Nachdem hier derzeit über Stiefel, den wunderschönen Laden von Fräulein Sonntag und meine liebste Musik-Richtung Schlager geschrieben wird, im Folgenden ein Textchen extra für Martin und all die anderen Harten da draußen: eine Live-Reportage vom Blutspenden im Katharinen-Hospital mit jeder Menge Blut, scharfen Krankenschwestern und einem Kollaps.
Seit einiger Zeit hatte ich diesen blöden Plan, nicht immer nur Schnaps zu trinken, sondern manchmal auch etwas Sinnvolles zu tun. Millionen spenden geht nicht, weil ich die selber brauch, Organe spenden mach ich, aber erst nach Gebrauch.
Also entschied ich mich dazu, Blut zu spenden. Können die Krankenhäuser anscheinend immer brauchen wegen der vielen Unfälle von tiefer gelegten Dreier-BMWs auf der Theo und wegen der vielen alkoholbedingten Vergiftungen im Stuttgarter Nachteben.
Mein eigentlicher Antrieb war aber selbstverständlich kein humanistischer, sondern möglichst schnell an Ruhm und Ehre zu kommen: Wenn man 100 mal Blut gespendet hat, bekommt man einen Eintrag in der Wall of Fame im KKH und eine goldene Spritze am Band, oder so ähnlich.
Mein Kumpel Fuzzy spendet schon länger als ich, jetzt haben wir einen internen Battle am Laufen, wer es zuerst an die Wall of Fame schafft. Man darf höchstens alle sechs Wochen spenden, kommt also auf maximal acht mal Aderlassen pro Jahr.
Das Ziel: In spätestens 15 Jahren steht mein Name an der KKH-Wand, und ich freu mich schon jetzt wie Bolle. Dieser Weg wird kein leichter sein, singt der Lieblingssänger von unserem neuen Landespapa, Stefan Mappus nicht umsonst.
Ich will nichts beschönigen oder falsche Erwartungen wecken: Blutspenden ist voll ekelig. Man wartet zweimal, einmal im Vorraum der Blutzentrale vom KKH, dann noch mal im Vorraum des eigentlichen Spenderaums ein Stockwerk höher. Wartephase 1 ist wie beim Arzt, nur schlimmer, weil größer und eben Krankenhaus.
Wartephase 2 ist skurril, weil man anderen Blutsgeschwistern beim Spenden zuschauen kann. So ähnlich stell ich mir Massenabfertigung im Schlachthaus vor: Ist eine komische Situation, wenn man einen halbintimen Moment wie Blutspenden mit einem Metaler-Pärchen aus Donzdorf teilen muss, wobei er eine Deo-Allergie und sie mit einem Lack- und Leder-Mantel bewaffnet ist.
Sie: „Wow, fünf Minuten 42, das ist neuer Rekord.“ Er: „Hahahaha, so schnell gehts bei mir nicht, haben Sie denn keine Gummiherzen mehr, damit ich besser pumpen kann?“ Zwischendrin die Schwester zu ihren Kolleginnen: „Ich geh mal Platten holen.“ Geil, dachte ich, legt die jetzt hier freshen Blutspende-Sound auf? „Blood on the Dancefloor“ vs. „Sunday bloody Sunday“? Schließlich kommt sie mit Ablage-Platten für die Blutbeutel zurück.
Bei meiner ersten Voruntersuchung zum Spenden hatte eine Ärztin noch gemeint, die Nadeln oben hauen mehr rein, da kriegt man schon mal ne Beule. Super, dass ich ein Riesen-Schisser bin und den kompletten Weg zwischen Voruntersuchung und Spende im Treppenhaus ans Türmen gedacht hab.
Tut dann aber gar nicht so schlimm weh, und nach ein paar Minuten ist alles vorbei, womit wir bei Grund drei fürs Blutspenden wären: Nach getaner Arbeit kriegt man Asche und Würstchen!
25 Euro gibt es bar auf die Kralle, das ist mehr, als der durchschnittliche Journalist wie ich pro Artikel verdient – muss gleich mal meinen Steuerberater fragen, ob ich das bei der Einkommensteuererklärung angeben und ob man das als Spende doppelt absetzen kann.
Nach der Spende gibt es Würstchen, Fanta, Cola, Kaffee für lau, soviel der Magen verkraftet. Dementsprechend ist auch das Publikum, viele Rentner, zwei Bauarbeiter versüßen sich ihre Mittagspause und etliche Studis sind am Start.
Die Schwestern sind schön handfest, wie gesagt Massenbetrieb, die eisenarmen Schlotterer wie ich kriegen Eisentabletten mit auf den Heimweg, um künftig noch geileres Blut ablassen zu können, und der Snack nach der Spende im Aufenthaltsraum entschädigt echt für alles: Krankenhaus-Kantinenstyle meets Bleichgesichter, die Literweise Cola kippen. Heute ist tatsächlich eine neben mir kollabiert, vor versammelter Mannschaft, obwohl ich sie noch mit einer Fanta retten wollte.
Aber auch dieser fiese Zwischenfall kann mich nicht aufhalten, Fuzzy, gib acht, bald hab ich dich eingeholt. Die goldene Spenderspritze am Band wartet schon auf mich.
Ich habe während dem Studium fleißig Stempel für’s Blutspenden im Pforzheimer Krankenhaus gesammelt. Das erkennt in Stuttgart aber niemand an! Kein Ruhm – neues Stempelheft 🙁
tapfer! und im sommer bekommste dort zugar noch ein eis 😉
Ich hab in meinem Leben zwei mal Blut gespendet. Ein mal mit 18 zusammen mit meinem Vater, der glaub ich inzwischen alle Ehrennadeln und Abzeichen die das Rote Kreuz hergibt zu Hause hat und fünf mal auf der Hall of Fame stehen müsste, und ein mal bei einem großen Ducati-Treffen im Rote Kreuz-Truck – Motorradfahrer sind ja durchaus auch eine größere Zielgruppe für Blutspenden.
hihi, donzdorf.
@ thorsten: weisst du, wie bei meiner frau im geschäft (=krankenhaus) motorradfahrer genannt werden? zukünftiges ersatzteillager 🙂
25ocken .. nicht zu verachten .. wieviel bekommt man für sperma ??
mmm ich hatte auch mit 18 angefangen und hab das ein paar jahre gemacht… aber cash gab es nie bei mir…
und ich habe aufgehört wegen dem wilden party leben ^^
aber im grunde eine gute sache und ich finde man sollte für sowas kein geld nehmen. denn man macht es um zu helfen!!!
war auch schon blutspenden beim. essen war auch ganz okay, kam aber vor lauter kolabierenden und kotzenden mitspendern nicht recht zum essen bzw. ist mir der hunger recht schnell vergangen.
geld gabs keins, dafür aber ne eintrittskarte für tripsdrill 😀
Sach mal was steht da an der Tür, vonwegen Karten für VfB-Hertha?
Is nur ne Verlosung, oder gibts für 2mal Spenden Tickets?
@Thorsten, Selbstzerleger sagen die Chirurgen auch gern! 😉
also ich mach das im kkh seit 99. leider darf ich oft nicht, weil ich als frau öfters einen zu niedrigen eisenwert habe. dann schicken sie mich wieder heim.
ach ja und umgekippt bin ich auch einmal, allerdings als alles rum war und ich unten die kohle holen wollt. da hats mich kurz zerbröselt…
@außenreporter: nach 12 mal spenden bekommt man eine goldene anstecknadel mit nem roten blutstropfen oben dran (zumindest gabs das damals) 😉 ist doch schonmal was
kooler Text, Herr Außenreporter!
fjehden leo… meine mum spendet glaub auch schon seit drei jahrzehnten und hat mehrere goldene nadeln. ich selbst könnte es glaub nicht.
@Jimbou die Karten werden bestimmt nicht verlost. Die werden rausgehauen und verschenkt für jeden der spendet. Wer will sich schon VfB gegen Hertha freiwillig anschauen … so wie die beiden Mannschaften momentan drauf sind. Das wird ein absolut packendes und historisches 0:0 🙂
@ Jimbou: Das ist tatsächlich eine Verlosung, die Karten werden unter allen Spendern verlost, die noch bis zum 13.11. ihr Blut abzapfen lassen. Mich könnte es also auch treffen, wobei ich Felix Recht geben muss: Bei dem blutleeren Duell der Giganten kollabiert man spätestens, wenn der VfB durch ein Eigentor von Arne Friedrich in der 89. Minute triumphiert.
@ Julia: Von der Anstecknadel wusste ich nichts, das ist ja großartig, da freu ich mich schon jetzt drauf!
…die Karten sind aber nur für die 2.Halbzeit, beginn ist laut Aushang um 16.30.
boah, daumen hoch für alle dies machen und können.. wär nichts für mich – bekomm schon die krise wenn ich beim arzt ne spritze bekomm..
nach der zwölten Spende gibts Bling in Form einer Anstecknadel…hab ich kürzlich bekommen nebst Dankurkunde mit der Unterschrift vom Ötze….naja, immerhin hab ich durch die vielen Spenden meine neuen Reifen bezahlt 🙂
@busy icer: Sehr gute Einstellung! Kein Geld nehmen!
@kessel.tv: guter Artikel
sehr guter Artikel. Hab mich köstlich amüsiert…….
Sehr geehrter Herr Außenreporter,
den Gedanken an ein positives Abschneiden in diesem Wettbewerb können Sie sich getrost mal abschminken.
Wir wissen doch beide, wer hier wirklich an der Goldenen Nadel hängt, oder!?
Um dem schnellstmöglich ein Ende zu machen und den Sieg in nicht allzu ferne Zukunft zu rücken, würde ich einen gemeinsamen Termin mit um die Wette pumpen vorschlagen. Geritzt?
Freundlichst
Der Fuzzi