Als Bub bin ich oft rumstromern gewesen: einfach losgezogen und immer der kleinen Nase nach durch Gärtchen gestromert und wenn ein Zaun kam, dann halt drüber gestromert. Kann man, wenn man groß ist, leider nicht mehr machen. Ich schätze, 9 von 10 Schwaben schießen, wenn sie einen fremden Mann im Garten stehen sehen.
Rumstromern für Erwachsene ging am Samstag dank stuttgartnacht und goldenem Oktobertag aber trotzdem. Beim Losstiefeln zu Ecken, wo ich noch nie war, hab ich einiges entdeckt und erlebt.
Neu in der Stuttgarter Gastro-Szene: die Post mit Wein. Oder die Weinhandlung mit Schalter.
Ich weiß gar nicht, wer vor 12.00 schon bechert oder bis um 10.00 warten kann, um sein Päckchen nicht mehr selber zu tragen. Stichwort: Alkohol vor 12.00 – weiter ins Waranga. Home of the Spritz. Dort sagt der kleine Nick (5) auf die wirklich freundliche Erwachsenenfrage, ob neben ihm auf dem Miniatur-Festzeltbänkchen noch frei sei: „NEIN!“
Sein Vater – Typ Prinz Luitpold von und zu Hohenzollern im Janker – und seine Mutter – Frau Geiss mit Breuninger Exquisit Tüte – finden das total süß und sagen „sowas sagt man doch nicht, hihihi…lass doch die Herrschaften dort sitzen.“ Die Herrschaften machen sich extra breit – und jetzt muss Nick sich einen neuen Platz suchen. Zur Strafe auf dem Schoß seines Prinzenpapas.
Die Sonnenbrillen-Convention auf dem Kleinen Schlossplatz ist jedenfalls in vollem Gange. Aber hier ist halt nun mal auch Sonne. 15 Meter weiter im Sans ist sie da schon untergegangen. 200 Kilometer weiter, in München, haben sie vom ja die ganze Stadt voll mit Blaublütern. Sind wir nochmal mit einem blaublütigen Auge davongekommen.
Dann premierenstromern zu meiner allerersten Stuttgartnacht. Verpasse gefühlte 124 Veranstaltungen, weil alles auf einmal ist und ich gar nicht soviel Bus fahren kann, wie ich sehen will.
Hab mir überlegt, was die schlimmstmögliche Kombination von Veranstaltungen wäre und kam auf:
Pantomime.
Travestie.
Acapella.
Das Ganze dauerbedudelt und bejingelt von Radio-Spaßnasen-Flitzpiepen wie Osterhasis Morning-Show oder wie die heißen.
Hammer finde ich das Angebot, die Villa Reizenstein zu besuchen, wo Kretsche aus seinen Lieblingsbüchern vorliest. Das muss man sich mal vorstellen! Vor nicht mal acht Monaten hätte dieser Programmpunkt bei seinem Vorgänger noch ganz anders ausgesehen: MP Mappus liest seinem Volk die Leviten. Es gibt Auf-die-Finger-Food. Und dann werden alle wieder in vergitterten Fahrzeugen dorthin zurückgeshuttlet, wo sie hergekommen sind.
Thorsten hat glaube ich sein Fixie vor dem Rathaus vergessen.
OBle Schuster macht zur Stuttgartnacht auch die Tore hoch und öffnet sein Rathaus. Im großen Sitzungssaal trifft sich alles, was nicht tanzen kann und schwoft zu Italopopsongs wie „Gloria“. Und immer wenn irgendwo Italo-Nacht ist, muss man auch Autos ausstellen. Vor dem Rathaus parken ein Fiat 500 und eine Leihgabe von Arthur Boka – Ferrari, Lamborghini, Pirelli oder so.
Weiter in die Bibliothek. Ist ja inzwischen Brennpunktthema bei kessel.tv. Da laufe ich dann in einem lothar-matthäus-artigen Reflex voll ins Bild, besser gesagt: den Kollegen von der Stuttgarter Zeitung vor den Schreibblock.
Und das hat man dann davon am Montagmorgen: Voll in der Zeitung. Voll aus dem Zusammenhang gerissen. Ich erinnere mich daran, nicht „langweilig“ gesagt zu haben, sondern „stammheimig“. Aber in der allgemeinen Geräuschkulisse einer Bibliothek kann man sich schon mal verhören. Oder halt später verschreiben.
Hätte lieber das von der Dame daneben gesagt. Kinderecke, Kuschelkissen und so. Wirkt irgendwie sympathischer.
Na gut, ich war ganz euphorisiert. Meine erste Stuttgartnacht. Und die Bib sieht von innen wirklich sehr sehr super aus. Da plappert man schon mal los. Pogrebnyak hat nach seinem Elfer gegen Hoffenheim glaube ich auch in die Kameras gesagt, dass er gut gespielt häbe.
Hier also die Gegendarstellung: Das Design – habe ich wirklich Design gesagt und Architektur gemeint? – ist mir außen zu klotz-blockig, aber blau angestrahlt nicht mehr so schlimm, sondern sogar interessant. Außen: weißnet, innen total hui.
Der neue Apple-Store in Stuttgart-Mitte (!) Fotogen wie Sau: Egal mit welcher Knipse fotografiert, sieht immer gut aus.
also ich sag mal: im leben nicht hätte die gute alte stz „stammheimig“ gedruckt 😀
Lol! Jaja, der Apple Store kommt doch in die Commerzbank, ehemals Dredener Bank, falls die Fassade verglast werden darf. Die wollen doch nicht ins Brachland neben Stammheim, sondern auf die Königstraße. 😉
PS: ist das Fahrrad neben dem Rathaus nun der coolste Fahrradständer Stuttgarts oder nur Kunschd?
„Miniatur-Festzeltbänkchen“ hihi.
herrlich rumgestromert, herr kollege!
der lustigste stuttgarter heißt ganz sicher nicht miller, sondern geiger 😉
Apropos Fahrradständer –
Hier schon die Tchibo oder Aldi oder …. Variante der Fixies –
http://de.myfab.com/verkaufen/spiel-und-spass/fixie-bikes.html?xtor=PERFDE001&opx=PERFDE001-SPGL001-C15-A002-S000
Schon gesehen… dazu sag ich mal: You get what you pay.
Ach Thorsten, Fixies sind die Erwachsenenroller der 10er Jahre. Demnächst siehste meine Mutti damit beim einkaufen. 🙂
ich würde sogar sagen: fixies sind gerade das, was telefonkarten in den 90ern waren! 😉
btw.: um von a nach b z.b. in ludwigsburg zu kommen, reicht so a billigs rädle vollkommen aus! aber klar: ist zu uncool für stuttgart! 🙂
Telefonkarten hab ich noch eine ganze Menge. Ganz seltene. Anyone?
hahaha telefonkarten, da hatte ich so einen freak in der schulklasse. geiger: lass uns darüber mal was bringen.
Ich würde sogar sagen: Fixies sind gerade das, was Kangol-Caps und Axis-Platten in den 90ern waren 🙂
RAM: wir waren doch gar nicht auf der gleichen Schule! Können ja ne Serie starten: „52/1“ jede Woche eine neue Telefonkarte. Wollte die irgendwann mal im Heusteigviertel bei Such&Find verklopfen. Sagt der Sammel-Nerd zu mir: „Du kommst 10 Jahre zu spät“ : -)
@thorsten: zum glück hatte ich wenigstens kein kangool käpple! 🙂