Die Fußball Bundesliga Anti-Trainer: Peter Neururer

Nachdem der Aussi neulich mit einem Fußball-Nachbericht über die glorreiche Partie VfB gegen Köln die neue Kolumne Kickerle.TV eröffnet hat, sind wir, nachdem in den Kommentaren unter anderem über den neuen KSC-Trainer Uwe Rapolder diskutiert wurde, auf die Idee gekommen, lass doch mal eine kleine Reihe starten über die alten oder gescheiterten Bundesliga-Übungsleiter.

Die ganze Klopperei und Tuchelei tut der Bundesliga natürlich überaus gut, bloss wir fragten uns, was machen die Lienens, Schäfers oder Schlappis dieser Welt? Und wann darf endlich der Lothar einen Erstliga-Verein trainieren? Und wo ist überhaupt Thomas Doll?

Als kompetenten Mitautor haben wir das Fußballlexikon und Kessel-Leser JMO2 verpflichtet, der mit einer wahren Kultfigur beginnt: Peter Neururer.

Ich gebe es gerne zu, ich bin ein großer Fan von Peter Neururer und würde es mir wünschen, wenn er noch mal eine Chance in der Bundesliga bekommt. Nicht nur weil ich erfolglose Großmäuler, zumal dem Schnauzbart seit Jahrzehnten die Treue haltend, durchaus akzeptabel finde, sondern auch weil mich Peter, seit ich mich für Fußball interessiere, begleitet.

Erstmals auf der großen Fußballbühne erschien der Sportlehrer Neururer Ende der 80er Jahre bei seinem Lieblingsclub, dem FC Schalke. Im aktiven Bereich hatte er es nur zum Spitznamen „Blutgrätsche“ und die Amateur-Oberliga geschafft. Über seine eigenen Fähigkeiten sagte Peter mal kritisch: „Ich hätte nach heutigen Standards schon für meine Aufwärmübungen eine Gelbe Karte kassiert.“

Als Trainer zum FC Schalke kam er von Alemannia Aachen um seinen geliebten FC Schalke vor dem Abstieg zu bewahren und wusste auch gleich die richtigen Worte, die jeder Fan hören will, wenn sein Verein unten drin steht „Mit Schönspielerei kommen wir unten nicht raus. Jetzt ist kloppen gefragt!“

Hat soweit auch geklappt das ganze Unternehmen, zweimal wurde der Abstieg vermieden, und wer weiß wie es auf Schalke mit Peter weitergegangen wäre, wenn nicht der Schalker Sonnenkönig Günter Eichberg seinerzeit das Zepter geschwungen hätte. Als Krampfaderklinikbesitzer (schönes Wort übrigens) eine ganz große Nummer und als Präsident bei Schalke umso schillernder.

Auf jeden Fall war es so, das Peter im November 1990 entlassen wurde, auf Platz 2 liegend übrigens, und durch den schlitzohrigen Aleks Ristic ersetzt wurde. Peter hatte dann bis zum März frei und wurde dann zwei Monate bei Hertha BSC Berlin Trainer. Beeindruckende Bilanz: 10 Niederlagen und 2 Unentschieden. Mir in Erinnerung geblieben ist, dass er vor dem Spiel gegen Bayern München zu seinen Spielern sagte, dass er noch nie bei den Bayern verloren habe. Was die nicht wussten: Er hat auch noch nie gegen den FCB gespielt.

Und weiter ging es für ihn dann schon im Juli 91 in Saarbrücken. Dort war er relativ erfolgreich, stieg in die 1. Liga auf und sofort wieder ab. Bemerkenswert ist dabei, das dabei die Saarbrücker keines der letzten 16 Spiele in der Bundesliga gewannen und die letzten neun Spiele am Stück verloren. Standesgemäß fuhr Peter nach seiner Entlassung dann im Porsche Cabrio in Badelatschen und Trainingsanzug vor dem Arbeitsamt vor.

Danach ein kurzes Intermezzo bei Hannover 96, das so typisch für ihn werden würden, bevor er mal wieder eine große Nummer wurde und beim 1.FC Köln unterkam. Aber weder hier noch bei etlichen anderen Vereinen war er länger als zwei Jahre tätig, sondern eher als Feuerwehrmann am Start um den Verein vor dem Abstieg zu retten.

Peters große Zeit war in Bochum, ganze dreieinhalb Jahre hatte er dort das Sagen und wurde dort schlussendlich zu „Peter, dem Großen“. Und den Erfolg kann man dem Sprücheklopfer nicht abstreiten. Nach seiner Verpflichtung prompter Aufstieg in die erste Liga, dann Platz 8 in der ersten Saison und in der nächsten die ganz große Nummer, Platz 5 und UEFA-Cup!

In dieser Zeit wurde Peter auch als Tänzer bekannt. Nach jedem Sieg lies er sich vor der Fankurve des VfL zu einer kleinen Tanzeinlage hinreißen, und ließ sich im Stadion den Schnauz abrasieren. Leider gings schon die Spielzeit darauf dann so weiter, wie man es eben vom Peter gewohnt ist: Am Ende stand der Abstieg fest und alle hatten Tränen in den Augen.

Im Mai 2008, mal wieder arbeitssuchend, hat er dann auf Porsche, Adiletten und Joggingpeitsche vorm Amt verzichtet und schickte kleinlaut seine Bewerbung an den FCB: „Der Uli muss den Besten holen, der auf dem Markt ist – und das bin ich. Wenn ich Hoeneß wäre, würde ich mich nehmen.“

Am Ende wurde es für Peter dann doch noch immerhin der MSV Duisburg, den er aber auch wieder vor Vertragsende verlassen musste. Trotz der Ankündigung, das seine Spieler ins Trainingslager Eimer zum Kotzen mitnehmen sollten.

So ist es ruhig geworden um „Harley-Peter“. Ins Gespräch kam er in letzter Zeit, wenn nicht durch sich selbst, eher durch Konflikte mit dem Gesetz. So wurde er im Sommer 2009 auf großer Harley-Tour mit seinen Jungs durch die US of A von den Cops ohne Helm erwischt, konnte aber die Situation in typischer Manier klären. „Die Cops waren erst sehr knurrig, dann konnte ich sie zum Glück mit meinem Redner-Talent etwas besänftigen.“

Kurze Zeit davor wurde er in Luxemburg nicht nur mit 153 Sachen bei erlaubten 90 gelasert, sondern auch noch mit einer geladenen Schreckschusspistole erwischt. Sicher war er nur in Luxemburg zum Tanken, Schnaps und Kippen kaufen. Warum sollte man sonst auch dahin fahren…

Auch wenn es jetzt so scheint, als ob Peter Trainingseinheiten lieber in der Kneipe abhielt und Spieler aufgrund ihrer Noten in der Zeitung verpflichtete, war er doch schon vor über 20 Jahren technisch ganz vorne dabei. Früh hatte er schon angefangen seine Erkenntnisse über Spieler in eine eigens für ihn gebastelte Datenbank zu hacken. Laut eigener Aussage war Peter übrigens ganz weit vorne damals, und das System wurde von Bayer Leverkusen aufgefasst und vorangetrieben.

Dummerweise hat es sein damals dreijähriger Sohn geschafft, die in mühevoller Kleinarbeit im Zweifinger-Suchverfahren erstellte Datenbank um die Hälfte ihrer Einträge, immerhin um die 1500 Spieler, zu erleichtern.

Zum Abschluß noch ein Spruch von Peter: „Wenn wir ein Quiz machen würden unter den Trainern in Deutschland, wer am meisten Ahnung hat von Trainingslehre, Psychologie, und der Trainer mit den besten Ergebnissen kriegt den besten Klub – dann wäre ich bald bei Real Madrid.“

Und noch einer: „Wer Peter Neururer einen längerfristigen Vertrag gibt, kann sich auch gleich unter die kalte Dusche stellen und die Geldscheine zerreißen. Das ist auch nicht billiger, härtet aber ab und hält gesund.“ (Andreas Frank, dem Peter nicht wohlgesonnener Journalist)

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31 Comments

  1. says: Horschter

    @Martin: In der StZ werden heute Hans Meyer als Feuerwehrmann und Bruno Labbadia als Langfrist-Lösung ins Gespräch gebracht. Bruno „der-überall-nie-länger-als-eine-Saison-war-ausser-als-er-bei-den-Lilien-war“ L. wäre natürlich die Top-Lösung. Er würde die Rückrunde rocken und ist es dann schon gewohnt, wenn er Anfange der nächsten Saison wieder verabschiedet wird.

  2. says: Dome

    haha ^^ mega Serie! Ich wäre auch für Lorant als nächstes! 😀
    Lorant:„Die Spieler haben vielleicht ein Problem mit mir, aber ich nicht mit ihnen.“

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