Die Stimmen werden lauter, der Widerstand immer größer und der Mobilitätsfrieden rückt in weite Ferne: Immer mehr Autofahrer*innen beschweren sich über den zunehmenden Gleiswildwuchs in der Stadt. Viele fragen sich: Was sollen diese ganz Gleise auf vielen Straßen Stuttgarts? Warum blockieren sie den Autoverkehr?
„Ich bin wirklich richtig sauer! Diese vielen Gleise nehmen uns Autofahrern den Platz weg, der Verkehr könnte viel besser fließen“, echauffiert sich Klaus Hapke, als wir ihn in der Neckarstraße treffen. „Und jeder weiß, je besser der Autoverkehr fließt, desto besser ist das für die Umwelt!“
Für Hapke sind die Schuldigen für diesen ungebremsten, illegalen Gleiswildwuchs in Stuttgart schnell ausgemacht. „Die G R Ü N E N natürlich!“
Seiner Theorie nach will die Partei die lokale Autoindustrie zerstören und verlegt deswegen überall Gleise, die keiner braucht, aber den Autos im Weg stehen. „Meistens machen die das über Nacht! Die sind da zwischenzeitlich richtig gut darin und super organisiert, weiß ich zumindest aus einer meiner 800 Telegram-Gruppen. Angeblich sind die Gleise festgeklebt!!“
Er will aber nicht untätig bleiben „und immer nur motzen“, so sagt er. Deswegen hat Hapke die Bürgerinitiative „Freie Fahrt ohne Gleise“ gegründet, die aktuell Unterschriften gegen die Wildgleiserei sammelt und dann dem Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper im Rathaus übergeben will. „Leider darf man ja auf dem Marktplatz nicht mehr parken, wie damals 1974, als ich noch ein kleiner Bub war. Danach noch in die Lerche, ach, diese Zeiten, sie kommen einfach nie wieder zurück.“
Auf unsere vorsichtige Anmerkung hin, dass auf den Gleisen evt. ab und zu mal eine Stadtbahn fährt, schaut uns seine Frau Melanie Hapke entgeistert an: „Was soll das denn sein? Wer fährt denn so was?“
Nachgefragt bei der Stadt Stuttgart, wie sie gegen die Wildgleiserei vorgehen will, erhalten wir als Antwort: „Das Problem ist in der Stadtverwaltung hinlänglich bekannt und wir arbeiten derzeit an verschiedenen Konzepten, wie man die illegale Gleisverlegung verhindern kann“, erklärt eine Sprecherin der Stadt.
„Eine Option wäre z.B. Klebstoff im gesamten Stadtgebiet zu verbieten. Alternativ sind wir in Verhandlungen mit verschiedenen Automobil-Herstellern, wie sie schnell und einfach ihre Fahrzeuge gleistauglich ausliefern können, damit der Individualverkehr diese Schienen auch nutzen kann.“