(Foto: Landeshauptstadt Stuttgart)
Ging an mir bissle vorbei, dieses deutsche Paternoster-Halbdrama. Egal, ab heute fährt der im Stuttgarter Rathaus wieder, eingeweiht mit coolem Sound für heiße Tage (80er Claim), Playlist u.a. Upside Down, Get Down On it, Lifting me Higher usw., Selector Jane am Start. Ganz stark und alle ham gedanced.
Folgendes: Die Stadt musste den/die Paternoster zum 1. Juni stilllegen. Daran ist wirklich keine der hiesigen Lokalparteien schuld, sondern das war ein Befehl aus Berlin, „weil die „Verordnung zur Neuregelung der Anforderungen an den Arbeitsschutz bei der Verwendung von Arbeitsmitteln und Gefahrstoffen“ des Bundes den öffentlichen Betrieb von Paternostern untersagt hatte und die Nutzung nur noch für „eingewiesene“ Mitarbeiter unter strengen Auflagen erlaubte.“
So. Ging wie gesagt an mir vorbei und ich hab mir auch damals nicht den sicherlich interessanten Artikel in der ZEIT durchgelesen (Titel „Keiner will es gewesen sein. Die Posse einer Verordnung zum sicheren Paternoster fahren.“). Man kann sich ja nicht immer um alles kümmern, auch wenn gerade keine Bundesliga ist.
Hauptsache das Ding fährt jetzt wieder, ist ja die heimliche Attraktion schlechthin in Stuttgart und bekommt man quasi als schwäbisches Pflicht-Todo in die Wiege gelegt oder wie Hotti sagen würde: Paternoster muasch.
Mehr Details in der Presse unten.
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Verwaltung feiert Wiederinbetriebnahme der Paternoster im Rathaus
Die Paternoster im Rathaus dürfen nach acht Wochen Stillstand wieder fahren. Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle hat sie am Dienstag, 28. Juli, wieder in Betrieb genommen. Zusammen mit Franz Untersteller, Landesminister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft hat Wölfle den Paternoster im Marktplatzflügel gestartet.
Bürgermeister Wölfle sagte: „Das Warten vor den Aufzügen hat ein Ende. Ich freue mich ungemein, dass wir den Paternoster wieder in Gang setzen – er hat uns Rathausmitarbeitern täglich gefehlt.“
Besonders freue er sich, dass die Paternoster-Fahrt weiterhin den vielen Besucherinnen und Besuchern möglich sei. „Viele kommen extra deshalb mit ihren Kindern ins Rathaus. Diese Form der ‘Freien Fahrt für freie Bürger‘ liebe ich.“ Wölfle weiter: „Um rechtlich auf der sicheren Seite zu sein, haben wir richtig hart gearbeitet.“
Zunächst hat die Stadt eine Gefährdungsbeurteilung der Paternoster erstellen lassen und auf deren Basis eine Betriebsanweisung formuliert, die gleichzeitig für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als „Unterweisung“ dient. Diese Übersicht benennt mögliche Gefährdungen, Schutzmaßnahmen, Verhaltensregeln und Vorgaben für den Notfall.
Umweltminister Franz Untersteller zeigte sich erfreut darüber, dass sich der Einsatz des Landes für eine pragmatische Lösung gelohnt hat: „Ich bin froh, dass unsere Initiative in Berlin auf offene Ohren gestoßen ist und die Stadt Stuttgart ihre Paternoster jetzt auch wieder für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt und für die Touristen öffnen kann.“
„Fahrstuhlmusik“ & Führerschein
Die ersten Nutzer des Paternosters erhielten anlässlich der Party einen symbolischen „Führerschein“, der sie als Nutzer des Aufzugs „ausweist“. Zudem lief bei der Feier „Fahrstuhlmusik in Dauerschleife“: Die Verwaltung wählte dazu Songs wie „Upside Down“ von Diana Ross, „Your love keeps lifting me higher“ von Jackie Wilson, „Love in elevator“ von Aerosmith, „Joyride“ von Roxette oder auch „Hello Again“ von Howard Carpendale.
Protest nach Stilllegung durch Bundesverordnung
Die Stadt musste die Paternoster zum 1. Juni 2015 stilllegen weil die „Verordnung zur Neuregelung der Anforderungen an den Arbeitsschutz bei der Verwendung von Arbeitsmitteln und Gefahrstoffen“ des Bundes den öffentlichen Betrieb von Paternostern untersagt hatte und die Nutzung nur noch für „eingewiesene“ Mitarbeiter unter strengen Auflagen erlaubte.
Nach lautstarkem Protest aus vielen Paternoster-Kommunen hat der Bundesrat auf Betreiben von Hessen und Baden-Württemberg am 10. Juli die Betriebssicherheitsverordnung geändert und so die Wiederinbetriebnahme ermöglicht. Die Stadt hat nun zusätzlich zu den Piktogrammen auf allen Etagen Hinweisschilder auf Deutsch und Englisch angebracht. Die beiden anderen „Personenumlaufaufzüge“ wie die Paternoster korrekt heißen im Altbau des Rathauses bzw. in der Rathauspassage, fahren seit dem 28. Juli auch wieder.
Der Paternoster war erstmals 1956 in Betrieb genommen worden. Der Aufzug im Marktplatzflügel war seit Anfang April in Reparatur. Die Kabinenaufhängung war defekt und machte eine umfangreiche Reparatur mit zahlreichen Sonderanfertigungen nötig. Der Name Paternoster stammt vom katholischen Rosenkranz, da die Aufzugskabinen wie die Perlen an einer Schnur an der Umlaufkette hängen, die über das große Zahnrad im Dachboden des Aufzugs angetrieben wird. Beim Rosenkranz stehen die Perlen für Gebete, auf zehn Ave Maria folgt ein Vaterunser, lateinisch: Paternoster.
Die Paternoster laufen in der Regel während der normalen Öffnungszeiten des Rathauses, werktags von 8 bis 18 Uhr.
paternoster im guardian
http://www.theguardian.com/world/2015/aug/14/elevator-germans-loopy-revolving-lifts-paternosters