Ey DJ, mach mal! Über das leidige Thema DJ-Wünsche

Die Anekdoten kennt jeder Kollege, ich muss die jetzt aber endlich mal (hoffentlich nicht wöchentlich) für alle Ewigkeit in einer eigenen Rubrik dokumentieren. You & I, der DJ und das Publikum, das Grauen und ich.

Damit hier keine falschen Eindrücke entstehen: Ich schätze die Gäste und bin der Auffassung, dass ein DJ letztendlich eher Dienstleister als großer Künstler ist, der aber immer in einem gewissen Rahmen zu agieren hat, definiert natürlich erstmal über die musikalische Ausrichtung des Clubs, darüberhinaus abhängig von Stimmung, Uhrzeit, Geschwindigkeit, blablabla. Ab und zu kommt es jedenfalls zu lustigen bis unschönen Reibungen mit Gästen. Einzelfälle, die einem aber auch gerne mal den ganzen Abend versauen können. Lange Rede, kein Sinn, wie mein Nachbar zu sagen pflegt, lets go.

Beginnen wir mit einem eher harmlosen Beispiel, gestern Abend in der Suite 212. Inklusive meiner Zeit im 1. OG leg ich da zwischenzeitlich seit sechs Jahren auf. Team topp, Bass mächtig.

Es ist kurz vor oder nach 23.00 Uhr, Reinkommen-, Vorglühen- und Lounge-Atmo. Ich spiele, ja was spielte ich? Irgendeine Musik zwischen 110 – 115 bpm. Call it Uptempo-Neo-Funk oder so. Ein Mädel kommt zum DJ-Pult und wünscht sich „Pump Up The Jam“. „Pump Up The Jam“ ist ein Lied, das kann man spielen, muss man aber nicht und meiner Auffassung nach schon gleich zweimal nicht um 23.00 Uhr. Ich spiels prinzipiell nicht, der andere Käse reicht, vertröste sie auf „später“. Bei dem Wort später wird dann in der Regel kritisch geschaut, aber besänftigt erst mal.

Erst mal, denn die Leute sind ja nicht doof und wissen das Kunde König ist. Also schickt man den nächsten Soldat in die große Schlacht von DJpulthausen. 10 Minuten später baut sich vor mir ein breites Bauerngesicht auf, also nicht dick, sondern breit. Viele männlichen Ländler haben breite Gesichter und sehen immer so ein bisschen gequetscht aus, habe ich festgestellt. Ich werde eines Tages den mathematischen Beweis liefern, dass Gesichtsbreite und Entfernung des Wohnorts zu Stuttgart exponentional zusammenhängen.

„Kannst du Pump Up The Jam spielen?“ Ähm, deiner Freundin hab ich doch gerade erklärt, nö, jetzt nicht. „Das war nicht meine Freundin.“ Mir egal, ihr gehört sicherlich zusammen. Ach, komm was solls ehrlich wärt am längsten. „Ich habs nicht.“ „Haste nicht?“ Er ist schockiert, denn als Experte weiß er: „Des kruuffd voll!“ „Ja, hats auch 1991.“ Ich geh stark davon aus, dass sie kurz danach gegangen sind.

Wie gesagt, eher harmlos und nichts im Vergleich zu der elendigen Drecksgöre, die mir letzte Woche im Tonstudio 10 Minuten lang auf einer Entfernung von 30 cm „Happy Birthday“ ins Ohr reingebrüllt hat, weil sie gerne Stevie Wonder hören wollte, weil sie… klar, ihr wisst schon. Ihr könnt euch aber sicher sein: So geschmeidig wirds nicht bleiben. Mal gucken was heute Abend im Romy S. passiert.

Join the Conversation

4 Comments

  1. says: jayson

    „Ich werde eines Tages den mathematischen Beweis liefern, dass Gesichtsbreite und Entfernung des Wohnorts zu Stuttgart exponentional zusammenhängen.“

    – Satz des Monats!

    netter artikel!

  2. says: Rogero

    ja ja ja, darüber kann ich auch ein Liedchen singen. Wir sind doch keine Juebox.
    nur weil 2 Personen finden das jetzt „Pump up the Jam“ oder welches andere Lied auch immer gewünscht wird, spielen sollte, heisst das noch lange nicht das A allen anderen das auch gleich geil finden und B es wohl dann eher auf die Zeit drauf ankommt wo man das spielt, Bestimmt nicht vor 0:00h….
    Darum hängt ja auch beim BoraBora (Ibiza) Dj Pult ein Schild mit dem Text: „Don’t talk to the Dj“

Leave a comment
Leave a comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert