Ehrgeizige Bauprojekte in der Olga Straße: Stuttgart lebt

Noch sieht man nur ein Loch, aber…

…mit richtig viel Selbstbewußtsein baut die Nord-Süd-Bau in der Olgastraße 87 (kurze Zeit übrigens die Adresse der temporären Kultureinrichtung Roundabout) ein „höchst anspruchsvolles Projekt“, sprich ein riesiges Mehrfamilienhaus mit Lofts. Das allein ist noch nicht das unglaubliche Selbstbewußtsein, von dem ich spreche, das finde ich grundsätzlich eine gute Sache (gehöre nicht zu den Gegnern großer Bauvorhaben…).

Wie überzeugt die Bauherren allerdings von ihrem „verwirklichten Traum“ sind, zeigt sich mit einem Blick auf die Webseite. Motto: Stuttgart lebt! Die Olgastraße wird in einem Atemzug mit der Fifth Avenue und den Champs Élysées genannt.

Ja, das klingt vielleicht zunächst etwas vermessen, aber wir erinnern uns: Kaum ein anderer Pfad in Stuttgart bietet ein derartiges Wechselbad der Gefühle aus herrschaftlichen Altbauten, Flachdachimmobilien, Durchfahrtsverkehr und Straßenstrich wie die Olgastraße. Da ist Leben in der Bude. Genauso wie auf den Meilen in Paris oder Manhattan. Also ein durchaus passender Vergleich. Da liest man doch gerne weiter:

„Stuttgart, eine der beliebtesten Metropolen in Deutschland – und einer der wohl innovativsten Industriestandorte in Europa.
Malerisch zwischen Weinbergen gelegen, werden in Stuttgart die besten Autos der Welt gebaut, die aufregendsten Opern uraufgeführt. Es ist die Stadt der kurzen Wege – und wenn man möchte, die Stadt der langen Nächte.“

Da pochert das Herzchen vor lauter Lokalpatriotismus. Und um auch den letzten ortsunkenntlichen Kaufinteressierten von der urbanen Toplage der Olgastraße zu überzeugen, gibt es einen (etwas veralteten) Olgaführer:

„Lebendiges entlang der Olgastraße. Dort verkauft ein Designer handgefertigte Taschen mit extravaganten Motiven. Ein paar Meter entfernt hängt junge Mode im Geschäft von „Fräulein Sonntag“ und auch in den Seitenstraßen haben sich viele Kreative niedergelassen, die Ungewöhnliches anbieten.

Gastronomisch lässt sich auf der Olgastraße nahezu jeder Wunsch, vom französischen Sandwich bis zur Top-Gastronomie, erfüllen. Gehen Sie morgens stilvoll frühstücken oder ziehen Sie abends entspannt durch die Lokale.“

Die Olgastraße wird dank Fräulein Sonntag und den Taschenunikaten von Martin Reinwarth als das urbane Mekka Stuttgarts bezeichnet. Leider sind beide Geschäfte längst umgezogen. Aber der Vital Lunch ist immerhin noch da (Stichwort französisches Sandwich).

Kommen wir zu den Grundrissen. Schmacht, was soll ich sagen, sämtliche (eventuellen) Boshaftigkeiten sind mir im Halse stecken geblieben. Pure Freude! So eine Wohnung will ich auch. Bin geneigt alles Bisherige zu glauben.

Wohnung 33, ca. 1,17 Mio – wäre noch zu haben..

Leider ist mir die Freude bei den Preisen im Halse stecken geblieben und so bin ich jetzt einfach sprachlos und neidisch auf alle, die sich hinter den „verkauft Schildchen“ verbergen.

Vielleicht kennt ja ein Leser einen potentiellen Käufer, der uns später dann berichtet, wie es so ist, auf der Champs Élysées. In Stuttgart findet man eben immer für alles eine Lösung.

www.olgastrasse87.de

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33 Comments

  1. says: Volker

    Ja, ja, die Olgastraße 87.
    Die Immobilienpreise in Stuttgart sind ja schon recht hoch. Da wird aber mal wieder der Vogel abgeschossen.
    Selbst wenn ich im Lotto gewonnen hätte, wäre mir das zu teuer…

  2. says: Leo

    … ich kann diese abgehobenen PremiumluxuskohleohneEnde-Projekte, die vielleicht noch auf windeirigen Finanzierungsmodellen basieren, sehen.

  3. says: Jana

    Da BW die Steuersünder-CD nicht gekauft hat, haben sich wohl aus Dankbarkeit ein paar mit einigen übrgen Millionen bei uns niedergelassen. In der Fifth Avenue der Stadt mit den besten Autos überhaupt.

  4. says: Thorsten W.

    Ich will mich jetzt nicht unbeliebt machen, aber wenn man nicht die teuersten Wohnungen ganz oben, sondern 1./2. OG anguckt sind die Preise im Verhältnis zu Größe und Ausstattung eigentlich ganz „okay“ bzw. ganz normal für Stuttgarter Verhältnisse… nicht übertrieben und nicht teurer als woanders…

  5. says: franzi

    da fällt mir ein: ich hab ja lotto gespielt…geh in der mittagspause gleich mal schauen,ob ich gewonnen hab, damit bei wg 33 bald franzi auf dem klingelschild steht!

  6. says: franzi

    da kommt bei mir, wenn ich die seite öffne, von googel der hinweis „diese seite ist rumänisch. soll sie mit der google toolbar übersetzt werden“?!?!?
    hmmm…

  7. says: Sebert

    Bin nur gegen solche Bauprojekte, wenn das alte Gebäude welches vorher abgerissen wurde zu jung ist 🙂
    Das Gebäude des Matthaes Verlag das da vorher stand war hässlich dank der Nachkriegsästhetik. Imo geht der Bau also in Ordnung.

    Bzgl Wohnung 33.
    Wer bitte der Cello & Klavier (siehe Photo ganz rechts) spielt kann sich sowas denn leisten? Ein Musiker sicherlich nicht !

  8. says: sascha

    aight, das ist das prokekt von meinem vermieter… gegenüber von uns in der alexanderstr. steht das vorgängerprojekt. da hat die penthousewohnung auch 1mio gekostet. das rendering das man oben sieht is auch das penthouse…
    muss mal sehen was mein bausparvertrag macht 😉

  9. says: Whiskydrinker

    Also ich finde die Grundrisse jetzt nicht sooo gelungen. Für das Geld hat ein schön renovierter Altbau in mindestens Halbhöhenlage mehr Charme.

    Was ich aber viel komischer finde: Hat da jemand was von einer Tiefgarage gelesen? Es ist zwar nicht der Westen, aber so toll sieht es mit Parkplätzen da auch nicht aus.

  10. says: Volker

    Also, was in der Olgastraße Penthouse ist, ist dann Richtung Alexanderstraße Souterrain. Da würde ich keine Million für hinlegen…

  11. says: Tobi Tobsen

    adi, ich wär dafür, dass ante die wohnung kauft und uns drin wohnen lässt, solange er nicht in stuttgart ist und wenn er hier ist wohnen wir solange bei im in korcular 😀 deal?

  12. says: julia

    viel zu viel verkehr (speziell im feierabend von der weinsteige runter), da um den kreisverkehr rum. geht gar nicht und schon gar nicht für das geld.
    prinzipiell könnte ich mich aber durchaus mit solch einem grundriss anfreunden 😉

  13. says: Martin Sp.

    Guter Tipp, aber ich will keinen Flügel in der Bude, damit kann ich nix anfangen. Wenn’s ein Flachbildfernseher mit mehr als 50 Zoll gewesen wäre, aber so…

  14. says: Jana

    @Sebert das Cello wird doch nicht gespielt. Das gehört zum guten Ton in der Liga 😉 Und irgendwie muss man die qm ja auch füllen.

    @Volker da hast du absolut recht. Alles was unter 400.000 ist hat die Balkone im Innenhof. Dank den hohen Häusern in der Alexanderstr. und nebenhan dürfte das ein komplett tageslichtfreier Hof sein.

  15. says: Björn B

    fett, man kan wohl direkt in der Wohnanlage in den Flieger einchecken:
    „in 20 Minuten im Flugzeug nach New York“ steht da. Entweder, die haben eine Transrapidstrecke nach Frankfurt mit eingebaut oder (Gott bewahre) die übertreiben schamlos. Ich kann mich nicht erinnern, dass es in STR ne Direktverbindung nach NYC gibt, ihr? Von der Zeit, die man vor Abflug am Terminal sein muss, möchte ich gar nicht anfangen….aber ist ja klar, dass „in 120 Minuten im Flugzeug nach Amsterdam“ nicht so gut klingt 😉

  16. says: Kutmaster

    “in 20 Minuten im Flugzeug nach New York” … ich vermute damit ist wohl der Weg bis zum nächsten Crack-Dealer gemeint.

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