Man muss auch mal lanzenbrechen, den lieben Gott n guten Mann sein lassen. Den Tag vor dem Abend loben. Oder das Bürgerbüro Stuttgart.
Musste nämlich meinen Pass verlängern. Dachte ich. Pass verlängern geht aber nicht, nur neu machen. Dazu geht man als Stadtschwabe ins beste Bürgerbüro der Welt im hässlichsten Eberhardzentrum der Welt.
Komische Ecke und eigentlich gibt’s nur zwei Gründe, sich da rumzutreiben: sensationell Chawarma im Imbiss Beirut essen oder vegetarisch im Iden. Auch wenn man da sitzt, wie bei einem Elternsprechtag der Waldorfschule, lecker isses. Baghwan Disco gibt’s ja leider auch nicht mehr – und das Rumours ist glaube ich jetzt eine Großraum Shisha-Lounge, oder?
In München hab ich für’s Um- oder glaub sogar Abmelden mal einen ganzen Vormittag gebraucht und wurde dafür in der Tonart bayrisch-grantelig behandelt. Nicht so in Stuttgart, wo der Amtsschimmel ein kunterbuntes Einhorn ist. It’s so fluffy i’m gonna die. Man zieht eine Nummer, atmet ein, atmet aus – und ist dran.
Home of the schnelles Drankommen – das Bürgerbüro.
Drinnen am Tresen, der herrlich mit einer eigenwilligen Pflanzensammlung zugewuchert ist, sind sie im Bürgerbüro zu uns Bürobürgern jedes Mal superduperfreundlich und hilfsbereit. Sind das eigentlich schon Beamten, die da arbeiten?
Vor einiger Zeit waren sie schon mal sehr kooperativ im Kampf gegen die GEZ. Als ich nachweisen musste, dass ich da, wo die dachten, dass ich wohne, schon lange nicht mehr wohne. „Die GEZ möget mir au net. Da machet mir was“ sagten sie auf dem Bürgerbüro und machten was.
Beim Passneumachen konnten sie aber auch nix machen: dass mir der junge Mann mit den langen Haaren nicht ähnlich sah, hätten sie noch durchgehen lassen. Aber beim besten Willen war das olle Passfoto, das ich genau für solche Anlässe immer im Brustbeutel bei mir trage, nicht biometrisch. Musste also erst zum Bergmeister gegenüber.
Das hatte allerdings wenig von einem 16-Euro-Fotoshooting, außer, dass der Prakti mit der Kamera mich laufend „mein Herr“ genannt hat. Er hat dann aber mit ner normalen Knipse aus der Hand geschossen. Ein Fotografierapparat, wie ihn der RAM ja jetzt auch neuerdings besitzt. Hätte mir also auch gut seine Hospitalhofbilder in den Ausweis kleben können. Die sind bestimmt biometrisch.
Passfotomachen und nur eins brauchen, aber 8 bekommen erinnerte mich n bissle an früher. Wenn der Schulfotograf kam und man dann wegen chronischem Nichtneinsagenkönnen 1x das Klassenfoto in 9×13 glanz bestellt hat und 4x das geschniegelte Portrait vor dem marmorierten Hintergrund.
Kurz nach dem Passbestellen treffe ich einen Ex-Kollegen, und wir plaudern so und er erzählt, dass es seinen Namen Doug in Deutschland nur fünfmal gibt. Woher er das wisse, will ich wissen. Die letzten Ziffern des Ausweises würden das verraten, habe er gehört.
Praktische Mittelfingerhalter für müde Mitbürger
Kannte die Gerüchte gar nicht. Manche behaupten sogar, die Ziffern würden angeben, wie viele Menschen einem ähnlich sehen. Stimmt aber beides net. Hab das gleich widergoogelt. Früher, als die GEZ noch wusste, wo ich wohne, und mein Reisepass noch grün war, gingen Gerüchte eindeutig länger. Da haben sie sich zwar viral verbreitet aber nicht viral aufgelöst – wie heute übers Interweb.
Kein Gerücht ist, dass sie einen vielreisenden Freund von mir neulich am Münchener Flughafen nicht wegfliegen lassen wollten. Weil in seinem Reisepass keine Seite mehr für das zu erwartende Visum frei war. Wenn dein Pass nicht zu alt ist zum Reisen, sondern zu voll – dann hast du es geschafft.
Ja, das sind Beamte, die Dich im Bürgerbüro betreuen.
Ein Freund von mir macht das im Bürgerbüro West.
Super Quelle auch („Hey Joris, brauchsch Gelbe Säcke?“).
Gebe dir total recht! Habe im Januar die Bild-Pass-Brief-Abholen-Prozedur auch gemacht. Die Leute im Bürgerbüro sind wirklich sehr nett.
Deine Iden-Beschreibung – BEST!
Dort ist mir übrigens zum ersten mal aufgefallen, dass alles, was ich gerne esse schwer ist. $$$
Grad mach ich’s Maul zu. Und darf jetzt meinen Pass holen. Bürgerking! Props to the Express Beamte