
Im tiefen Süden Albaniens, ganz nah an der griechischen Grenze, liegt der Butrint Nationalpark. Ein Ort, an dem Geschichte, Mythos und mediterrane Natur aufeinandertreffen. Zwischen Lagunen, Wäldern und Salzwiesen liegt eine der bedeutendsten archäologischen Stätten des Balkans. Still, atmosphärisch und perfekt eingebettet in eine geschützte Naturlandschaft.
Ein Ort, der Geschichten erzählt
Butrint war einst ein Schmelztiegel der Kulturen. Gegründet als illyrische Siedlung, ausgebaut von den Griechen, später römische Kolonie und byzantinisches Zentrum. Bis ins Mittelalter hinein spielte der Ort eine strategisch wichtige Rolle am Schnittpunkt der Zivilisationen. Noch im 20. Jahrhundert befand sich hier eine italienische Garnison. Die Überreste all dieser Epochen sind heute noch sichtbar, teilweise freigelegt, teilweise vom Grün zurückerobert.
Das römische Theater aus dem dritten Jahrhundert vor Christus ist eines der am besten erhaltenen auf dem Balkan. Gleich daneben liegt das frühchristliche Baptisterium mit einem detailreichen Mosaikboden, ein Meisterwerk byzantinischer Handwerkskunst. Weitere Highlights sind das antike Forum, das Asklepios-Heiligtum, ein römisches Nymphäum und die venezianische Akropolis mit weitem Blick über die Lagune.
Wer durch die Ruinen läuft, spürt sofort, dass hier nichts inszeniert ist. Keine Leuchtpanels, keine Rekonstruktionen aus Plastik, nur echte Geschichte, umgeben von Ruhe und Natur.

Naturkulisse mit Seltenheitswert
Der Park umfasst nicht nur die archäologischen Flächen, sondern auch das gesamte Ökosystem rund um den Butrintsee und die Vivar-Kanäle. Dort vermischen sich Süß- und Salzwasser. Es entsteht ein Hotspot für Biodiversität. Besonders Vogelfans kommen auf ihre Kosten. Über 240 Arten leben oder rasten hier, darunter Flamingos, Reiher, Störche und Fischadler.
Auch bedrohte Arten wie die Mittelmeer-Mönchsrobbe oder die Unechte Karettschildkröte finden hier Rückzugsorte. Die ausgedehnten Feuchtgebiete und Wälder bieten Lebensraum für Otter, Wildkatzen und eine Vielzahl von Reptilien und Amphibien. Zwischen Eichen, Kiefern und Oleander wachsen auch seltene Orchideenarten.
Tipps für den Besuch
Der Butrint Nationalpark liegt etwa 20 Kilometer südlich von Saranda. Der Weg dorthin führt durch Ksamil, ein Badeort mit Karibik-Flair. Von dort sind es nur wenige Minuten bis zum Parkeingang. Wer mit dem Auto kommt, findet einen kleinen Parkplatz. Alternativ fahren regelmäßig Minibusse von Saranda und Ksamil.
Vor Ort gibt es ein gut ausgebautes Wegesystem mit Schautafeln, eine kleine Ausstellung, einen Souvenirshop und ein Café. Audioguides und Infomaterial sind in mehreren Sprachen verfügbar, auch auf Deutsch. Für den Rundgang sollte man zwei bis drei Stunden einplanen. Mit Fotostopps und kurzen Pausen auch gerne mehr.
Bestes Licht gibt es morgens oder am späten Nachmittag, wenn die Sonne tief steht und die Ruinen golden leuchten. Unbedingt Wasser und Mückenschutz mitnehmen, besonders in den Sommermonaten.
Kombinieren und genießen
Wer mehr Zeit hat, kann den Besuch in Butrint mit einem Badetag in Ksamil verbinden oder einen Abstecher zur nahegelegenen Burg von Ali Pascha in Vivari machen. Die alte Festung aus dem 19. Jahrhundert liegt direkt am Wasser und ist über einen kleinen Bootstrip erreichbar. Auch Fahrten durch die Lagune werden angeboten, oft von Locals mit viel Wissen und Charme.
Faktencheck: Butrint Nationalpark
Lage: Südliches Albanien bei Ksamil / Saranda
Größe: etwa 90 Quadratkilometer
UNESCO-Welterbe: seit 1992
Geschichte: illyrisch, griechisch, römisch, byzantinisch, venezianisch
Sehenswürdigkeiten: Amphitheater, Baptisterium, Forum, Nymphäum, Akropolis, Stadtmauern
Flora und Fauna: über 1.200 Pflanzenarten, mehr als 240 Vogelarten, Otter, Schildkröten, Mönchsrobben
Ökosystem: Mischung aus Salz- und Süßwasser, bedeutendes Feuchtgebiet
Eintritt: etwa 5 bis 10 Euro (1000 LEK), Ermäßigung für Studierende
Infrastruktur: Wanderwege, Besucherzentrum, Café, Audioguides
Beste Reisezeit: Frühjahr und Herbst mit mildem Klima
Tipp: Kombinieren mit Ksamil, Saranda oder einer Bootstour durch die Lagune
Butrint wirkt leise, aber nachhaltig. Ein Ort mit Tiefe, Geschichte und ganz eigenem Rhythmus.
Unterkunft: Die schönsten Appartments in Ksamil





