Der Schlecker und das Bildungsniveau

Großes Management, große Probleme: Das merken wohl auch gerade die Schlecker-Sprösslinge Meike und Lars. Als die letztes Jahr die Drogeriekette von Daddy übernommen haben, gab’s gleich ein großes Portrait im Manager Magazin mit noch größeren Ankündigungen: Schluss mit schmuddeligen Filialen und Schweigen in der Kommunikation. Jetzt wird alles besser, schöner und moderner.
Im Mai kam der neue Slogan „FOR YOU. VOR ORT“ (übrigens von Grey), den der Spiegel (der ist auch immer fies) als „dümmlichen Denglisch-Slogan“ bezeichnet. Ende Juni folgte dann der neue Blog. Denn Bloggen ist cool. Deshalb machen wir es auch.



Schöne neue Welt bei Schlecker

Leider teilte die „Deutsche Sprachwelt“ die Auffassung des Spiegels über den Denglischen Slogen und einer der schönsten Muster-Shitstorms seit Kitkat und Jako macht nun seine Runde im Web. Hier eine kleine Chronik zum Lernen und Vermeiden:

Schlecker-Sprecher Florian Baum antwortet der „Deutschen Sprachwelt“ in einem Brief, den diese auf Facebook veröffentlicht. Darin verteidigt er den neuen Slogan, da dieser „den durchschnittlichen Schlecker-Kunden“ anspreche, der einem „niederen bis mittleren Bildungsniveau zuzuordnen“ sei. Nun gut, das mag ehrlich und offen gewesen sein, aber sicher nicht sonderlich clever. Shitstorm Phase 1.

Bei Schlecker entsteht daraufhin wohl etwas Panik: Laut der neuen Unternehmenslinie will man offen sein. Man hat einen Blog, man müsste was sagen. Was tut man also: Man entscheidet sich für einen Kompromiss, die Agentur soll was sagen. Also muss der Junior-Berater von komm.passion ran und ein sauber abgestimmtes Statement posten. Diese Art von Corporate-Sprech auf einem Blog war nun schon wieder keine clevere Idee, aber für richtig Zündstoff sorgt dieser Absatz:

„Und ja, wir stehen zu diesem Motto, wie wir auch zu einer unserer wichtigsten Zielgruppen stehen: Menschen mit einfachem bis mittlerem Bildungsniveau. Menschen also, die ganz normal einen Haupt- oder Realschulabschluss gemacht haben und heute in vielfältigen Berufen das Rückgrat unserer Gesellschaft bilden – zum Beispiel als Handwerker, Briefträger, Krankenschwestern, Büroangestellte oder auch als Hausfrauen und -männer.

Fakt ist: Sie bilden die breite Mehrheit in Deutschland – nach Angaben des Statistischen Bundesamts mehr als 60 Prozent. Vor allem für sie gibt es Schlecker – For You. Vor Ort.“ Shitstorm Phase 2.

In den Kommentaren echauffieren sich daraufhin Akademiker und Briefträger gleichermaßen. „Niedriges Bildungsniveau“ wird mit „dumm“ gleichsetzt. Wie falsch das doch sei, stellt Schlecker dann in Shitstorm Phase 3 fest. Der aktuelle Höhepunkt ist jedoch, dass der PR-Berater den Slogan im Blogbeitrag falsch geschrieben hat: For you for Ort. Eigenes Wortspielchen zerstört. Die Kommentare nehmen kein Ende und so entschuldigt sich der Arme seit Tagen für den Tippfehler.

Die Presse und die Blogosphäre freut es: Endlich mal wieder ein Thema, bei dem alle Mitreden können.

Wer’s verfolgen will:
Schlecker auf Facebook
Schlecker-Blog

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8 Comments

  1. says: TG

    „For you – for Ort“ hat deren Agentur Grey übrigens knallhart von den Telekom-Dienstfahrzeugen geklaut. Da steht „Für Sie – Vor Ort“ drauf. Hat die Telekom etwa eine ähnlich dumme Kundschaft?

  2. says: Jana

    @Frau Doktor – I mag your Slogan
    @Martin – ich sag’s nicht oft, aber da finde ich, hat der Lobo mal ins Schwarze getroffen. „fehlende Sachkunde und eine unangebrachte Haltung“ – so ist es.

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