Konzert-Review: HipHop-Legenden Pharcyde in der Schräglage

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Vielleicht eröffnen wir hiermit eine neue Kategorie, nämlich Konzertberichte von mir. Ich stelle dabei das Gegenstück zum Setzer dar: absolutes Brain in musikalischem Nichtwissen, dafür aber so ehrlich, dass es sicher unangenehm wird.

Donnerstag also bei Pharcyde gewesen. Den Namen hab ich natürlich noch nie gehört, denn als gewissenlose Musikjournalistin muss ich sowas nicht wissen. Geschweige denn überhaupt etwas.

Meine Konzertvorbereitung beruhte darauf, zwei Stunden zuvor die Band zu googlen und die ersten drei Musikvorschläge anzuhören. Nach den ersten zehn Sekunden ertönte das oft gehörte „Na klaaaaaaaaaaaaaaar, kenn ich!“ (so läuft das, wenn man mit Namen nix am Hut hat), und ich war auf dem Weg in die Schräglage.

Das Schön ist ja, dass sich das Konzertpublikum so ganz von den normalen Wochenendbewohnern unterscheidet. Hier trifft der harte Kern der Fan-Community auf Tanzmäuse, die ich eher im nächsten Tango-Kurs vermutet hätte und Väter, die ihre 16-jährigen Söhne begleiten, aber selber nach dem zweiten Song die Kapuze ihres Hoodies aufziehen.

Ich für meinen Teil bin mir anfangs nicht sicher, ob die Vorband der eigentliche Act ist. Die machen ihre Arbeit aber gut, schauen ein wenig aus, wie das Ergebnis eines neuen TV-Casting-Projekts „Hip Hop sucht den Superstar“ oder so.

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Denn wie in jeder guten Boyband wird hier jede optische Präferenz bedient: es gibt den schwarzen Hauptsänger, seinen mexikanischen Sidekick, den weißen Bad Boy und dann noch den Kerl mit den roten langen Haaren, der vermutlich direkt nach dem Auftritt ins nächste Nudistencamp düst, um freie Liebe zu zelebrieren. Wenn übrigens jemand weiß, wie die Boys heißen – let me know. Weil anhören kann man die sich wirklich gut.

Nach kurzer Pause geht’s weiter und los, sogar ich hab gecheckt, dass das eben nur die Vorband war – klar, auf den Fotos bei Google sahen die Dudes von Pharcyde auch älter aus.

Besagte Personen betreten die Bühne und die SL kennt kein Halten mehr. Sicher weiß ich, dass ich zum jetzigen Zeitpunkt schon so passiv-stoned bin wie noch nie in meinem Leben. Denn das, was die Künstler heute Abend auf der Bühne rauchen, tragen manche an ihrem ersten Schultag stolz durch die Gegend. Um mal die Größenverhältnisse zu klären.

Gegen Ende wird die massentaugliche Ware raus gehauen, alle flippen völlig aus, neben mir die volle Portion Endorphinkügelchen und ich singe ganz selbstverständlich mit: „Can’t keep runnin‘ awaaaayyyyy“. Hits kann ich.

Leider endet das Konzert ohne großen Knall, sondern mündet nahtlos in einen CD-Verkauf direkt von der Bühne aus. Ich brauche in dem Nebel ganze zehn Minuten, um zu checken, dass der Typ nicht ruft „Who wants some titties?“, sondern lediglich fragt, wer noch CDs will.

Fazit: Die Expertenjury Subjektives Empfinden e.V. sagt, das war ein tolles Konzert, hat irre Spaß gemacht und hinterlässt den Geschmack von „auf Konzerte müsste man viel öfter gehen“. Den restlichen Abende hab ich allen Leuten auch noch davon erzählt und sie überzeugt, dass sie die Band kennen. „Doch, doch, Parasite heißen die. Ist ein Klassiker, kennste auf jeden Fall.“

Na denn, so viel dazu.

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4 Comments

  1. says: Fanny

    Hey Nina! Dein Artikel hat mich wieder sehr an den gediegenen Abend erinnert. Ja, das kommt wohl etwas spät aber irgendwas hat mich wieder darauf gebracht: Kennst du inzwischen den Namen der Vorband? Ich finde die hatten echt was drauf! Falls ja, bitte lass es mich wissen. Liebe Grüße

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