Finale: Die Stuttgart 21 Schlichtungsgespräche

Ein einzigartiges wie spannendes Experiment geht heute zu Ende: Gegen Mittag verkündet Heiner Geißler vor Befürwortern, Gegnern, 200 Journalisten und via TV und Internet (Phoenix, SWR) der breiten Öffentlichkeit seinen Schlichterspruch. „Diverse Äußerungen Geißlers im Vorfeld deuten darauf hin, dass er für einen Bau von Stuttgart 21 und für die Neubaustrecke Wendlingen-Ulm plädiert, aber Nachbesserungen fordert“, schreibt die StZ heute.

„Die Projektgegner hatten nachgewiesen, dass Stuttgart 21 die versprochene höhere Leistungsfähigkeit in der Spitzenstunde gegenüber dem heutigen Bahnhof vor allem wegen der Flaschenhälse bei den Zufahrtsgleisen nicht leisten könne“, heißt es in dem Artikel weiter, was von Bahn-Vorstand Volker Kefer eingeräumt wurde und eine Überprüfung ankündigte.

Was nimmt man mit von den letzten Wochen, außer einem fast schon kultig verehrten Heiner Geißler, dem neuen Yoda der Nation? Man hat miteinander geredet und das Projekt irgendwo transparenter gemacht, auch wenn einem innerhalb kürzester Zeit meist der Schädel wie nach einer Vorlesung gebrummt hat. Hätte trotzdem, wie schon oft gesagt, stundenlang zuschauen können.

Die Positionen sind nach wie vor zementiert – was aber wohl auch kaum anders zu erwarten war. Sowohl die Befürworter als auch die Gegner verbuchten jedes Schlichtungsgespräch online oder via Pressemitteilung als ihren Erfolg, trotzdem hat sich die Stimmung in den letzten Wochen in der Stadt gefühlsmässig etwas entspannt. Vielleicht war das der größte (kurzfristige?) Erfolg der Schlichtungsrunde – längerfristig könnte sie Vorbild sein, wenn es um derartige Großprojekte geht.

Wer sich nach so viel „Faktenchecks“ nochmals eine Übersicht über den Verlauf der Gespräche verschaffen will, sollte sich heute vielleicht die StZ kaufen, der eine Sonderbeilage „Die Schlichtungsgespräche“ beiliegt.

Die finale Runde beginnt um 10:00 Uhr, kann auf dem SWR und Phoenix online oder fern angeschaut werden, als Alternative streamed ebenso Fluegel.TV aus dem Rathaus. Am Anfang halten beide Seiten je eine 30minütiges Plädoyer, bevor später Geißler seinen Schlichterspruch präsentiert.

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40 Comments

  1. says: No2daRa

    Also ich hab auch das Gefühl, es hat sich alles ein bisschen entspannt. Aber viel mehr war nicht zu erwarten. Ich glaube niemand hat damit gerechnet, dass nach den Gesprächen alle sagen : “ Hey stimmt ja, eigentlich is des alles voll doof.“ Was Herrn Geißler angeht bin ich nicht so begeistert – habe nur ein Schlichtungsgespräch (da gings um die Mineralquellen) gesehen und hatte den Eindruck, er hatte alles – nur keinen Bock. Er is den Professoren ins Wort gefallen und hat Dinge gefragt die an der Stelle einfach unpassend waren…naja – bin gespannt wies jetz weiter geht, wenn der Schlichterspruch gesprochen ist….

  2. says: Bo

    Der Geißler ist halt auch nicht mehr der Jüngste 😉 Manchmal hat er es nicht so gecheckt – war aber auf jeden Fall spannend.

    Was hats gebracht? Man weiß nun besser Bescheid. Sonst nichts… Gebaut wird trotzdem.

  3. says: Ute

    es war doch von vorne herein nicht viel zu erwarten… ich warte auf die bestätigung, dass heiner die gegner an der nase herum geführt und für cdu/fpd boden gut gemacht hat – ich denke mal, dass das von anfang an der plan war. der heiner hat doch schon öfter so aktionen gemacht.

    oben bleiben!

  4. says: alx

    @franz: warum ziehen Leute immer gleich die Nazikeule wenn einer mal unbequem wird. Aufgrund diesen paar Zeilen ist Geißler also ein Brauner? Attac Mitgllied und Unterstützer des Artikeldrei? Mach mal langsam da.

  5. says: JoeJoe

    @Franz: Da geht mir wirklich das Messer im Sack auf 🙂
    Im Kern seiner Aussage hatte Geissler damit sicherlich kein Unrecht. Das der Pazifismus der 30er Jahre, die Politik der Straße, eine unsägliche Anzahl von Kleinparteien und eine Quasi-Handlungsunfähigkeit der Regierung den Nationalsozialismus und seine Auswirkungen erst möglich gemacht haben. Sicherlich hat Geissler da in seiner Konsequenz und seinem Ausdruck übertrieben, nicht aber in seinem Denken.
    Offensichtlich haben Generationen von Geschichtslehrern wohl doch versagt in ihrer gebetsmühlenartigen Wiederholung des Themas 3.stes Reich und seiner Entstehung ! Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob man Ursachen und Umstände erkennt und benennt oder ob man sie rechtfertigt, was Geissler mit keinem Wort getan hat.
    Im Übrigen würde ich mal genauer lesen und herausfinden, wer damals das Thema Ausschwitz eigentlich in den Ring geworfen hat ! Über den Vergleich von Fischer regt sich ironischerweise niemand auf.
    Das ist keine Nazikeule, dass ist eine eklatante Geschichtsverkennung.

  6. says: klaegie

    Dozy, so siehts aus!
    Diese Radikalisierung, in welche Richtung auch immer, geht mir echt auf den Sack. Sich ohne einen wirklichen Plan zu haben auf eine der Seiten zu stellen und zu meinen, dies sei die einzige Wahrheit, ist echt lächerlich.

  7. says: Martin Sp.

    Also ich kenne Geissler auch noch aus den 80ern, und seit dieser Zeit ist er mir sehr suspekt. Der war nicht so schlimm wie Strauß, aber viel gefehlt hat nicht.

  8. says: martin

    süddeutsche:

    15:03 Uhr Mehrere Beobachter wollen „versteinerte Mienen“ bei den Bahn-Vorständen Grube und Kefer gesehen haben. Demnach haben die Befürworter die größere Kröte zu schlucken.

  9. says: JMO2

    Von Spiegel Online

    „[15.53 Uhr] In Stuttgart ist eine Entscheidung gefallen, die Verhandlungen Geißlers mit den S-21-Kontrahenten sind zu Ende. Der Vermittler kommt aus dem Verhandlungsraum und erklärt: „Ich habe ein Ergebnis.“ Verkünden werde er seinen Schlichterspruch um 16.30 Uhr. Zuvor will er seinen ursprünglichen Entwurf überarbeiten. Offenbar gibt es nach den stundenlangen Gesprächen mit beiden Seiten Anpassungsbedarf. „“

    Ist das spannend!

  10. says: martin

    die stz sieht noch mehr lange gesichter:

    16:04 Uhr
    Dass sowohl Grube als auch Wölfle mit langen Gesichtern gesehen worden sind, lässt darauf schließen, dass es wohl einige Nachbesserungen am „Machtwort“ des Schlichters gegeben hat.

  11. says: Horscht

    Und bei Twitter werden schon die ersten Polizeieinheiten gesehen!

    ACHTUNG! ca. 20 Wannen aus KA & 10 aus Göppingen im Konvoi Richtung Stuttgart! + Polizei fürchtet Spontandemos #S21

  12. says: Horscht

    Wow, wenn das wirklich beide Seiten eingesehen haben, dann bin ich vom braunen ATTAC Heiner wirklich beeindruckt. Ich kann damit leben, but… enter „The Parkschützer“.

  13. says: kutmaster

    Will jemand ne lauschige 2-Zimmer Wohnung in Wurfweite zur künftigen Superbaustelle? Schön gelegen zwischen oberirdischen Pumpanlagen, einem pitoreskem Wasserrohrsystem inklusive mehrwöchiger Rüttelfunktion durch den spektakulären Tunnelbau mit Option auf persönlichen Neuanfang durch Totalverlust des eigenen Möbel- & Kram-Ballast. 460 Euro warm.

  14. says: derPaddo

    Jetzt bin ich gespannt wie lange es dauert bis die S21-Gegner den Geißler öffentlich demontieren….die ersten Kommentare gibt es ja auch hier schon.
    Life isn’t always easy, dude.

    😉

  15. says: Martin Sp.

    Ist denn auch festgelegt, daß der Stresstest überprüft werden kann von den Gegnern? Oder dürfen die Befürworter behaupten was sie wollen, also so wie in den Schlichtungsgesprächen?

    Geissler muss man nicht demontieren, daß hat er selbst getan dadurch, daß eben nicht alles auf den Tisch kam und er das der Bahn durchgehen lies.

  16. says: Ute

    @dozy: den heiner als schlichter fanden gleich alle seiten toll. das macht die sache aber ja nicht besser.

    @martin sp: ja, der stresstest wird öffentlich gemacht (vielleicht vom stern?) und es gibt klare definitionen über leistungsfähigkeit, kapazität, …. es wird spannend.

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