Alles im (Galeria) Kaufhof an der Eberhardstraße ist Kaufhaus-mystisch, wie schon acht Milliarden Male über (deutsche) Kaufhäuser geschrieben und reportiert wurde: Im EG Fossil-Uhren, eine Etage Damen, eine Tom Tailor-Herren, eine Sport, eine Kinder und Spieli, dazwischen Frottee-Bettwäsche und Kochtöpfe, ungefähr so, jeder weiß. WirtschaftswunderkonsumTEMPEL, Stichworte Relikt, wer kauft da noch ein und wie kann so ein Konzept aus D-Mark-Zeiten überhaupt überleben.
Seit einigen Monaten ist klar, dass dieser Kaufhof-Karstadt nicht überlebt (Stichwort Benko-Drama bzw Benko vs Stuttgart Drama), die Filiale auf der Königstraße wiederum „hofft auf eine glänzende Zukunft„ (Pressehaus Headline) und kann weiterhin das Warenhaus-Game durchspielen.
Durch die Eberhardstraße-Filiale hingegen kriecht seit Wochen die Schlussverkauf-Dystopie. Den übernehmen öfters externe Firmen, darum sehen die Sale-Schilder bei großen Ausverkäufen meist generisch aus. Das Sortiment dünnt sich nach und nach aus, die Schnäppchen und Rabatte werden weniger. Ich habe in den letzten Wochen immer wieder reingeguckt, der deprimierende Schauer über den Rücken hat jedes mal proportional zum schwindenden Angebot zugenommen. Bittere Sadness, wohin man schaute.
Dabei habe ich in meinem Leben schon gute Ausverkaufserfahrungen gemacht und z.B. bei der KULTIGEN Lerche ein paar sehr brauchbare CDs GESCHOSSEN oder bei einem Herren-Ausstatter neben Breuninger drei stylische Designer-Ledersessel aus den 60ern für 20 Euro das Stück. Beim Galeria Kaufhof hat es für eine Pfanne mit Deckel gereicht, letzten Samstag, als wirklich nur noch das übrig war, was gar keiner mehr wollte, war ich nochmal drin.
Jetzt ist dieser Kaufhof zu und somit Stuttgart-Shopping-historisch, aber die guten Nachrichten sind: Die Stadt hat das Gebäude gekauft und nicht der nächste Investor, berichtet Kontext:
„Auch Stuttgart hat den Kaufhof in der Eberhardtstraße erworben, in diesem Jahr soll das endgültige Nutzungskonzept erstellt werden, ein Haus der Kulturen gilt dabei bereits als gesetzt.“
Und bis dahin: pray for Zwischennutzung.