Pforzheim, Stuttgart, Hong Kong. Kaum zu glauben, aber die virtuelle Stilkathedrale Hypebeast („5 million visitors and 19 million hits a month“), hat einen Anker in Stuttgart. Beziehungsweise hatte bis vor kurzem: Petar Kujundzic ist vor zwei Monaten von Stuttgart noch Hong Kong gezogen, wo Hypebeast geleitet wird. Für HB hat Petar hat vom Kessel aus die Musikseite Hypetrak aufgebaut. Im LIFT sind wir bei einer Artikelrecherche (wie lokale Labels, Künstler und Autoren das Netz nutzen) zu Überraschung aller auf Petar gestossen. Anbei das komplette Interview.
Wie kam es zu Hypetrak?
Hypetrak ist das offizielle Musikelement von Hypebeast, eines der grössten Mode und Kulturmagazine im Internet. Hypetrak ging im Maerz 2010 online. Die redaktionelle Leitung wurde von mir übernommen, während die technische Arbeit wird von Hypebeast verrichtet wird.
Ich war jahrelang ein fleissiger Leser von Hypebeast. Als ich die Universität 2008 abgeschlossen habe, brach die Finanzkrise herein und hab erstmal keinen anständigen Job bekommen. Also musste ich mich mit zahlreichen Nebenjobs zufrieden geben. Um jedoch auch etwas zu machen, was meiner Leidenschaft (Musik) entspricht, habe ich dann einfach mal auf gut Glück eine Email an Hypebeast geschickt und ihnen mitgeteilt, dass ich ein gutes Gespuer für aktuelle Musik habe.
Tatsächlich bekam ich eine Antwort von Kevin Ma, Gruender von HB, mit der Bitte, ein paar Kostproben meines Schreibstils und meines Musikgeschmacks rüberzuschicken. Nachdem ich ihn dann täglich mit Links und Texten wochenlang versorgt habe, meinte er dann nach ein paar Wochen, dass ich meinen Account bei HB bekommen würde, um die Seite mit ein, zwei Musikposts am Tag zu fuettern. Nach ein paar Monaten, kam er dann auf mich zu und fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, eine Musikseite für ihn aufzubauen? Gar keine Frage!
Was kann man eure (musikalische) Ausrichtung definieren? Genre-Grenzen gibt es eigentlich keine, wenn ich das richtig sehe.
Hypetrak ist in erster Linie darauf ausgerichtet, täglich die aktuellste Musik aller Genres zu servieren. Zugegeben, unser Team ist größtenteils mit HipHop Musik in ihren Kopfhörern gross geworden. Doch sich lediglich auf eine Musikrichtung festzulegen, ist schwierig und ein bisschen monoton. Um also unsere Leser bei Laune zu halten, versuchen wir demnach ein breitgefaechertes Spektrum an unterschiedlicher Musik und unterschiedlichen Kuenstlern aus aller Welt anzubieten. Sicher, Chartmusik a la Beyonce und J. Cole ist bei uns genauso vorzufinden wie Funk aus Ghana oder Madeon, ein siebzehnjaehriger Produzent aus Frankreich.
Dass dies nicht immer ganz so einfach ist, liegt an unterschiedlichen Gründen. Zum einen, weil wir sieben Tage die Woche neuen Content anbieten und weil die Mehrheit unserer Leser aus den USA kommen. Und diese sind bekanntlich nicht immer so offen für Musik aus anderen Laendern. Und last but not least, gibt es im Netz unzaehlige Musikseiten, die ähnlichen Content anbieten. Wie das Internet selbst, befinden auch wir uns in ein einer stetigen Entwicklungsphase. Sprich, die Seite wird in naher Zukunft interaktiver gestaltet werden. Wie genau das jedoch aussieht, ist derzeit noch geheim.
Ihr bietet im Gegensatz zu der Flut an Musikblogs keine Downloads an, aber scheint trotzdem, zumindest laut FB-Gruppe, eine schöne Fan-Posse aufgebaut zu haben. Wie hat sich Hypetrak entwickelt?
Musik ist für die meisten Menschen immer noch eine emotionale Angelegenheit. Jeder hat einen individuellen Bezug zu der Musik, die auf seiner Playlist gesetzt ist. Und natürlich hängt auch der Genuss von Musik von der momentanen Stimmung ab. Viele unterschiedliche Faktoren also.
Folglich ist unser Rezept sehr einfach. Welche Musik und welche Künstler wir pushen, entscheidet meistens unser persönlicher Geschmack. Ok, wenn Justin Bieber auf Jay-Z und Kanye West’s „Otis“ rappt, hauen wir das auch raus, weil es unserer Meinung nach von Interesse ist, wenn der erfolgreichste Teenact weltweit sich an einem der besten Instrumentals des Jahres wagt.
Und wie die meisten Seiten im Netz versuchen wir auch, unsere Besucherzahlen zu steigern. Es hilft natürlich, dass wir die offizielle Musikseite von Hypebeast sind, aber der Traffic, den wir durch diese Allianz bekommen ist ehrlich gesagt auch nicht so hoch, wie manch einer denken mag. Sicher, es hat uns geholfen unseren relativ späten Start (die meisten grossen Blogs/Musikmagazine begannen 2005/2006) erfolgreich zu gestalten, aber dass wir gewachsen sind, liegt in erster Linie daran, dass wir beständig und mit Leidenschaft bei der Sache sind.
Downloads bieten wir aus Prinzip nur selten an. Ganz einfach, weil wir keine rechtlichen Probleme haben wollen und wir langfristig konkurrieren wollen. Es gab schon die ein oder andere Seite, die von den „Powers that Be“ beschlagnahmt wurden, weil sie zu viele illegale Downloads angeboten haben. Dies sollte uns im Idealfall nicht passieren.
Ihr seid sehr aktiv, postet jeden Tag teilweise bis zu 20 Einträge.
Weniger ist mehr, gilt in unserer (digitalen Musik-) Branche nicht. Aber sich strikt an eine Anzahl von Posts am Tag zu halten und so Gefahr laufen auch mal qualitativ weniger reizvolle Musik zu veröffentlichen, macht auch keinen Sinn. Weil in erster Linie gilt immer noch: Qualität geht vor. Aber die Musikbranche ist nunmal ein interessantes Gebiet, das gerade wegen dem Internet sich immer noch selbst finden muss. Und dank des digitalen Zeitalters, ist es für die Musiker von heute, wesentlich einfacher ihre Musik an den Mann zu bringen. Ergo: Mehr als genug Arbeit für uns.
Ein Fulltime-Job also.
Im Idealfall sitzt man 24h dran. Zwar stammen die meisten Leser aus den USA, aber auch in Europa, Asien und Australien haben wir eine ansehnliche Leserschaft, und die wollen auch waehrend den Buerozeiten mit Updates versorgt werden. Bis vor kurzem bestand unser redaktionelles Team nur aus drei Leuten: Zwei Schreiber (New York und Los Angeles) und mich als Vollzeitkraft. Da die Seite in den letzten Monaten gewachsen ist, mussten wir unser Team auf fuenf Schreiber erweitern, um so koordinierter die Seite zu aktualisieren.
Schöner Artikel, weiß jemand warum er nach Hong Kong gezogen ist?
ja weil da eben hypebeast sitzt. näher am geschehen und so.
Da bin ich aber überrascht. Ich surfe täglich auf Hypetrak und dachte immer, das wären irgendwelche Amis.
und damit schließt sich der kreis
http://hypetrak.com/2011/12/cro-easy/
sauber.