Kickerle.TV – Die fette Fußballkolumne

Bei kessel.tv gibt es ja jede Menge Serien zum Thema Soul, HipHop oder Videos. Eine richtige Männer-Serie hat bisher aber noch gefehlt, deshalb starten wir heute mit unserer neuen, losen Kolumne zur schönsten Nebensache der Welt: kickerle.tv, die unaktuellste Fußballberichterstattung der Welt – ein Service von kessel.tv, garantiert nicht unterstützt von kicker.de oder 11Freunde, dafür aber dargereicht auf besonderen Wunsch von kessel.tv-Fußballhohepriester Thorsten Weh.

Zum Start gibt es einen reichlich späten Nachbericht zum VfB-Spiel am Sonntag. Diesen fußballerischen Leckerbissen muss man aber auch erst mal sacken lassen – um es mit unserem Botnanger Ex-Bundestrainer zu sagen. Dabei waren die Rahmenbedingungen wie geschaffen für ein Fußballfest (ich liebe diese Fußi-Floskeln, endlich kann man die mal ungehemmt einsetzen).

Zu Besuch in Cannstatt ein besserer Karnevalsverein aus dem Rheinland, dazu herrlicher Nieselregen, romantisches Flutlicht und zwei Plätze direkt neben dem Auswärtsblock. Da steh ich ja voll drauf, weil man so das Liedgut ferner Kulturen besser studieren kann. Die Kölner gingen 90 Minuten lang gut ab, überraschenderweise drehten sich die Texte ausnahmslos um einen EFF CEE aus Köln, dann und wann raffiniert variiert durch ein „Ersterfußballclubköln“, letzteres herrgottsmässig in allen Tonlagen hergebrüllt.

Zum Spielverlauf: Nun ja, was soll man sagen, hüben wie drüben wurde wunderbar gruselig gekickt. VfB vor der Pause besser, Marica und Cacau hätten zwei Buden machen müssen, dann hätte die Kölsche Truppe keinen Karneval in Cannstatt feiern können. Der schöne Lanig ultra motiviert, wollte wohl zeigen, dass es ein Fehler war, ihn beim VfB gehen zu lassen. Hat zweimal ordentlich hingelangt und stand bereits kurz vor der Halbzeit vor der roten Karte.

Nach der Halbzeit war der VfB fast nicht mehr anwesend, hatten wohl zu viel Beruhigungstee vom Keller in der Pause bekommen. Ulreich rettet sensationell gegen Poldi mit seinen Kronjuwelen – so was wird im Fernsehen dann unverständlicher Weise rausgeschnitten. Der Prinz macht bei jeder gelungenen Aktion seine Fans heiß, unglaublicher Typ, der Typ.

Der Rest der Geschichte ist bekannt: Als ich mich schon auf ein herbstlich-besinnliches Nullzunull freue, pfeift der Schiri einen Elfer, der keiner ist, die Roten wachen zu spät auf und Ausdiemaus.

Zum Fanverhalten: Hinter mir fragt eine Muddi ihre drei Bälger, ob sie noch schön heißen Kaba aus der Thermoskanne wollen, vor mir hocken zwei alte Kölner auf Sitzkissen, die sich zu allem Überfluss auch noch mit Stuttgartern verbrüdern, als sie zwei Glühwein (!) wollen und feststellen müssen, dass ohne geile VfB-Fankarte nix geht. Werden die doch glatt auf zweimal widerliche Weihnachtsmarkt-Plörre eingeladen von nem Stuttgarter Sozialtherapeut.

Das sind Szenen, die wir im Fußball nicht sehen wollen. Wenigsten zündet der Kölner Block gleich zu Beginn einen kleinen Böller.

Fazit: Eigentlich darf ich als KSC-Fan ja gar keinen VfB-Nachbericht schreiben, geschweige denn mich im Daimler-Stadion sehen lassen. Brauche aber dann und wann ein bisschen Erste Liga live.

Wenn es dann auch noch so schön hässlich ist wie am Sonntag, bin ich vollkommen zufrieden. Bin halt doch ein bissle Sadomaso, was Fußball angeht. Wird man als Kallsruu-Anhänger ganz automatisch mit der Zeit.

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21 Comments

  1. says: Tep0711

    Ich hab mit dir gelitten…andere Seite vom Köln-Block und zwar genau auf dem Platz neben dem Block. Zur Kälte kam dann noch der Einfallsreichtum der Köllner hinzu…da haben die schon so viele wunderbare Karnevallslieder und im Fussball geht gar nix…ein trauriger Tag!

  2. says: Schorsch

    das problem war die wilde horde. die haben nur unter sich stimmung gemacht – naja wenn man das so nennen kann. war kein vergleich zu nem heimspiel. ich denke ein frühes tor für köln hätte die stimmung anders entgleisen lassen.

    und die scheiß riesen fahne war quasi immer im weg. zum glück nich beim elfer.

  3. @ Chris 266: Das hab ich schon mal mitgemacht, Tiefpunkt meiner Fan-Karriere, KSC gegen VfB II in der Saison 2000/2001, 3:0-Auswärtsniederlage in einem nicht einmal zu einem Drittel gefüllten Neckarstadion. Das war so Scheiße. Kurz davor war übrigens ein gewisser Jogi Löw KSC-Trainer. Jetzt hat mein Verein auch noch den unerträglichen Uwe Rapolder verpflichtet, von daher könntest du mit deiner Prognose sogar Recht haben…

  4. Das ist echt der größte Horst, der auf dem Markt war. Scheint gerne einen zu picheln, schöne Anekdote aus Bielefeld aus einer alten 11Freunde-Nummer: „Uwe Rapolder wurde in Bielefeld „Uwe Wacholder“ genannt. Wir haben leider keine Ahnung.“

  5. Geiles Zitat auch aus einem Rapolder-Inti im Express: „Es gibt viele Lügen, die in Umlauf gebracht wurden. Es heißt, ich hätte vor den Spielen Alkohol ins Mannschaftshotel geschleppt. Vor unserem Spiel gegen Hannover soll ich so viel getrunken haben, dass mir der Arzt helfen musste. Dabei hatte ich an jenem Abend Fieber und lag im Bett. Ich bin ein geselliger Typ, trinke auch schon mal zwei, drei Gläser Wein. Aber ich bin kein Alkoholiker.“ Oh je, das wird super mit dem braungebrannten Schluckspecht.

  6. says: JMO2

    Uwe Wacholder ist echt ein Spezialfall, mit dem wirds noch interessant. Auch ganz heikel sind seine Verbindungen zu Spielerberatern, denke da werden im Winter noch 8-12 neue Spieler kommen. Aber solange der Wellenreuther Ingo das macht (jetzt hat er ja dann fast alles in KA an Ämtern schon mal inne bzw. inne gehabt) und der Rolf Kahn via Torwart-Titan seine Kontakte spielen lässt läuft die Gschicht beim KSC (http://11freunde.de/bundesligen/134300/lothar_war_nicht_abgeneigt)

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