„Der Kessel brummt im Bürger King“: Buch von Joe Bauer

Wieder einer der Momente, in denen zum Glück keine Sau anruft und fragt „Und? Was geht?“. Abgesehen davon, dass ich das selten weiß – ich hätte auch noch frontal rauslügen müssen. Denn „Och Du, ich lieg‘ gerade mit Joe Bauer im Bett“, ist schließlich kein Satz, den man so achtlos mal kurz raushauen würde.

„Im Kessel brummt der Bürgerking“, Joe Bauers jüngstes Buch, liegt bei mir aber tatsächlich neben dem Bett, manchmal auch drin und ab und an auch auf der Couch. Neulich war es sogar in meiner Reisetasche. Da kommen nur Bücher rein, mit denen man sich sehen lassen kann – oder für die ich bereits nach 20 Seiten ein lautstarkes Plädoyer im Bahnabteil anstimmen oder notfalls faustkämpfen würde, falls einer motzt oder „Schundprosa“ sagt. Für „Shades Of Grey“ würde das keiner machen, nicht mal gefesselt.

Bauers „Bürgerking“ sind 191 Seiten voll mit Kolumnen, Depeschen, Reden und anderen Schriftstücken. Im Zugabenblock wartet sogar noch ein Nachwort von Wiglaf Droste. Wer Freunde wie dieses alte Schandmaul hat, braucht keine Angst mehr zu haben im Leben. Außer um den Droste halt.

Trotzdem: Das größte Missverständnis über Joe Bauer wird leider immer bleiben, er würde über Stuttgart schreiben. Das ist natürlich totaler Quatsch. Klar, er wohnt und spaziert in der Stadt und er weiß mehr über Stuttgart, als wir alle je vergessen könnten. Aber letztendlich hat Bauer nur seine Augen, den Verstand und manchmal auch den Arsch offen. Das geht auch ohne unsachgemäße Heimelei und hat gleichermaßen in New York, Frankfurt, Botnang oder Maitis Bestand. Substanz natürlich auch.

In Maitis bei Göppingen, gibt es übrigens noch vierstellige Telefonnummern und die Mitarbeiter in der örtlichen Bank kennen den Kontostand ihrer Kunden auswendig. Man müsste sich da streng genommen nicht mal in der Bankfiliale treffen, sondern könnte das auch locker im örtlichen Café regeln – wenn’s nur eines gäbe.

Joe Bauer wiederum weiß auch sehr viel. Aber nicht das zeichnet ihn aus, sondern was er damit anstellt. Man muss dafür nicht einmal seiner Meinung sein. Es gibt Tage, da ist seine Kolumne in den Stuttgarter Nachrichten das sinnvollste, was der Tag zu bieten hat. Manchmal lache ich und sage dann mit vollem Mund „schubr!“ oder „enau!“, manchmal will ich auch aufstehen und klatschen, würde mich nicht jeder in genau diesem Moment für einen noch größeren Idioten halten, als ich eh bin. Nur wirklich miese Zyniker applaudieren vor aufgeschlagenen Tageszeitungen.

Mich plagt trotzdem die Angst, dass Joe Bauer irgendwann mal volle Möhre gegen ein Straßenschild läuft, weil er überall hinschaut, nur halt nicht, wo er gerade hinläuft. Nicht wegen Bauer, der kann schon alleine auf sich aufpassen. Mir geht’s eher um das Schild. Der Mann hat zwar das Geschmeidige, aber halt auch den Punch von Muhammad Ali.

Einmal musste ich an anderer Stelle lesen, Bauer sei ein Provinzphilosoph. Sollte das wirklich der Fall sein, dann möchte ich tatsächlich nie wieder in der Stadt leben. Ich kauf‘ mir sogar eine Kuh. Dabei weiß jeder Bauer, dass die Provinz lediglich in Herz und Kopf existiert.

Und ach, leck mich am Arsch: was Jay-B da macht, grenzt an Poesie und der Fußballverein Bayer Leverkusen eben nix anderes die „Werksmannschaft des Heroinerfinders Bayer“. Da gibt’s nix schönzureden.

Heute Nacht werde ich träumen, dass Denis Scheck bei „Druckfrisch“ in der ARD eine erregte Lobeshymne auf Joe Bauers „Im Kessel brummt der Bürger King“ singt. Klar, Motörhead, Zombies, Weltuntergang oder schweinische Sauereien wären traummäßig schon geiler. Aber für den Bauer verzichte ich da locker mal eine Nacht drauf. Echt. vielleicht träume ich dem Scheck auch ein zweites „n“ in den Vornamen. Stört irgendwie, ohne.

JOE BAUER, „Im Kessel brummt der Bürger King“, Edition Tiamat. Super Weihnachtsgeschenk, mindestens bis Ostern 2014.

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2 Comments

  1. says: MCBuhl

    Der guggd scho. Am Samstag war er so narret, dass er schnurstracks zur Stadtbahn gehechtet ist, dass er noch nicht mal den Ausgleich gesehen hat. Aber nach vorne gschaut, des hat’r. True story.

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