Der legendäre Disc Center Katalog

So, Retro-Tag heute bei kessel.tv. Eng mit den Anlagenbausteinen damals verbunden war der Disc Center-Katalog.

An jeder Schule gab es jemanden, der Poster-Sammelbestellungen gemacht hat. Bei uns waren das mein Bruder und ich. Es gab ein dünnes Heftchen mit Postern, für die Mädels Einhörner auf dem Mars, für die Jungs Lamborghini Countach auf dem Mars.

Der, der die Sammelbestellung gemacht hat, konnte sich für 10 bestellte Poster oder so 1 umsonst aussuchen. Da kam dann immer ein riesen Paket mit Postern, und mind. 1/3 war falsch geliefert und die Gratis-Poster waren auch meistens die falschen.

Als das dann uncool wurde kam der Disc Center-Katalog mit dem gleichen System. Ab einer bestimmten Bestellmenge hat man bestimmte Artikel, die mit einem Punkt gekennzeichnet waren, umsonst oder zum Schleuderpreis dazu bekommen. Also haben wir dann eben Platten-Sammelbestellungen gemacht.

Wer den Disc Center-Katalog nicht kennt: Format A5, die Seiten aus super-dünnem Butterbrotpapier, aber trotzdem mega-dickes Teil. Weil da nämlich so ziemlich der gesamte damals erhältliche Musik-Katalog enthalten war – Vinyl-Singles, Vinyl-Maxis und Vinyl-Alben. Schön nach Musikrichtung und dann nach Interpret sortiert.

Die Gratis- oder Billig-Artikel, die man für die Sammelbestellung bekommen hat, waren jetzt natürlich nicht die Über-Bringer – so bin ich dann aus Mangel an Alternativen (und man kann ja nix verfallen lassen) u.a. zu Phil Collins „Another Day In Paradise“ und Sinead O’Conner „Nothing Compares 2U“ auf Vinyl-Single gekommen.

Meine erste selbstgekaufte Vinyl-Single (bei Disc-Center) war übrigens das in meinem Album-Text erwähnte „Got To Get“ von Leila K. – das hatte ich bei Formel 1 auf ARD gesehen und gleich beim ersten Hören fasziniert. Ähnlich ging es mir erst wieder viel später mit „Human Behaviour“ von Björk… aber ich schweife ab.

Bei eBay kann man übrigens gerade tatsächlich den oben zu sehenden Disc Center-Katalog von 1993 ersteigern – ich beobachte das mal, und wenn da was geht muss ich doch mal auf dem Speicher bei meinen Eltern buddeln.

Nachtrag:
Weil ein paar mal die Frage aufkam: Disc Center, übrigens damals beheimatet in Weikersheim, gibt es nicht mehr. Die Firma hat 1999 Insolvenz angemeldet, nachdem angeblich die Söhne des Gründers das Ganze an die Wand gefahren hatten.

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21 Comments

  1. says: stadtteil

    als stuttgarter ist man natürlich immer in die lerche gegangen. preislich konnte mit der sowieso niemand mithalten. LP 14,90, maxi 8,50. DM natürlich

  2. says: Thorsten W.

    Ich hab damals noch nicht in Stuttgart gewohnt, aber für die „Papa Was A Rolling Stone“-Maxi von Was Not Was hab ich damals in der Lerche 10 Mark bezahlt – das weiß ich noch genau.

  3. says: Sebastian

    Heilige Shice, wo hast Du denn das jetzt ausgegraben?? Da wird man fast sentimental.

    Hab den Katalog auch jahrelang bekommen. Hab mir dort mal für ganz kleines Geld „kockin‘ on heavens door“ auf ner MC-Single bestellt… 😀

  4. says: Fred Funk

    oh man! ich hab meine ganze kohle damals im disc center gelassen. vor allem für die 7″ des monats für DM -,49. aber auch meine erste cd habe ich dort erstanden, ohne jedoch im besitz eines players gewesen zu sein. was ich aber schnell nachgeholt habe. übrigens auch sony am guten alten grundig partycenter. remember the good old days!

  5. says: Lars

    Geil, ich war damals in der Schule derjenige, der die Sammelbestellungen aufgenommen hat. Leck mich am Arsch, gab es da einen Müll. Aber irgendwie war es trotzdem toll. Die Poster-Geschichte kenn ich allerdings nicht mehr, dafür bin ich vermutlich zu jung.

  6. says: kutmaster

    Ich glaub ich bin für „Disc Center“ zu alt.

    Gab es das schon 1976? Ich kann mich zwar an die Posterbesteller (Delphine im Mondschein – und das zu einer Zeit, als „Trance“ nur ein Zustand unter Drogeneinfluss war) erinnern aber irgendwie scheint die Plattennummer an mir vorbei gegangen zu sein…

  7. says: JMO2

    Haha, super Sache damals. Lag der Mindestbestellwert nicht bei 50 DM oder war es ab da erst Versandkostenfrei? Eine 49 Pfennig Single die ich das gekauft habe war von „Welcome to tomorrow“ von Snap

  8. says: Björn B.

    Martin, ich danke dir vielmals! Ich hatte erst am Sonntag mit Freunden gegrübelt, wie dieser verdammte Katalog heißt, auf den damals alle scharf waren.
    Wir hatten in der Schule immer Sammelbestellungen organisiert (ebenso wie mit dem Conrad-Katalog) und wenn die Lieferung dann kam, war ich damit für Stunden auf meinem Zimmer verschwunden und hab die CDs hoch und runter gehört. Ne Sony-Anlage gabs damals für mich nicht, dafür ne Technics mit – ganz wichtig – Doppelkassettendeck. Schließlich musste man sich Kassetten kopieren….natürlich mit high speed dubbing 🙂

  9. says: Frank

    Hallo,

    nicht die Söhne haben den Disc-Center an die Wand gefahren, sondern der Chef selbst. Er hatte nämlich keine Söhne zu der Zeit, die geschäftsfähig waren 😉

  10. says: Ein Münchner

    Kartonweise wurden die Sammelbestellungen der Singles, Maxi-Singles und LPs bei mir nach stets mehreren Wochen Wartezeit angeliefert. Überraschend war dann immer nur, was (nicht) geliefert wurde. Die „Afterburner“-LP von ZZ-Top habe ich noch im Regal stehen. Das war die erste Platte, die ich mir dort kaufte.
    Per Postkarte bestellen (die war gleich im Heftchen mit drin) und dann abwarten, was und wann es kommt. Wer würde das heute noch so machen? Das Krokodil war deren Markenzeichen, die Seiten dünner wie Telefonbuchseiten und das Finden eines bestimmten Titels abenteuerlich. Ansich eine herrliche Zeit. Die Platten, die ich dort kaufte, habe ich alle noch. Plattenspieler (natürlich) auch noch, wenn auch nicht mehr oft in Betrieb.

  11. says: Rudolf Eichner

    Ja – ich kenne auch noch den Medien-Versand Disc-Center in Weimersheim! Ich hatte mir von 1996 bis ’98 auch eine Menge Tonträger in CD-Gorm bestellt. Aber, es gab auch beim Zurücksenden der CDs Haken und Hindernisse große und kleine! Es hatte nach der Rücksendung vieler CDs im Novemver ’98 vom Disc-Center in Weikersheim geheißen: „Nichtgefallen ist kein Rücksendegrund!“ und hatten mir eine Exra-Gebühr in Höhe von 20,- DM angelastet, die allerdings vom Versand betrachtet nicht die tatsächlichen Kosten waren! So hatte ich das Bestellen beim Disc-Center massiv eingeschränkt und hatte mir dann weit über diese Zeit hinaus gar nichts mehr bestellt! / Krokoschlau sein, laut Werbung vom Disc-Center-Katalog. Ahahaha – Geschwätz! – „Krokoschlau“, wenn man nichts bei Nichtgefallen zurückschicken soll – oder was?! / So kann ich bedenkenlos sagen: „Disc-Center ade!!“ Und zwar bis zum Sankt-Nimmerleinstag! – Auf nimmer Wiedersehen Disc-Center!

  12. says: Andreas Nickel

    Die Kommis zu Disc Center sind zwar schon eine Weile her, aber ich versuch es mal. Ich hatte es gerade mit einem Kumpel davon, der das gar nicht kannte. Ich beschreibe den Katalog immer so…nimm dir „Das Örtliche“ von einer großen Stadt. Genauso groß, genauso dünnes Papier, genauso viele Seiten und die Schriftgröße hat man sich auch beim Telekommunikationsunternehmen abgeschaut. Ich habe in den 90ern fast jeden Monat 100-200 DM in Disc Center-Bestellungen versenkt (habe 1987 in der DDR als DJ angefangen mit AWA-Lizenz und so). Somit wuchs über die Zeit bis 1999 mein CD-Vorrat auf fast 6000 Stück, aller Genres und Interpreten.
    Ich erinnere mich an meine ersten Maxi-Single-CD’s bei Disc Center…:OFF – „Electrica Salsa“ und 16 Bit „Changing Minds“.
    Das Album von 16 Bit „Inaxycvgtgb“ von 1987 hatte ich ebenfalls erworben und Mitte der 2000er wurde dieses Album (als CD) auf eBay zwischen 650 und 900 € gehandelt, weil es nur zu einer extrem überschaubaren Auflagenzahl kam. Das hab ich heute immer noch – Echte Wertanlage 😉
    Dis Center – das war eine schöne Zeit.

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