Ein paar Zahlen und der OB

(Bild: Newsroom Stuttgart)

Gerade bei einer Wahl muss man gut aussehen. Früher hat man da seinen Anzug rausgeholt. Und vielleicht das Kostüm. „Scheiss drauf, ich geh in Jogginghose zum Wahllokal. Hose in die Socken stopfen oder nicht? #gangsta“. Hab ich gestern mittag getwittert.

Es war ein seltsamer Gang zur Urne. Kritisches Beäugen. Isch der dafür oder dagega? War schon immer Button-frei. Mag keine Buttons. Die Button-Industrie hat sich dank Stuttgart die letzten zwei Jahre richtig frisch gemacht. Die haben schon lange davor gewonnen. Kam mir eine Nein-Familie entgegen. Mit einem Nein-Plakat. Trägt sie. Und stellt es in der Reinsburgstraße vor einem offenkundigen S21-Gegner-Haus ab. Der Kleine rüttelt derweil an einem Ja-Banner. Der Nein-Papa sagt: „Lass das!“ „Warum!?“ „Weil wir nicht so sind wie die Gegner!“ Ui.

Dann John Disco mit seiner lieben Freundin getroffen, dank meines extrem starken Auftritts in der Jogging-Büx Megalacher in der Halle. Beim Einwerfen hab ich ein bisschen gezittert und den Schlitz nicht gleich getroffen. War ein hartes Wochenende. Junger Vadder. Dreimal ist Minimum einmal zu viel. Bald 35. Ich merk´s.

Nach dem Sprung bisschen OB-Freude und hier schon paar harte Zahlen aus Stuttgart.

„Die höchsten Prozentzahlen erhielten die Befürworter des Bahnprojekts im Stadtbezirk Stammheim mit 62,4 Prozent Nein-Stimmen, gefolgt von Mühlhausen (59,7), Obertürkheim (58,5), Zuffenhausen (57,8) und Hedelfingen (57,5). Die Hochburgen der Kritiker von Stuttgart 21, die einen Ausstieg des Landes wollten, liegen in den Innenstadtbezirken, angeführt von Mitte: 53,9 Prozent Ja-Stimmen, dann Ost (52,7), Süd (52,5), West (52,2) und Nord (48,5).“

OB Schuster zum Ausgang der Volksabstimmung: „Die Stuttgarter haben ein klares Signal für S21 gegeben“

Sie haben sich heute mehrheitlich für Stuttgart 21 ausgesprochen. Mit dem Rückenwind dieses Votums kann die Deutsche Bahn nun das Projekt voranbringen.

Ein weiteres Signal geht für mich vom heutigen Abend aus: Es gilt, die Meinung Andersdenkender zu respektieren. Ich erwarte nicht, dass Gegner des Bahnprojektes ihre Meinung ändern. Ich akzeptiere ihren Standpunkt und gehe ebenso davon aus, dass sie das Ergebnis der Volksabstimmung auch akzeptieren.

Wir als Stadt Stuttgart werden alles daran setzen, die Belastungen für die Bürger während der Bauzeit möglichst gering zu halten. Die städtebauliche Jahrhundertchance können und werden wir mit frischem Elan zusammen mit allen Stuttgartern ergreifen.

Darüber hinaus können wir uns nun endlich – auch in Abstimmung mit der Landesregierung – verstärkt Themen widmen, die uns als Stadt in den nächsten Jahren unmittelbar betreffen. Ich denke hier vor allem an die Energiewende und an den Aufbau der Stadtwerke.

Deutliche Mehrheit gegen den Ausstieg

52,9 Prozent stimmen für Stuttgart 21 – Beteiligung mit 67,8 Prozent weit höher als im Land?Die Mehrheit der 370 000 stimmberechtigten Stuttgarter hat sich bei der Volksabstimmung mit 52,9 Prozent gegen den Ausstieg des Landes aus Stuttgart 21 ausgesprochen. 47,1 waren für ein Ende des Projekts. Die Wahlbeteiligung lag mit 67,8 Prozent weit höher als im Landesdurchschnitt, aber nicht so hoch wie bei der Landtagswahl mit 73,1 Prozent.

Der Kreisabstimmungsleiter der Landeshauptstadt, Bürgermeister Martin Schairer, sagte: „Die Mehrheit gegen den Ausstieg ist in Stuttgart klar – genau wie im Land, die Frage des Quorums stellt sich nicht, da es weit mehr Nein-Stimmen gibt.“ Die hohe Wahlbeteiligung in Stuttgart zeige, dass die Potenziale der Befürworter und Gegner gut ausgeschöpft wurden.

Die höchsten Prozentzahlen erhielten die Befürworter des Bahnprojekts im Stadtbezirk Stammheim mit 62,4 Prozent Nein-Stimmen, gefolgt von Mühlhausen (59,7), Obertürkheim (58,5), Zuffenhausen (57,8) und Hedelfingen (57,5). Die Hochburgen der Kritiker von Stuttgart 21, die einen Ausstieg des Landes wollten, liegen in den Innenstadtbezirken, angeführt von Mitte: 53,9 Prozent Ja-Stimmen, dann Ost (52,7), Süd (52,5), West (52,2) und Nord (48,5).

Zahlen

Insgesamt waren in Stuttgart knapp 370 000 Bürger stimmberechtigt, 52 Prozent Frauen. Das Durchschnittsalter der Stimmberechtigten lag bei 50 Jahren. Erstmals abstimmen konnten 1200 Jungwähler. Briefwahl beantragten 68 000 Bürger, tatsächlich abgestimmt haben davon rund 62 000.

Join the Conversation

27 Comments

  1. says: martin

    man munkelt, dass das rocker evt. im frühjahr vorbei ist. müsste hinhauen, hab gerade was in der stn gelesen, dass rückgebäude, wo der club drin ist, wird scheinbar 2012 abgerissen. oder ich hab mich verlesen.

    ach so, die wagenhallen sind ja erst mal nicht vom bau betroffen. die haben anfang 2010 den vertrag um fünf jahre verlängert.

  2. says: Bär_Tiger_Mann

    H7 ist definitiv Anfang 2012 raus, im Gebäude entstehen schön sterile Luxus-Büroräume mit Baustellenview. Das „schöne“ neue Stuttgart nimmt Gestalt an…

  3. says: Bär_Tiger_Mann

    Offiziell sollte ja zumindest die Fassade erhalten bleiben und der Rest entkernt werden. Da bei solchen Aktionen (Teilabriss) der Denkmalschutz verfällt kann es auch gut möglich sein, dass sie es gleich ganz plattmachen, falls sich ein ganz schlauer Immobiliencontroller davon mehr Rendite verspricht. Würde mich in dieser Stadt zumindest nicht wundern.

  4. says: Flixn

    @ Deutsch ist keine Schande: Lern erstmal Deutsch!

    Das H7 Gebäude sollte ursprünglich komplett abgerissen werden, dann hieß es der Hinterbau bleibt erhalten, mittlerweile ist eine Teilerhaltung, also Kernsanierung geplant. Also, in Zukunft findet man dort sterile, charmelose teure und leerstehende Büroflächen, sofern das Gebäude das gebuddel überlebt!
    Die Villa Berg wär eine schöne Location für einen guten Club mit gutem booking!

  5. says: Naddi

    Ich finds lustig dass die immer von so einer „klaren“ Entscheidung und einer Eindeutingen Mehrheit sprechen sprechen.

    52,9 Prozent dagegen
    47,1 Prozent dafuer

    Das sind gut 50% auf beiden Seiten. Es werden also immer 50% unzufrieden sein, ich weiss nicht…

    War Wahhelfer in Zuffenhausen und komme aus Sued:
    „Like an English Man in New York“ 😉

  6. @Naddi:
    Naja, prinzipiell haben ca. 1,5 Millionen Wahlberechtigte „gegen S21“ (mal pauschal gesagt, formal ging es ja um die Kündigung der Verträge) votiert.
    Also sind nur etwa 20% der Wahlberechtigten gegen S21, der Rest ist dafür, oder es ist den Leuten schlichtweg egal.
    Vielleicht sollte man bei weniger als 20% dann aber eher von einer eindeutigen Minderheit sprechen…

  7. says: Patze

    also nicht nur Rocker auch Waggons usw…
    ums Rocker auch um H7 ist es schon schade, aber wie ich die Jungs kenne haben sie sicher schon was ins Auge gefasst! 😀

  8. SZ-Online:
    „Am Rande des Polizeieinsatzes ist es zu einem spontanen Treffen zwischen dem Stuttgarter Polizeipräsidenten, Thomas Züfle, und dem Sprecher der blockierenden Demonstranten, Matthias von Herrmann, gekommen. Nach einem kurzen Gespräch wollte Züfle dem „obersten Parkschützer“ zum Abschied die Hand reichen – dieser lehnte jedoch ab. „Das kommt nicht gut bei der Bewegung“, sagte von Herrmann, woraufhin Züfle ihn einen „Feigling“ nannte.“
    (http://www.sueddeutsche.de/politik/grossaufgebot-gegen-demonstranten-polizei-beendet-sitzblockade-am-stuttgarter-hauptbahnhof-1.1256764, letzter Absatz.)

    Der von Herrmann geht halt einfach gar nicht.

Leave a comment
Leave a comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert