Abenteuer 2015: Bei Merklingen wegen Stau die Autobahn verlassen, das Navi abschalten, weil es dir aufn Sack geht, und versuchen nach Hause zukommen. Heim nach Zone 10. Wenn überall Umleitung steht und du immer weiter in die Tiefen der Alb reingezogen wirst, wenn der Tank nur noch halb voll ist, der Ensinger Sport Vorrat ausgeht und kein Knabber mehr im Jack Wolfskin-Rucksack ist.
Wenn du also kreuz und quer orientierungslos über diese Alb heizt, die dir nicht ganz geheuer ist und du den Einwohnern nicht ganz geheuer bist, weil du ihnen freundlich aus dem Auto zuwinkst, in Laichingen, Justingen, Schelkingen, folglich irgendwann das Wort Odyssee in der Fahrgastzelle fallen MUSS, dann, ja dann bricht der Jubel aus, wenn Landkreis Reutlingen unter dem Ortsname steht. Weil Landkreis Reutlingen, das ist ungefähr bei Zone 10, das weißt du. (Okay, wir hams Navi dann irgendwann wieder eingeschalten, ebenso Jubel bei Bundesstraße 465 und „ey, da steht Stuttgart!“).
So viel Abenteuer war sonst selten beim langen Männerausflug nach Innsbruck am vergangenen Wochenende. Die Idee wurde bei der ersten KTV Spielenacht im dunklen Januar geboren (LIFT präsentierte) und eine „Cosy Wood Cabin“ bei Airbnb gebucht. (Grüße an Vermieter Emiel von nebenan. Nice Dude, wie Robin Treier sagen würde.) Das Konzept: Bogen, Bauer, Weh Geige, Hotte, Elbe. Berg, Spiele, Internet aus. Auch Instagram.
Die Vorbereitungsphase. Alle ackern am Limit. Alle voll erschöpft. War ja sooooo viel die letzten Wochen, egal ob im schönen Büro oder als Trauzeuge oder auf der Insel Elba, Hauptsache Italien. Countdown. Vorfreude. Details abklären. Wer nimmt was mit? „Soll ich eine Axt mitnehmen?“, fragte Geiger am Donnerstag. „Ja, nimm bitte eine Axt mit.“
Geige nahm also eine Axt mit. „Warum hast du eine Axt dabei?“ „Ich hab doch gefragt, ob ich eine Axt mitnehmen soll.“ „Was sollen wir mit einer Axt?“
Was macht man nun mit einer Axt, außer damit verdammt spitze aussehen wie der härteste Mopedficker aus Sons of Anarchy? Nichts. Nicht mal Spielfiguren aus Holz haben wir uns damit geschnitzt.
Apropos Spielfiguren: Ich habe relativ oft gewonnen. Zumindest so gut wie alle Kniffel-Runden und Fang den Hut. Und 20 ab. Und ich möchte betonen, dass ich in zwei Tagen insgesamt sieben Kniffel geworfen haben. Einen davon: Neues Spiel, erster Wurf -> fünf Vierer. Schwör!
Spätestens seit meinem fantastischem Jahrhunderterfolg beim Dart wissen die Jungs eigentlich, dass man mit mir nicht spielen sollte. Der DJ gewinnt halt recht oft. Warum auch immer und vor allem stellt er sich anfangs ziemlich oft selten dämlich an. #langeleitung. Vielleicht war oder ist einfach nur das vielzitierte Dummenglück.
Hotti verbuchte dagegen einen großartigen Erfolg beim Scrabble („Seenotmaus“ hat alles gekillt) und Minimum eine Runde Jenga (Klötze solange aus einem Klotz-Turm rausziehen, bis er umfällt, weisch noch?) und Geige war derweil überragend bei Wizard, ein mir bis dahin unbekanntes Kartenspiel, das zum Highlight am Samstagabend mutierte.
Mutanten ebenso auf den Karten, die nach der knapp dreistündigen Runde (#nerven #zerreißprobe) immer noch nicht schöner waren und vielleicht eher die Mittelalter-Szene in Villingen-Schwenningen ansprechen.
Schwer an Wizard: Man muss die Stiche exakt ansagen, nur dann gibt es Punkte. Wenn nicht, geht dein Kontostand runter wie bei der LBBW. Bei Wizard war in der Cosy Wood Cabin mehr Adrenalin und Spannung als bei allen Schlag den Raab-Folgen zusammen. Wetten Dass?! haben wir am Samstagabend übrigens nicht eingeschalten. Internet immer noch aus.
Was war noch? Innsbruck. Die Tiroler Landeshauptstadt steigerte sich von Freitag bis Sonntag von „gar nicht mal so schön“ auf „mein Gott, ist das schön hier!“ Grandios. Und warum bitte schön, macht man so etwas eigentlich nicht öfters? Warum?
Es war das Wochenende der Phrasen und des Furzens. Egal wo. Immer und überall Männerausflug. Viel Abenteuer war, wie gesagt, nicht, dafür umso mehr Bochum und Kneipen-Atmo. Das Zipfer lief auch gut.
Das kleine Innsbruck-Einmaleins am Sonntag: Nordkettenbahn bzw. Hungerburgbahn hoch für 27 Euro, das sind 54 Mark. 1986 sind wir kompletten Elberts für 54 Mark zwei Wochen lang alle Bahnen rund um Zell am See gefahren.
Na gut. Man bekam ja was für sein Geld. Die Innsbrucker haben sich 2007 eine Art Berg-U-Bahn rausgelassen, die die alte Hungerburgbahn ersetzte. Die neue Hungerburgbahn startet im Zentrum, Haltestelle Congress, der VVS-Senioren-Pass gilt nicht, und fährt durch Tunnel und Brücken und dann steil die Wand nuff bis zur Haltestelle Hungerburg. Dabei richtet sich die Kabinen der Bahn auf. Interessant.
Die Stationen der neuen Bahn, wussten meine zwei schlauen Freunde, hat eine Frau namens Zaha Hadid gestaltet, die ich bis dahin genauso wenig kannte wie Wizard. Die Architekturszene ist nicht meine. Zaha Hadid hat knapp 500T FB Fans, ist scheinbar der Shit und bekannt ist u.a. wohl ihr Feuerwehrhaus für das Vitra-Werk in Basel und die Innsbrucker Sprungschanze ist ebenso von ihr (also das oben). Man schätzt sich also in Innsbruck.
Der Shit wird auch unser Song „Gotta Go Up“, den wir spontan auf der Fahrt hoch bis zur Seegrube rausgebumst haben, inspiriert von dem Claim auf dem 27-Euro-Nordkettenbahnen-Ticket. Demnächst in ihrem Classic Rock Café.
Oben: Germknödel satt und Menschen, die mit altem Brot die Vögel futtern mussten und wir nicht in Ruhe kniffeln konnten. Da kriegste aber auch einen Hals. Und zwei startende, aufmerksamgeile Paraglider. ( „Der große Sack dahinten dran ist entweder, um reinzuscheissen, wenn du dich NICHT traust. Oder um deine Riesen-Eier mitzunehmen, WENN du dich traust.“)
Unten: Eine Einflussrunde durch die Altstadt gedreht und das Goldene Dachl gefunden. Ja, schön. Siehe Fotos oben. Jetzt fahren wir mal wieder heim. Dabei wollten wir zwischendurch noch irgendwo anhalten, aber auf der Alb wollten wir dann auch nicht aussteigen.
Um Zwanzignullnull Ankunft West, Übergabe Kühlbox an Thorsten (Kühlbox, gnihihihi), schön wars und ja Mensch, warum machen wir das eigentlich nicht öfters? #bestweekendofmylife #soblissed (oder halt #soblessed, keine Ahnung)
(Für KTV Abonnenten folgt im Bezahlbereich nach den Strichen noch ein exklusiver Wanderbericht vom Samstagmittag und ein sensationelles Wander-Bullshit-Bingo.)
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Samstag haben wir nicht nur gespielt, sondern sind auch ein paar Stunden gewandert. Hinter der Cabin hoch zum Rauschbrunnen. Die Boys in Wanderschuhen und mit Regenjacken, ich mit Airmax und zwei Selfiestecka. Worüber sich die lokale Wanderszene etwas amüsiert hat. Ist ja auch dämlich. Ich geh dann mal zu Tchibo.
Auf dem Weg nach oben trafen wir WILFs und HILFs und entwarfen das ultimative Wander-Bullshit-Bingo. Kannste ausdrucken und in einer Tabelle eintragen und dann hoch zum Birkenkopf nach und nach ausstreichen. Bitte:
- Das müsste eigentlich der Weg sein
- Jetzt ist’s nicht mehr weit
- Das müssen wir nachher alles wieder runter
- Runterzu ist’s anstrengender für die Knie
- Die Aussicht entschädigt für alles
- Wenn’s zuzieht, drehen wir um
- Bergab ist immer anstrengender
- Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung
- Das ist bestimmt der richtige Weg
- Die moosige Seite am Baum ist Norden. Oder Süden.
- Auf dr Alm da gibt’s koa Sünd
- Wir hätten auch mit der Seilbahn fahren können
- Ich hab gar keine Wanderschuhe
- Immer ein Fuß vor den anderen
- Die hätten hier auch ein Geländer hinmachen können
- Wie ist n hier das WLAN Passwort?
hahah grossartig!
Die Axt im Haus ersetzt die gute airbnb Bewertung
Ich hab die ganze Zeit »Cosby Wood Cabin« gelesen … 😉
hehe
Wir haben von Emiel übrigens ne sehr nette airbnb-Bewertung bekommen. Ein Glück haben wir nach der ganzen Furzerei ausreichend durchgelüftet und als Dank das blöde TV-Trivial Pursuit dagelassen.
cool, dann wars ja doch gut, dass wir mit der axt kein panorama fenster rausgeschlagen haben.