
Wie nennt man eigentlich Menschen, die erst dann zu einem Spiel kommen, wenn es um nix mehr geht? Leute, die im Prinzip nur zum emotionalen Auslaufen kommen?
Leute wie mich?
Das Heimspiel gegen den Bahlinger SC war tatsächlich das erste Spiel der laufenden Saison, das ich besucht habe. Verfolgt hatte ich einige, gesehen noch keines. Ich bin seit 1987 Kickers-Fan. Alle Jubeljahre gönne ich mir da einen Detox.
So wie andere mal einen ganzen Januar nichts bechern, muss ich dann eine Saison lang von den Blauen fasten. Das letzte Mal war’s als Zeyer das Ruder übernommen und die Kickers vor die Wand gesteuert hatte. Und jetzt war’s eben jetzt.
Ich darf das, ohne mich einen Erfolgsfan nennen lassen zu müssen. Denn ich war in Homburg dabei. Wie auch schon in Backnang oder Reutlingen, irgendwann auch mal in Pfullendorf, bei Rot Weiß Essen, viel zu oft in Großaspach und auch mal in Mainz, als die noch ein Gegner der Stuttgarter Kickers und kein Europa League Kandidat waren. Been there, won that. Wobei ganz oft hieß es auch: been there, lost that.
Jetzt mal eine Saison, und vielleicht auch einen Trainer auszusetzen, erschien mir vor diesem Hintergrund nur heilsam. Bis es dann aus der Chef-Etage der Kickers hieß, ob ich nicht doch mal wieder kommen möchte. Awwwww, man hatte mich vermisst. Naja, realistischerweise wohl eher jemandem, der einen launigen Beitrag über ein Spiel schreibt, das sonst nicht so viel Aussagekraft hatte.
In der Woche zuvor gab’s an gleicher Stelle beim Unschädlichmachen einer Fliegerbombe ein Ereignis mit deutlich mehr Sprengkraft. Entsprechend auch die Stimmung auf der Tribüne. Da löste der Beginn der Heuschnupfen-Saison mehr Emotionen aus als der Endspurt der Viertligasaison. Zumindest in der ersten Hälfte.
Bahlingen mit H hatte sage und schreibe neun (!) Fans mobilisiert. Und das wirklich Spektakuläre daran war, dass ich nach der Pause nochmal durchgezählt habe – und da waren’s plötzlich elf (!) Leute im Gästeblock. Was entweder heißt, dass die sich sehr schnell vermehrt haben. Oder sehr lange für die Strecke vom Kaiserstuhl gebraucht haben.
Was schön war: endlich mal wieder Fußball ohne MVP, VAR und kalibrierte Linien. Dafür aber halt auch eher Fußball nach dem Zufallsprinzip: schwäbisch Roulette. Bester Spieler an diesem Samstagnachmittag war folglich auch der Dudelsackspieler in der Halbzeitpause. Der – und unser Torwart mit dem Superheldennamen Louis Lord.
Rechnerisch ging’s um nix oder um alles, das sollen bitte Raketenwissenschaftler oder Quanten-Mathematiker ausrechnen, ob da noch was drin ist/war. Wobei: Geht es auf der Waldau nicht immer um was?
Ich erinnere mich an mehr als eine Spielrunde, bei der man auch nach dem letzten Spieltag noch irgendwie gehofft hat, dass irgendjemand keine Lizenz bekommt und es vielleicht doch noch reicht. Und ich erinnere mich an ein Relegationsspiel. Gegner und Ergebnis habe ich verdrängt, nur soviel: es hat wieder mal nicht gereicht.
Ich hatte das Spiel im Urlaub auf dem Laptop geschaut, das Netzteil aber vergessen. Ein paar Minuten vor Abpfiff ging der Rechner aus, dann das Spiel verloren. Als ich 14 Tage später wieder zuhause war und den Rechner den den Strom angeschlossen habe, da war da noch das Stream-Fenster offen.
Und ich habe mir – obwohl ich das Ergebnis kannte – tatsächlich noch die letzten Minuten dieses Trauerspiels angeschaut. Und mir insgeheim dabei ausgemalt, dass es vielleicht doch noch anders ausgeht.
Denn die Hoffnung stirbt zuletzt. Und in Degerloch, da lebt sie ewig.
Und ich erinnere mich an ein Relegationsspiel. Gegner und Ergebnis habe ich verdrängt, nur soviel: es hat wieder mal nicht gereicht.
Ich hatte das Spiel im Urlaub auf dem Laptop geschaut, das Netzteil aber vergessen. Ein paar Minuten vor Abpfiff ging der Rechner aus, dann das Spiel verloren.
Wann genau haben die Kickers denn mal ein Relegationsspiel verloren?Kickers II ausgenommen.
Das meinte ich mit Quanten-Mathematiker. Leute, die genau wissen, wer wann gegen wen wie gespielt hat. Kickers sind jedenfalls in dem besagten Jahr nicht aufgestiegen. Been there, been ganz nah dran, fuck that.
Endlich!