Die Dub-Szene, quasi die Nische in der Reggae-Nische, funktioniert wie alle Szenen nach ihren eigenen Regeln. Während man bei HipHop möglichst früh ein fettes Video droppen und bei House/Techno möglichst früh wichtige DJs mit dem Track bemustern muss (und in beiden Branchen freilich eine exzellente Social-Performance haben), zeigt der neue Release „Praise H.I.M.“ des Stuttgarter Produzenten Jah Schulz, wie es in diesem Bereich läuft.
Markus Schwarz, Betreiber von Railroad Records, wo die Platte erschienen ist, erklärt: „Die wichtigsten Kanäle sind Plattenmailorder, Radioshows und Dance,s wo die Musik gespielt wird. Der Kenner weiß, dass viele gute Tunes auf ständig neuen Labels von neuen Künstlern rauskommen. Und ist fleißig am Suchen.“
Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Faktor: DJ Jah Shaka aus London, Pionier und bis heute Vorreiter der europäischen Dub- und Soundsystem-Gemeinschaft (schon selbst drei Mal in Aktion erlebt). Wenn er einen Tune bei einem Dance spielt, dann ist der Tune gut, und alle feiern ihn.
Aber wie schafft man es, dass Shaka einen Tune spielt? Markus erzählt: „Über unsere Freunde von Rootikal, TKZ und Uli Nefzer, haben wir inzwischen gute Kontakte nach London. So haben wir die Produzenten-Legende Liam Partial gefragt, ob er es Shaka geben kann. Glück gehabt. Weil am Wochenende drauf das Ding als Highlight der Session von Shaka in London gespielt wurde. Abgefahren.“
Und warum ist das so wichtig? „Wenn Shaka das Ding spielt, ist die Sache geritzt. Das macht die Runde in der Szene.“ Und so entwickelt sich die Platte gerade weltweit zu einem Hit, der von vielen Soundsystems gespielt und sogar schon als Tune des Jahres gehandelt wird.
Der offizielle Release wurde letzte Woche von der lokalen Szene im Oberstübchen gefeiert. Den Sänger Joseph Lalibela aus London haben Markus und Schulz im vergangenen Jahr beim Rootsbase Festival in Bayern kennengelernt (wo der Engländer mit King Earthquake, einer anderen Dub-Soundsystem-Legende, einen fetten und sehr sehr lauten Auftritt hingelegt hat).