Seit vergangenen Freitag ist das neue, vollgepackte re.flect draußen, man beachte auch die immer noch brandneue Homepage der Kollegen. Nachdem Martin beim letzten Mal für die Kessel.TV-Kolumne seinen Facebook-Ausstieg und die Folgen dokumentierte, habe ich mich alter Sack für die aktuelle Ausgabe nochmals eingehend mit Twitter beschäftigt. Follow me, wie Aly-Us schon sang.
Ich hab ja ein etwas gestörtes Verhältnis zu Statusmeldungen. Eine meiner Headlines bei Kessel.TV, auf die ich am meisten stolz bin, ist „Bin gerade kacken, läuft ganz gut…“. Der Artikel ist zwar schon zwei Jahre alt, und es ist unglaublich, was sich seitdem getan hat. Nur meine Meinung hat sich seitdem nicht allzu sehr verändert: Ich bin dem Thema Statusmeldung gegenüber immer noch skeptisch eingestellt. Wobei ich zugeben muss: Ich bin, was Facebook angeht, vom absoluten Statusmeldungs-Verweigerer zum gelegentlichen Poster geworden.
Aber ich bin da, und man mag mich altmodisch nennen, vorsichtig. Ich denke nicht: Komm, die Sonne scheint, ich bin heute mit dem rechten statt mit dem linken Fuß aufgestanden, ich habe vorher eine Fliege gesehen, die fast einen Salto geflogen wäre, mein Mix wurde bei Soundcloud zum fünften Mal in drei Monaten angehört, das Marmeladenbrot hat heute besser geschmeckt als gestern, das dritte Buch von links im Regal ist umgefallen, das ist doch eine Statusmeldung wert – das interessiert die Welt!
Ich denke: Ich habe zumindest einen Teil meiner Facebook-“Freunde“ selber angefragt, und da frage ich mich – ganz ehrlich – vor jeder Meldung: Interessiert das jetzt jemanden? Juckt irgendjemand meinen Schiss, den ich jetzt lasse? Oder gehe ich damit vielleicht jemandem auf die Nerven? Ich weiß, albern, weil bei jedem minütlich überflüssige Statusmeldungen aufpoppen, ohne dass die Welt untergeht. Aber ich bin eben altmodisch und höflich, ich will keinem auf den Sack gehen.
Vielleicht ist es da umso überraschender, oder – bei längerem Nachdenken – sogar die logische Konsequenz, dass ich mich jetzt auch einfach mal dem Thema Twitter angenähert habe. Ich hab ja Twitter lange überhaupt nicht verstanden, weder die Mechanik noch wozu das Ding überhaupt gut sein soll. Und ich glaube, dass Twitter eine jener Plattformen im Internet ist, die man nur versteht, wenn man mitmacht. So wie knuddels.de oder Farmville oder eine Pro-Guttenberg-Fanpage.
Einen Twitter-Account hab ich schon länger, „zu Recherche-Zwecken“, aber so funktioniert das nicht. Man muss da schon mitmachen, und dann erkennt man schnell, dass Twitter kein Sender-Medium ist, sondern ein Dialog-Medium. Weshalb es ziemlich sinnlos ist, wenn ein Stadtmagazin jede einzelne Veranstaltung, das es online stellt, twittert. Das ist Spam und bringt niemandem was.
Um es mal kurz für die zusammenzufassen, die bei Twitter noch nicht mitmachen: Die zwei Währungen bei Twitter sind Retweets und @-Erwähnungen. Wobei @-Dialoge meistens bei Facebook oder in einem Chatprogramm besser aufgehoben wären, Retweets aber wiederum tausend Mal mehr wert sind als etwa Facebook-Likes. Weil geliked ist schnell, aber wenn jemand meinen Tweet retweeted, also seinen Followern zeigen will, was ich getwittert habe, dann ist das schon n dickes Ding.
Nicht, dass das jetzt bei mir so oft vorkäme. Oder dass ich jetzt besonders viele Follower hätte. Wie hat neulich ein Kollege auf die Frage geantwortet, wie viele Follower er hat:
„Ich hab heute noch nicht nachgeschaut, aber fast zweistellig!“
Wobei ich schon feststellen musste, was aber auch keine große Überraschung ist, dass die Follower automatisch zunehmen, je mehr man twittert. Ich twittere überwiegend Links zu Artikeln, die das politische Tagesgeschehen angehen, auch Musikthemen, was ich halt so interessant und empfehlenswert finde. Also nix Privates, weil dafür nutze ich Facebook. Da gibt‘s dann auch mal ein Foto von meinem neuen Intimpiercing oder dem letzten Saufgelage mit Ram.
Ich followe momentan so an die 100 Leuten, manche hab ich auch schon wieder entfollowed. Weil ich hab inzwischen herausgefunden, dass Twitter für mich dazu gut ist, interessante News, Links und Artikel zu finden. Und ab und zu nen lustigen Spruch.Was ich nicht brauchen kann sind langweilige Meldungen aus dem Lebensalltag – mich interessiert nen Scheiß, wie‘s an der Uni, auf dem Klo oder in der U-Bahn läuft. Etwas überraschend erfüllen da vor allem Modebloggerinnen alle Klischées, die man so erwartet.
Überraschend finde ich auch, dass es tatsächlich mit am spannendsten ist, Promis zu folgen. Zum einen hat es natürlich einen gewissen Reiz, Auswürfe aus erster Hand von bekannten und im Idealfall auch interessanten Menschen zu bekommen. Zum anderen twittern Promis mitunter tatsächlich auch die witzigsten Geschichten. So wie Klaas von MTV Home etwa:
„wirklich gerade so passiert: „ey bist du nicht der viva-sprecher? vielleicht kennst du mich auch :’teenager außer kontrolle‘ 1.Staffel!“
Ansonsten sind, wenig überraschend, die wirklich häufig eintreffenden Tweets von Dave Chappelle sehr witzig, vor allem die Retweets eines Fake-Oprah Winfrie-Accounts, und auch Charlie Sheen ist wirklich lustig. Auch wenn ich seine Tweets nie verstehe. Der hat übrigens in kürzester Zeit 3.360.360 Follower (Stand 01. April) gesammelt. Und weil ich da auch hin will, wo er ist: Follow me, Soulglow, that‘s where you find me baby!
„Ich denke: Ich habe zumindest einen Teil meiner Facebook-“Freunde“ selber angefragt, und da frage ich mich – ganz ehrlich – vor jeder Meldung: Interessiert das jetzt jemanden? Juckt irgendjemand meinen Schiss, den ich jetzt lasse? Oder gehe ich damit vielleicht jemandem auf die Nerven? Ich weiß, albern, weil bei jedem minütlich überflüssige Statusmeldungen aufpoppen, ohne dass die Welt untergeht. Aber ich bin eben altmodisch und höflich, ich will keinem auf den Sack gehen.“
Aber darum geht’s im Internet doch nicht!!! Du bloggst/twitterst/statusupdates doch nicht, weil es JEMANDEN interessieren könnte, sondern weil DU es in dem Moment sagen möchtest. Das macht einen guten Blogger/Twitterer/Statusupdater aus.
Twitter ist die beste Erfindung aller Zeiten. Noch nie war es so einfach so schnell etwas zu sagen und zu erfahren. Aufwand gering, Gewinn hoch.
Hm, da haben wir aber ziemlich unterschiedliche Auffassungen von dem Thema. Natürlich überlege ich mir, ob das jemanden interessiert, bevor ich was schreibe. Letztendlich sind das alles publizistische Medien, und wenn ich was schreibe, was nur mich interessiert, dann kann ich es ja in mein privates Tagebuch schreiben.
Und ich finde genau das macht einen schlechten Blogger/Twitterer/Statusupdater aus, nämlich Sachen zu posten, die einfach komplett uninteressant und/oder irrelevant sind.
Was ja auch keine Qualitätsfrage ist – Schminktipps interessieren mich zum Beispiel eher weniger, aber ganz viele andere Leute schon, also hat das schon seine Berechtigung.
Und Du sagst ja: „Noch nie war es so einfach so schnell etwas zu sagen und zu erfahren. Aufwand gering, Gewinn hoch.“
Es geht darum etwas zu „erfahren“, und wenn es irrelevant ist, dann bringt es mir nix. Und der Gewinn ist nicht vorhanden.
ich nehme facebook mittlerweile echt nicht mehr groß ernst und deshalb ist es mir auch wurscht, was da irgendwer über meinen status denkt. wem es nicht paßt, der muss es ja nicht kommentieren oder kann mich ausblenden, genau so, wie ich es auch bei dem ein oder anderen meiner „freunde“ mache.
internet ist ja nicht mein persönliches geheimes tagebuch. facebook/twitter ist reiner zeitvertreib (für mich zumindest), da freu ich mich über jedes gewäsch, zu dem ich meinen senf dazu geben kann und wo ich 10 minuten meine freude dran hab. sollte man nicht zu ernst nehmen und was interessiert schon, was andere denken?! da ist man im internet an der falschen adresse, wissen wir doch…
Also was mir an Twitter halt sehr gefällt ist die schnellstmögliche und direkteste Art an gute Informationen zu kommen. Man ist zwischen hier und da und bekommt per @netzpolitik Tweet mal eben mit, das die Internetsperren endlich abgeschafft werden zum Beispiel. Ich folge dem Sixtus mit dem ich fast immer einverstanden bin und so sind bis zu 50% aller seiner Tweets halt einfach interessant. So habe ich einige denen ich folge. Schnell abgelegt im Instapaper kann ich es dann in Ruhe lesen. In erster Linie werden ja Links gepostet. Lustige gibt es auch ja, aber das ist für mich in dem Fall Nebensache. Ich selber ReTweete hin und wieder, wenn ich es für wirklcih interessant halte und hau ab und zu mal Quatsch raus, oder wenn ich dann mal wieder nen Quartalsartikel auf meinem kleinen Blog zustande gebracht hab. Aber am Anfang ist es durchaus verwirrend, auch die Sache mit den Hashtags etc…hatte jetzt wegen meiner Wohnungssuche in HH aber schon den ersten @ Dialog und die konnten mir schon mal einen Makler empfehlen…weil ich von freundlichen Followern meines Tweets retweetet wurde… hehe versteht man das noch als Nicht-User?
für mich sind statusupdates bei facebook und tweets etwas unterschiedlicher. wärend ich bei tweets eher wie thorsten auf nen informationsgehalt setze, finde ich statusupdates noch etwas anders und da kann kommt es des häufigerern vor, dass eben belanglose ideen, emotionen, etc. gepostet werden. finde ich auch teilweise sehr unterhaltsam und wen es stört, soll mich aus seiner freundesliste rausschmeissen.
etwas störend finde ich allerdings tweets die nur einen link anthalten ohne ein weiteres kommentar, da sich aus einer tiny-url nicht wirklich ableiten lässt, ob das thema von interesse ist 😉
Eigentlich ist es unnötig sich zu überlegen ob ein Tweet für Follower interessant ist oder nicht. Das können die Follower selbst entscheiden, indem sie folgen oder eben nicht. 🙂 Das ist ja das schöne an Twitter: Ich muss nicht alles lesen was jeder Twitter-User schreibt, ich kann mir den Content aussuchen der mich interessiert. So entsteht für jeden ein individuelles Tool.
Viele Benutzen Twitter auch als eine Art Messenger mit ihren Buddys (nich wahr, Miss Harrcore ;)). Ich hab schon Twitter-User gesehen, die ausschließlich mit einem einzigen anderen User Replys austauschen und sonst gar nichts, also quasi wie SMS. Dabei sollte man sich eben drüber bewusst sein, dass alles was keine DM ist öffentlich einsehbar ist und z.B. bei der Google Suche angezeigt wird.
ich fand schon immer seltsam wenn sich zwei leute bei myspace über die kommentar funktion unterhalten haben, anstatt sich eine message zu schreiben…
@martin: du warst ja schon immer anders. ich finde es ok wenn ein dialog über kommentare geführt wird. nur wenn es meine subjektive privatssphäre betrifft würde ich den dialog abbrechen
das habe ich jetzt nicht behauptet 😉 mir kam das immer nur suspekt vor und klar führt man mal dialoge über kommentarfunktionen, hier ja auch. aber ich meinte speziell „private dialoge“ das hat man auf myspace schon oft gesehen, später bei FB aber bei twitter kommt das wie phil schon sagt ne neue qualität und scheint für nicht wenige die sms zu ersetzen.
Grade gestern kam übrigens auch noch ein interessanter Post vom @markus_brinkman zum Thema Twitter Content:
http://markusbrinkmann.wordpress.com/2011/04/12/der-volontar-twittert-interessiert-es-jemanden/
@martin: dachte ich mir ja auch ;). und hinsichtlich der sms entwicklung gebe ich euch ja recht, dass es viele leute gibt die nichts zu sagen haben und aber „schreien“, als hätten Sie die relativitäts-theorie erfunden ;). aber solche „schwätzer“ gabs schon immer und wirds auch immer geben. es ändern sich lediglich die kommunikationskanäle und wer keinen bock auf schwätzer hat, einfach ignorieren
ja, auch mir fällt es manchmal schwer mich nicht darüber auszukotzen, siehe z.b. event-invites in der form „viel promo hilft viel“. das das allerdings nur kurzfristig funktioniert, wissen wir alle!
Ich versuch mich manchal auch selber zu ignorieren. Das Ende vom Lied war die löschung meines fb kontos. Werde mal twitter versuchen 🙂
Mit einer Aussage hast du am meisten Recht – man kann es vielleicht nur verstehen, wenn man drin ist. Wenn man schon seit der Grundschule in Communities abhängt und daher ziemlich genau einschätzen kann, was hot und was not ist. (Unabhängig von Möchtegernsocialmediaexperten.)
Twitter vereinigt für mich so ziemlich alles. Bestes Beispiel: Vor paar Wochen haben die Bahnfahrer gestreikt und ich war zu faul mich zu informieren, wie ich von der Schwabstraße zur Weinsteige komme, wenn die S-Bahnen nicht fahren. Also befragte ich meine Follower und paar Minuten später twitterte mir die VVS einen individuellen Plan zu. Die sind eh super, die beantworten mir sehr schnell jede Frage, genauso wie das Team von o2. Schnell und kompetent. Auch die Stuttgarter Nachrichten haben mir gestern nett geholfen und so gibt es noch viele weiter Beispiele von Unternehmen, denen man plötzlich durch Twitter ganz Nahe ist. Warteschlangen und unbeantwortete Mails waren gestern. (Mir ist durchaus bewusst, dass dieses Phänomen nur so lange funktionieren wird, solange nicht allzu viele Leute Twitter nutzen.)
Am liebsten verfolge ich denen die Menschen aus meiner Umgebung, aus ganz einfachem Grund: Mich interessiert ihr Leben oder ich bin neugierig. So weiß ich immer, wo meine beste Freundin ist, was sie macht und wie es ihr geht. Das verbindet. Und wenn ich sie dann einmal die Woche persönlich sehe, weiß ich ganz genau, ist es, als ob sie die ganze Zeit bei mir war.
Zu irrelevanten Themen – halt nicht followen!
Und klar, ich könnte in ein Pferdetagebuch meine Gedanken festhalten, aber da habe ich keine Millionen von Menschen, die mir meine Fragen beantworten und mir auf die Sprünge helfen, wenn ich was brauche. Das meinte ich mit Gewinn sehr hoch. 🙂
Ahja, das Wichtigste vergessen: Ich verfolge auch am meisten Stuttgartern, weil ich nirgends ein schnelleres „Ey, am Schlossplatz wird grad Bionade umsonst verteilt!“ erhalte 😀
man könnte aber auch in manchen fällen einfach mal das fenster aufmachen und „rausfühlen“…
Ich bin auch schon in der Grundschule in Communities abgehangen. Hieß damals „Bande“.
😀
gang!
possee 🙂
man, die bandenzeit war doch herrlich!
Ich bin heute noch ein Bandit