Irgendwo in der Hölle, wenn du reinkommst links, da sitzt ein Programmierer und freut sich teuflisch ĂŒber seinen facebook Algorithmus, der dafĂŒr sorgt, dass manche Posts gar nicht und andere nur dann angezeigt werden, wenn sonst nix los ist. Die BeitrĂ€ge der Stuttgarter Kickers, die facebook als Live-Ticker verwenden, tauchen deshalb manchmal mit 24 Stunden VerspĂ€tung auf.
Sonntagnachmittag konnte ich also in meiner Timeline nachlesen, dass Gaiser am Samstagnachmittag eine Verwarnung kassiert hat. Ob zu Recht oder nicht â das stand da nicht.
In anderen sozialen Netzwerken heiĂt sowas Latergram. Bei facebook aber ist man versucht, die Timeline entweder auszumachen oder stĂ€ndig draufzugucken, ob vielleicht doch noch was reinkommt. Sowas wie âDrittligist schlĂ€gt Titelverteidiger.â
Aber wir sind hier ja nicht mehr in Reutlingen, wo man schon die Auslosung als Pokalsensation gefeiert hatte. Und das Spiel am Samstagabend gegen den KSC â nach dem Motto â3 Ecken, 3 Elferâ auch. Erstaunlich, dass das nicht auf Pro7 ĂŒbertragen und von Stefan Raab moderiert wurde.
Der SSV Reutlingen kann ĂŒbrigens dieses Jahr mit dem wfv-Pokal, dem DFB-Pokal und der Oberliga Baden-WĂŒrttemberg das Triple schaffen. âAlles kann, nichts muss â wie in einem guten Swinger-Clubâ nannte ktv-Leserreporter El Pibe dieses Pottpourri an sportlichen Möglichkeiten fĂŒr den SSV neulich auf Twitter. Worauf ich antwortete, dass bei uns im Swinger-Club alles muss, weil es da etwas strenger zugehe.
âDie Polizei zĂ€hlte 260 als problematisch eingestufte KSC-Fans in Reutlingenâ schrieb Sport 1. Komisch: an anderer Stelle habe ich gelesen, dass 1.300 KSC-Fans mitgereist sind. (Ein wie ich finde, recht guter Gag, der sich erst beim zweiten Mal nachdenken entwickelt. Verstehste?)
Das DFB-Pokalspiel Stuttgarter Kickers gegen VfL Wolfsburg war jedenfalls schon im Vorfeld weit weg von einem Hochrisiko-Spiel oder von einer Pokal-Sensation. Die Kickers haben einfach kein Pokalschreck-Gen und die Wolfsburger sind keine Deppen. Die einen stolpern nicht, die anderen lassen das Bein nicht stehen.
Und der Pokal hat seine eigenen Gesetze. §1 ist, dass eine Mannschaft wie Wolfsburg immer mindestens im Viertelfinale steht. Das heiĂt aber mathematisch auch, dass die in der ersten Runde nicht rausfliegen.
Hingegangen sind natĂŒrlich trotzdem alle. Wann kommt schlieĂlich schon mal Wolfsburg nach Stuttgart? (Antwort: am 17. Bundesliga-Spieltag, Mitte Dezember). Und so war am Samstag mehr Event-Publikum als sonst im Gazi-Stadion. Ein Stadion, das sich fĂŒr den DFB-Pokal extra umziehen und sich einen anderen Vornamen suchen musste.
(Wie einmal aus dem Waldau-Stadion das Gazi-Stadion und dann das Stadion auf der Waldau wurde)
Keine Ahnung, warum man den GAZI Schriftzug abgehÀngt hat. Entweder, weil es sich auf Nazi reimt. Oder weil der DFB mit einem anderen WeichkÀse-Hersteller einen exklusiven Deal hat und keinen Interessenskonflikt wollte.
Eine Woche zuvor waren im Neckarstadion schon gefĂŒhlt alle Möbel Hofmeister Plakate verschwunden und die LED-Werbebanden empfahlen uns stattdessen, Abu Dabi zu besuchen. Ts, ts – wo wir doch das Milaneo direkt vor der HaustĂŒr haben. Emiratiger wird es ja wohl nicht.
Beim Freundschaftsspiel VfB gegen Manchester City (4:2) hat sich ĂŒbrigens so ein Ă€hnliches GefĂŒhl eingestellt wie beim Freundschaftsspiel Stuttgarter Kickers gegen VfL Wolfsburg (1:4): Irgendwie mĂŒssten da doch jetzt geilere Spieler auf dem Platz stehen, oder? Also, auf Stuttgarter Seite sowieso – aber vor allem beim Gegner.
Und wĂ€hrend Wolfsburg an Glamour irgendwie nur DeBruyne dabei hatte (und immerhin TrĂ€sch mitgebracht hatte und nicht Kuranyi), da dachte man auch bei Manchester City: jetzt kommen die Superstars. Und mehr als nur ein Horst schwĂ€rmte im Vorfeld vom Wiedersehen mit Schweinsteiger. Event-Publikum, hier wie da. Menschen, die abwĂ€gen, ob sie nach Ostfildern zur Feuerwerks-WM âFlammende Sterneâ gehen â oder doch zum VfB.
(Wenn’s scheiĂe lĂ€uft, lĂ€uft’s scheiĂe -Bruno Labbadia / Daniel Gordon)
Bei Flammende Sterne kriegt man auf jeden Fall mehr Starpower. Denn bei Manchester City waren alle nur sackteuer aber nicht bekannt. Wie so n Lotus Elise, wo man auch immer denkt: Ach – doch kein Ferrari!
Die meisten um mich rum fragten dann auch wĂ€hrend des Spieles ihre Eltern/Ehepartner/Zivildienstleistenden: âund wen kennt man jetzt da?â Und die Antwort ist und bleibt: Martin Demicheles â auf der Bank. Beides kann dir bei den Kickers nicht passieren.
Wo es am Samstagnachmittag fĂŒr mich wenigstens zwei Neuerungen gab: erstens haben wir jetzt ein Maskottchen. Eine Bisamratte namens Waldi im KostĂŒm eines WaschbĂ€ren.
Liebe Kinder, kessi â euer kleines Blog-Maskottchen erklĂ€rt euch das mal eben: WaschbĂ€r deshalb, weil beim Umbau der HaupttribĂŒne so einer gefunden wurde. Und Waldi wegen Waldau. Den Vorschlag, den WaschbĂ€r lieber in eine Semmel zu wickeln und das Maskottchen âWurstiâ zu nennen, weil das das Beste in Degerloch ist, den haben wir eingereicht, aber nicht durchbekommen.
Zweite Neuerung ist eine Anzeigetafel. Das ich das noch erleben muss. Ich weiĂ noch nicht, ob das eine Verbesserung ist. FrĂŒher als man seinen Nachbarn noch fragen musste, wie es steht, wenn man zu spĂ€t kam und sich die Spieler noch nicht mit so Arme-verschrĂ€nk-Filmchen vorgestellt haben â da war mehr FuĂball und weniger Klimbim. Aber jetzt weiĂ ich wenigstens, wie Gaiser (83. Gelb) aus der NĂ€he aussieht.
Ich bin nur froh, wenn endlich wieder normaler Spielbetrieb in Liga 3 ist. HÀtte auch nicht gedacht, dass ich mich das mal sagen hören oder schreiben lese.
geile geige
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