Ditte is uns bums: Ein Pferd in der Berliner S-Bahn

s war ein Montagmorgen wie jeder andere in Berlin. Die Sonne kämpfte sich durch die Wolken, die BVG-App zeigte wieder „Signalstörung“ an, und die Berliner S-Bahn war, wie immer, ein Ort der Überraschungen. Doch heute sollte es eine Überraschung der besonderen Art geben.

Gleis 2 am Bahnhof Ostkreuz, die Türen der S-Bahn öffnen sich. Pendler stürmen herein, müde Gesichter, Kaffeebecher in der Hand. Plötzlich stockt der Strom der Einsteigenden. Ein leises Wiehern durchbricht das monotone Piepen der Türschließanlage.

Ein Pferd.

Ein echtes, lebendiges Pferd stand mitten im Waggon. Braun, mit einer prächtigen Mähne und einem Ausdruck im Gesicht, der irgendwo zwischen „Wo ist die Heuraufe?“ und „Das hier ist nicht mein Stall“ schwankte. Neben dem Tier: sein Besitzer, ein Mann in einem Parka, der völlig gelassen wirkte, als wäre das die normalste Sache der Welt.

„Entschuldigung“, sagt er trocken zu einer Frau, die mit weit aufgerissenen Augen das Pferd anstarrt. „Der Aufzug am Bahnhof ist kaputt. Mussten den Weg durch die S-Bahn nehmen.“

Der Witz war: Niemand in der Bahn schien wirklich schockiert zu sein. Es ist Berlin, die Stadt, in der Menschen in Panda-Kostümen an Spätis rumhängen und Straßenmusiker Kontrabass spielen, während sie auf Einrädern jonglieren. Ein Pferd? Na gut, ist halt Montag.

Ein Typ mit AirPods macht ein Selfie. Ein Kind fragt seine Mutter, ob das Pferd auch ein Ticket hat. Die Mutter, eine echte Berlinerin, sagt ohne zu zögern: „Na klar, 4 Euro 30. Ist ja kein Hund.“

Der Besitzer des Pferdes kramt ein BVG-Ticket aus seiner Jackentasche, hält es hoch, als wolle er jeglichen Konflikten vorbeugen. „Geknipst is’, keine Sorge.“

Das Pferd selbst bleibt erstaunlich ruhig, nur ab und zu schnaubt es, als die Bahn ruckelt. Es bekommt sogar ein Croissant von einer älteren Dame angeboten, die normalerweise schimpft, wenn jemand zu laut telefoniert.

Als die Durchsage ertönt, dass die S-Bahn wegen einer Weichenstörung für unbestimmte Zeit stehen bleibt, schüttelt der Mann den Kopf. „Ach, Berlin. Immer das Gleiche.“ Dann dreht er sich zu seinem Pferd um und sagt: „Komm, Gerda, wir gehen zu Fuß. Ist eh schneller.“

Und so trotteten die beiden gemütlich den Bahnsteig entlang, unter den staunenden Blicken der Pendler, als wäre nichts gewesen. Einige zückten ihre Handys, um das Spektakel für Instagram festzuhalten, aber der wahre Berliner zuckte nur mit den Schultern.

„Is’ halt Berlin, wa?“

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