Die Buch-Subkultur stirbt

hugendubel

(David Hasselhoff im Dubenhugel)

Harte Tage in Stuttgart, die Einschläge kommen näher. Bei KiK wird gestreikt, zwei Burger King-Filialen müssen schließen und jetzt auch noch das: das kleine, aber feine langjährige Traditionshaus Hugendubel auf der Königstraße, eröffnet 2008, muss schließen. Die renommierte Filiale für ausgewählte Lesekultur würde sich nicht mehr rentieren.

Somit stirbt ein weiteres Stück Buch-Subkultur in Stuttgart, nachdem gestern erst ein Stück Burger-Subkultur gestorben ist. Es ist einfach alles so traurig im Kessel. Nur noch Mainstream, wohin man schaut. Und dann verdichten sich auch noch die Gerüchte, dass eine weitere Primark-Filiale in den ehemaligen Karstadt einziehen soll.

Enttäuscht sind die Beschäftigen und Bürger vor allem von Fritz Kuhn. Der Stuttgarter Oberbürgermeister meldet sich bekanntlich sonst relativ schnell zu Wort, aber bislang waren aus dem Rathaus noch keine Statements zu KiK, Burger King oder Hugendubel zu hören.

Die Stuttgarter fragen verzweifelt im Internet: „Wo sollen wir jetzt nur Essen gehen und unsere Bücher kaufen?“ Auch einige Wuttwitterer lassen ihren Ärger schon freien Lauf:

Wir waren heute früh mit unserem Stuggi.TV-Ü-Wagen vor der Hugendubel-Filiale und konnten einige Stimmen einfangen.

„Von OB Kuhn sind wir wirklich sehr enttäuscht“, so z.B. Peter H. „Da kommt gar nichts. Absolut nichts. Der sagt doch sonst immer zu ellem was? Warum jetzt nicht? Dieser eine Club da letztes Jahr, dieses Hocker, Bocker, Socker oder wie das hieß, das hat doch auch zwei Monate länger bekommen – warum wir nicht? Scheiß Grüne!!!!11!!!“

Nach diesen beiden überraschenden Schließungen darf man sich nicht wundern, wenn die Politik die Wähler immer weiter direkt in die Arme der AfD treibt. Und das wird man ja wohl noch sagen dürfen!

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40 Comments

  1. says: Sebastian

    Naja, beim Hugendubel bin ich eher emotionslos, auch wenn sie mir Bud Spencer und David Hasselhoff beschert haben. Der Wittwer ist das Stuttgarter Traditionshaus, welches ich unterstütze.

  2. says: MartinTriker

    Napster! War doch damals das Schreckgespenst der Musikindustrie.

    Bei einem meiner zahlreichen Einkäufe in Buchhandlungen (bei Amazon kauf ich eigentlich eher Elektronik) ist mir auch mal was passiert. So Richtung schlechter Service. Gewünschtes Buch nicht da, erstmal eine Mitarbeiterin gesucht und quasi gestoppt. Sie nimmt das Buch widerwillig auf (Igitt, Science Fiction!) auf, und dann die Ansage „Das müssen sie dann aber auch kaufen.“ Äh ja? Deswegen bestell ich das? Und überhaupt, bei Amazon könnte ich es bestellen und dann binnen 14 Tagen zurück geben? Service, Freundlichkeit und so?

    Noch früher, gleiche Buchhandlung. Frage an Mitarbeiterin: „Wo ist denn Science Fiction?“ „Das haben wir hier im Haupthaus nicht, da müssen sie in die Buchhandlung im Bahnhof.“ Bei der ich zu dem Zeitpunkt schon alle halbwegs interessante SciFi gekauft habe.

    War ne gar nicht so kleine Buchhandlung in Stuttgart. Hat es wohl nicht so nötig. Nein, war nicht der Hugendubel. War im Wittwer. Den ich deswegen und wegen der schlechten Auswahl bei Science Fiction (Fantasy ist was anderes, ihr Torfnasen!) eher meide. Okay, neulich war ich mal. Ein Kinderbuch. Das andere hab ich im Hugendubel gekriegt.

  3. says: mik

    @martin
    sicher nicht nur – da hast du recht.

    Im Grunde war es ja auch nicht die Lerche selber, sondern der Konsument, der sich bei Radio Barth beraten ließ, die CDs testhörte (gab´s am Anfang der Lerche noch nicht) und dann zur Lerche ging, um da günstiger zu kaufen.
    WOM gab´s ja auch noch – aber den habe ich als noch schlechter als die Lerche in Erinnerung, was die Kompetenz der Mitarbeiter anging.

    Ich erinnere mich an eine nette Geschichte, die ich mal bei der „mittleren“ Lerche erleben durfte. Ich wollte ein Computerspiel kaufen, das sicher verschlossen in einer Glasvitrine thronte.
    Als ich den Verkäufer darauf ansprach, meinte dieser – am Austellungscomputer daddelnd – dass ich kurz warte solle, da er gerade einen neuen Rekord mache … Tja, ich hab´ dann gewartet: Sensible Soccer gab´s halt nur da … 🙂

  4. says: mik

    Bei der Lerche ist mir mal was „kurioses“ passiert – was diesmal für den Service spricht: Der Herr an der CD-Ausgabe riet mir vom Kauf der CD ab, da die CD schlecht sei. Ich wollte ihm nicht glauben … er hatte aber leider recht …

  5. says: mik

    @zeilentiger
    eine hab´ich noch! 🙂 Hat zwar nichts mit dem Thema Service zu tun – trotzdem lustig …
    Im Auftrag meiner Mutter sollte ich für meinen Vater die CD „Hitparade der Volksmusik – präsentiert von Caroline Reiber“ kaufen. Am CD Ausgabeschalter (da wurde die leere Hülle gefüllt) wurde diese dann lautstark durch die halbe Lerche ausgerufen: „Wer bekommt: Hitparade der Volksmusik?“
    Habe kurz überlegt einfach zu gehen … 🙂

  6. says: saarländer

    Ich bin auch mehr für kleine Buchhandlungen aber der Hugendubel war ne Zeitlang der einzige Laden, wo man gute Comics anschauen und kaufen konnte. Dafür war ich immer dankbar.
    Jetzt hat auch der Wittwer in diesem Bereich aufgerüstet und ist jetzt der einzige Laden für sowas in Stuttgart .( .

    Echt seltsam für ne Stadt in der die größten Comicverlage Deutschlands sitzen.

  7. says: MartinTriker

    Jaa, Comics. Seit Karstadt sein Comic-Aussenladen aufgegeben hat ist es echt traurig.

    In der Lerche war ich nur wenig. Damals kam ich nur selten nach Stuttgart. Damals. Als es noch keine CDs gab. Ich müsste noch Platten haben mit dem Preis-Bäpper von der Lerche.

  8. says: MartinTriker

    StZ von heute, Seite 32: „Derweil scheint das Münchner Unternehmen aktiv auf der Suche nach einer neuen Immobilie in der Innenstadt zu sein.“

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