten nun mal braucht, kann man ja zu einem kleinen Instagram-Spaziergang durch das Bohnenviertel nutzen. Benannt übrigens – Klugscheisser-Modus an und mitgenommenen Killer-Flyer „Das Bohnenviertel – Ein starkes Stück Stuttgart“ zitierend – „wurde das Bohnenviertel nach den Kletterbohnen, die die hier ansässigen Handwerker und Weinbauern in ihren Gärten anpflanzten und die girlandenartig an den Häusern hingen.“

Früher war alles besser und heute hängt hier gar nix mehr girlandenartig.

So richtig mag man gar nicht drüber nachdenken, wenn ein Laden namens „Nagel-Alm“ Fussfrench anbietet, was das ist…

Post für die Nagel-Alm bitte in den fussfrenchfreundlichen Briefkasten in Knöchelhöhe. Zalando-Pakete bitte beim Chinesen vorne abgeben. Rudolph the Reindeer scheint sich monothematisch durch die Nagel-Alm (habe gerade eins daneben getippt und Bagel-Alm geschrieben, auch nicht schlecht!) durchzuziehen. Vom Schaufenster bis zur Fuss(french)matte. Langsam aber dann bitte umdekorieren!  Hab gesehen, dass die ersten Kaufhäuser schon den Weihnachts-Bambel in die Kartons verpackt haben und auf „Fasching“ upgegradet haben.

„Im Bohnenviertel finden sich Menschen zusammen, die ihre Berufe mit besonderer Hingabe, mit hohem Berufsethos und großer Professionalität ausüben.“ Und sie alle essen gebackene Pudding für Zwofuffzich.

„Das kleine aber feine Stadtquartier bietet seinen Bewohnern und Besuchern Beschaulichkeit und Ruhe abseits des Großstadttrubels“ – Und 100% Flyerfreiheit. Dank Konstruktion from hell. Bitte abso-fucking-lutley gar keine Werbung ever ever ever einwerfen!

La Bruschetta
Weberstraße 10b
Charlotten-Passage

Täglich ab 18:30 Uhr

Join the Conversation

22 Comments

  1. says: Martin Sp.

    Es sind die Belgier mit den Fritten. Luxemburger sind die mit der netten Sprache.

    Wie macht man einen Belgier verrückt? Man sperrt ihn in ein rundes Zimmer und sagt ihm, in der Ecke läge ein Pommes Frites.

  2. says: Martin Sp.

    Dann warst du in den falschen Kneipen 😉 War „schon“ viermal in Lux, frittiertes habe ich eigentlich nie gegessen. Mal Knieddelen mit Speck probiert?

  3. says: Markus

    War mal in Illinois auf einem ländlichen (seeehr ländlichen) kleinen fest da wurde gefrorene Butter am Spieß in Brotkrumen gewälzt und frittiert…harter Tobak!

  4. says: Martin Sp.

    @martin: für’s nächste Mal Luxemburg (Stadt), runter in den Grond. Musst nichtmal laufen, da geht ein Fahrstuhl runter 🙂 Lauter schöne Altstadtkneipen und viel Subkultur.

  5. says: Nagelalm

    Hallo Kollege Geiger,

    Du hättest rein kommen sollen. Der meiste Kitsch auf der Nagelalm ist bei mir drin !

    Dort gibt es Plüsch-Hirschgeweihe, Kuhglocken, alte Wagenräder etc……

    Und jaaaaaa ich weiß „Weihnachtsdeko“…..aber ist nicht nach dem Fest , vor dem Fest ? Haha….

    Thanks anyway für den kurzweiligen Bericht über mein Nagelstudio….

    Übrigens kann man sich auch piercen lassen…..der Shop im Shop quassi….

    http://www.unknown-pleasures.net

    Liebe Grüsse bzw. Servus von der Nagelalm,

    Die Nageluschi ( Angie )

Leave a comment
Leave a comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert